Erdgas geht, Windkraft geht nicht: Grüne und SPÖ üben heftige Kritik
ST. GEORGEN IM ATTERGAU. Auf der Bohrstelle herrscht emsiges Treiben, regelmäßig kommen Schaulustige, und der große Bohrturm steht schon bereit: Am Fuß des Lichtenbergs in St. Georgen beginnt der australische Konzern ADX diese Woche mit der sechswöchigen Probebohrung für die Erschließung eines Erdgaslagers. 780 Millionen Kubikmeter Erdgas werden im Boden der Attergau-Gemeinde vermutet. Zum Vergleich: Im Vorjahr verbrauchte Österreich 6,9 Milliarden Kubikmeter. ADX rechnet damit, zwölf bis 15 Jahre lang fördern zu können.
Region will Windpark
Alle amtlichen Genehmigungen für die Bohrung liegen bereits seit Dezember des Vorjahres vor. Laut ADX herrscht auch bestes Einvernehmen mit den Anrainern, für die hohe Lärm- und Lichtschutzwände errichtet wurden.
Dennoch regt sich im Bezirk politische Kritik an der Gasbohrung. Vor allem auch deshalb, weil die schwarz-blaue Landesregierung mit ihrem restriktiven Windmasterplan die Errichtung eines seit Jahren geplanten Windparks auf dem nur wenige Kilometer entfernten Saurüssel verhindert. Die fünf Windräder in Strass im Attergau könnten mehr als 15.000 Haushalte mit Strom versorgen und sind vor Ort nicht einmal umstritten. Die 15 Bürgermeister der Region Attergau forderten die Landesregierung vor zwei Jahren in einem offenen Brief vergeblich dazu auf, den Weg für den Windpark freizugeben.
"Dass man in Zeiten der Klimakrise nach neuem Gas bohrt, ist an sich schon widersinnig", schimpft Attersees Bürgermeister Rudi Hemetsberger (Grüne). "Dass wenige Kilometer entfernt ein Windpark nach allen Regeln der Kunst blockiert wird, macht das Ganze noch schräger."
Und auch Vöcklabrucks Bürgermeister Peter Schobesberger (SPÖ) übte am Montag heftige Kritik. "Erdgas ist nachweislich die teuerste Energiequelle", sagt er. "Windenergie dagegen ist mittlerweile spottbillig. Der schwarz-blaue Kampf gegen Windräder ruiniert die Zukunft des Industrielandes Oberösterreich."
Auch Maximilian Dollberger (SPÖ), Gemeindevorstand in St. Georgen, fehlt jedes Verständnis. "Gemeinden wünschen sich günstige erneuerbare Energien, und das Land sagt Nein dazu."