Lawine am Kasberg: Wie Bergrettung und Bundesheer den Ernstfall probten
STEYRLING. 30 Bergretter und 26 Soldaten wurden in Steyrling von drei Hubschraubern unterstützt.
Er sah so verlockend aus. Der Schnee, der sich wie ein weicher, weißer Teppich über den Gipfelhang des Kasbergs gelegt hatte. Der erste Schwung, ein Glücksgefühl. Doch dann, gegen 14 Uhr, passiert es: Vater und Sohn lösen bei der Abfahrt eine Lawine aus, werden von den Schneemassen verschüttet. Der Jüngere kann sich bewegen, alarmiert mit seinem Handy die Bergrettung. Den Rettern steht eine mühsame Suche bevor: Beide Männer tragen kein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) bei sich.
Für die Bergretter der Ortsstellen Steyrling und Kirchdorf, die gemeinsam mit dem Lawineneinsatzzug des Militärkommandos Oberösterreich und der Suchhundestaffel der Bergrettung Oberösterreich Dienstagabend aufbrechen, um zu helfen, ist es nur eine Übung. Eine immens wichtige. Denn solche Szenarien gibt es immer wieder. "Dass aus einer Übung schnell harte Realität werden kann, zeigen die Einsätze während der großen Schneemassen im vergangenen Jänner", sagt Thomas Tatschl, Einsatzleiter der Bergrettung Steyrling.
Drei Hubschrauber im Einsatz
Großereignisse fordern oft die Zusammenarbeit mehrerer Einsatzorganisationen, sagt er. "Das ist ein enormer Koordinations- und Logistikaufwand. Darum ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein."
Die Übung am Kasberg, die viereinhalb Stunden dauerte und somit auch teilweise in absoluter Dunkelheit stattfand, wurde von drei Hubschraubern des Bundesheeres unterstützt.
Aufgrund der Lage des Unglücksortes, in einem Kessel im Nahbereich der Steyrerhütte, mussten Bergretter und Soldaten auch funktechnische Probleme lösen. Dabei wurde auch der neue Behördenfunk (BOS) zum ersten Mal bei einer Großübung erprobt. Die Übung verlief nach Plan: Zwei Lawinenhunde konnten einen der Verschütteten rasch orten, die Einsatzkräfte befreiten ihn aus den Schneemassen. Um den – laut Übungsannahme – geschockten, aber unverletzten Tourengeher kümmerte sich in der Steyrerhütte ein Team der Krisenintervention des Roten Kreuzes Kirchdorf. Der zweite Verschüttete, verkörpert von einer lebensgroßen Puppe, musste mittels langer Sondierstangen gesucht werden. Gemäß Übungsannahme konnte er nur noch tot geborgen werden – und musste per Universaltrage ins Tal gebracht werden.
Um 19.30 Uhr konnte die Übung, an der sich insgesamt 58 Personen beteiligten, beendet werden. Erfolgreich. Denn unter erschwerten Bedingungen lief die Zusammenarbeit "reibungslos", sagt Tatschl. (geg)