Wenn die Kinderdorffamilie an der Weihnachtsstimmung bastelt
ALTMÜNSTER. Stefan Koma wohnt seit eineinhalb Jahren mit seinen Schützlingen im SOS-Kinderdorf Altmünster. Gerade zu Weihnachten ist seine Rolle als Kinderdorfvater eine besondere
Vier Wörter reichen, um das Haus in Aufruhr zu versetzen: "Kommt’s runter, Weihnachtsbaum schmücken!", ruft Stefan Koma und wird beinahe vom Geräusch der Treppen, auf denen sich die kleinen Füße so schnell wie möglich ihren Weg in den Aufenthaltsraum bahnen, übertönt. Ein skeptischer Blick auf die nackte Tanne, dann raschelt es. Lieber die weinrote Kugel, oder doch den Anhänger mit dem Bären, dessen Augen mindestens genauso groß sind wie die Ohren? Der Karton leert sich, der Raum füllt sich mit Freude.
Der Tag vor Weihnachten ist im SOS-Kinderdorf Altmünster ein aufgeregter. Auch für ihn, der alles überblicken muss: Kinderdorfvater Stefan Koma. Seit fünf Jahren arbeitet der 33-Jährige am Westufer des Traunsees, seit 18 Monaten wohnt er auch hier. Koma hat sich ein Zimmer im "Haus Laudachsee" eingerichtet, ist fünf Tage pro Woche durchgehend für jene vier Wirbelwinde da, die gerade darüber beraten, welcher der vielen Weihnachtsbären der schönste ist. Im neuen Jahr werden noch zwei "Hausgeschwister" hinzustoßen. Zwischen sechs und 15 Jahre sind sie alt, und wenn sie gerade nicht in der Schule sind, ist Koma ihr erster Ansprechpartner. Auf den ersten Blick unterscheidet sich sein Alltag kaum von jenem anderer Eltern: Frühstück machen, die Kinder auf die Schule vorbereiten, Arzttermine koordinieren, bei Hausaufgaben unterstützen, spielen, Ausflüge organisieren, den Haushalt im Griff behalten und klare Worte finden, wenn einmal etwas nicht ganz so läuft, wie es laufen sollte.
Aber der "Papa" ist er trotzdem nicht. "Für die Kinder, mit denen ich hier im Haus zusammenwohne, bin ich einfach der Stefan. Weil sie alle eigene Eltern haben, zu denen sie im besten Fall auch zurückkehren können", sagt er.
Ein gemeinsames Weihnachten
Zwei von ihnen werden auch den Heiligen Abend bei Verwandten verbringen – zwei nimmt Koma heute mit zu seiner eigenen Familie.
"Wir gehen in die Kindermette, essen mit meiner Mutter zu Abend und fahren dann wieder zurück ins Kinderdorf. Sie dürfen an diesem Tag ein bisschen länger aufbleiben und freuen sich seit Wochen darauf", sagt er. Er wolle, dass die Kinder auch die "Botschaft von Weihnachten verstehen", dass es um Liebe und Zusammenhalt und nicht nur um Geschenke gehe.
Denn gerade diese Weihnachtszeit sei bei vielen Kindern mit Anspannung verbunden. "Da werden natürlich viele Fragen gestellt: Kann ich heim, werde ich eh wirklich abgeholt, ist niemand krank zu Hause und kann deswegen nicht kommen?" Koma ist einer der wenigen Männer in Österreich, die im Beruf des Kinderdorfvaters seine Erfüllung gefunden haben. Aber das ist der Welser, der seit elf Jahren in Sozialberufen arbeitet, gewohnt: Schon im Jahr 2013 war er der einzige junge Mann in Oberösterreich, der die Ausbildung zum Diplom-Fachbetreuer für Familienarbeit absolvierte.
Dass sein Privatleben oft an zweiter Stelle steht, ist für Koma kein Problem: "Du musst dich gut organisieren und gut planen können. Ich habe ja auch meine zwei freien Tage pro Woche. Die Arbeit mit den Kindern gibt mir so viel zurück, dass ich überhaupt nicht daran denke, irgendetwas verpassen zu können", sagt er. Sein Rückzugsort im Haus ist das eigene Zimmer, an das die Kinder "natürlich immer klopfen können, wenn sie etwas beschäftigt", sagt er.
Heute ist das vor allem, aus welcher leeren Verpackung noch etwas gebastelt werden könnte. "Schau, die Kerze da am Fenster hab’ ich gemacht", sagt ein kleines Mädchen stolz, bevor sie allen schon einen Tag vor dem Heiligen Abend laut und deutlich "Frohe Weihnachten" wünscht.
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Gut dass es solche Einrichtungen gibt, wie arm wären solche Kinder ohne Eltern, von schwierigen Verhältnissen in einem Elternhaus!
Man kann nur DANKE, diesen Leuten sagen! 🙏
Gelebte Barmherzigkeit
zum Nutzen der Gesellschaft