Ärztlicher Direktor nimmt Abschied: Zufall ließ ihn einst Mediziner werden
KIRCHDORF, DIETACH. Es sind die letzten Tage, ja Stunden, in Oswald Schuberths beruflicher Laufbahn: Der in Dietach lebende, gebürtige Niederösterreicher hat am 28. Februar seinen letzten Arbeitstag im Landeskrankenhaus Kirchdorf.
Nach fast 38 Jahren als Mediziner, die letzten neun Jahre als Ärztlicher Direktor am LKH Kirchdorf, nimmt Primar Schuberth am Donnerstag Abschied von Mitarbeitern und Patienten.
"Natürlich ist eine gewisse Wehmut dabei", sagt der Anästhesist, "aber wenn ich auf mein Alter schaue, dann ist es gut, dass ich gehe." Zudem sei eine Spitalsreform für ihn genug gewesen, bei den anstehenden Änderungen – sprich Fusion von Steyr und Kirchdorf zum Klinikum Pyhrn-Eisenwurzen – sollen Jüngere ran.
Schuberths Nachfolge als Ärztlicher Leiter tritt am 1. März interimistisch Primar Gerhard Pöppl, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, an. Als Leiterin des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin folgt ihm zeitgleich Silvia Dobler nach.
"Fan" von Vorwärts Steyr
Pensionsschock wird der in Kuffarn, einem Dorf am Jauerling, als ältestes von fünf Kindern eines Tierarztes aufgewachsene 64-Jährige keinen haben. In der Medizin hatte er zwar seine – berufliche – Erfüllung gefunden, mit Musik und Sport, hier speziell der Leichtathletik, hat er abseits des Jobs jedoch zwei leidenschaftliche Hobbys. Zudem bieten zeitgenössische Literatur und Theater Abwechslung. "Abgesehen davon habe ich künftig sicher gewisse Wünsche meiner Frau Gerda zu erfüllen. Die muss ja noch fünf Jahre lang arbeiten", sagt Schuberth mit schelmischem Schmunzeln.
Die Mediziner-Karriere des Dietachers ist einst jedoch dem Zufall entsprungen. Denn Schuberth hatte nach der Matura das Lehramt angestrebt. "Beim fünften Einsatz in der Kleinpöchlarner Fußball-Kampfelf habe ich mir aber eine Kreuzbandverletzung zugezogen, damit war es um den Sport-Aufnahmetest geschehen", erinnert er sich. Resultat war die Laufbahn als Arzt, geblieben ist das Interesse für den Ballsport: "Ich habe eine Dauerkarte für Vorwärts Steyr. Hier spielen sie jetzt wieder mit Begeisterung Fußball."
Beim Sport fand Schuberth auch den Ausgleich zum Beruf: "Man nimmt nach einem langen Arbeitstag doch vieles mit nach Hause, da hat das Laufen immer gut getan."Ähnlich verhielt es sich mit der Musik: Der Griff zur Gitarre brachte dem Anästhesisten und Intensivmediziner regelmäßig einen neuen Energieschub.
Seine musikalisch-künstlerische Ader hat Schuberth seinen Kindern weitergegeben. Die Töchter Monika (38) und Irene (37) sind Tänzerinnen, Sohn Paul (24) gilt als Virtuose auf dem Akkordeon: "Er ist durch meine Frau im Alter von sieben Jahren zu diesem Instrument gekommen", sagt Schuberth, "von Otto Lechner war er begeistert, mit ihm ist er später gemeinsam aufgetreten." Einmal gab es bei der langen Nacht der Kirchen sogar einen Vater-Sohn-Auftritt: "Ich war ziemlich nervös, als Amateur mit Profimusikern."
Kabarett zum Abschluss
Dabei ist Nervosität etwas, das den Mediziner beruflich überhaupt nicht prägt: Er gilt als besonnen und fleißig, als einer, der Entscheidungen rationell trifft. "Ich bin nicht das klassische Alphatier. Mir ist es wichtig, sachlich zu bleiben. Viele Dinge lassen sich im Hintergrund besser regeln."
Diese Einstellung habe ihm in seiner Managementfunktion als Ärztlicher Leiter wie auch beim Umgang mit Patienten geholfen: "Man darf es nie persönlich nehmen, wenn ein Behandlungserfolg nicht wie gewünscht eintritt." Das Leben sei enden wollend. "Patienten und Angehörige befinden sich in einer Ausnahmesituation. Ich habe selbst erlebt, wie schwierig es ist, wenn es um die Eltern schlecht steht", sagt Schuberth, "die Frage, die ich mir als Mediziner immer gestellt habe, war: Wie würde ich selbst in dieser Situation handeln?"
Schuberths letzter (halb-)beruflicher Auftritt wird übrigens am Freitag, 1. März, beim Mitarbeiterfest in Kirchdorf sein: Gemeinsam mit dem Kaufmännischen Direktor Rudolf Gruber, der im Juni den Job wechseln wird, und dem im Vorjahr abgegangenen Pflegedirektor Horst Konrad wird es eine Kabaretteinlage geben, bei der auch die anstehende Spitalsfusion und berufliche Erlebnisse auf die Schaufel genommen werden.
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