Turmuhr der Steyrer Stadtpfarrkirche tickt nicht ganz richtig
STEYR. Vor Jahren ging die Turmuhr stur fünf Minuten vor. Jetzt bereitet das rebellische Läutwerk Stadtpfarrer Nikola Prskalo Kopfzerbrechen, weil es die Glocken zu Unzeiten anschlägt.
Sie spinnt wieder. Fünf Jahre gab die Turmuhr der Steyrer Stadtpfarrkirche Frieden, aber jetzt kehrte das unmotivierte Gebimmel der Glocken wieder. "Der Fehler muss in der elektrischen Steuerung liegen", sagt Stadtpfarrer Nikola Prskalo, "aber wir finden ihn nicht."
Das Geläute des Steyrer Münsters hat wieder Macken: Montagvormittag – alle Uhren, Handys und Notebooks zeigen 11.15 Uhr an –, was die Turmuhr zum Anlass nimmt, elf zu schlagen. Was sie eine Viertelstunde zuvor zur vollen Stunde hätte machen sollen, aber bleiben ließ.
Aufsässig war der Chronometer der Stadtpfarrkirche schon unter Prskalos Vorgänger Roland Bachleitner gewesen. Diesem hatte die Uhr das Rätsel aufgegeben, warum sie immer zu jeder vollen Stunde fünf Minuten zu früh läutete. Dass die Kirche einmal der Zeit voraus war, empfand der Seelsorger als schwachen Trost. Die Pfarre und die zu Hilfe gerufene Elektronikfirma tüftelten lange, um der widerspenstigen Kirchturmuhr ihre Faxen auszutreiben.
Jetzt ist der Rückfall des Läutwerks zu seinen Unarten umso heftiger. Unlängst riss ein zehn Minuten dauerndes Geläute Stadtpfarrer Prskalo und Bewohner der Altstadt an einem Samstag in aller Herrgottsfrühe vor fünf Uhr aus dem Schlaf. "Kein Mensch weiß, warum zu diesem Zeitpunkt", sagt Prskalo. Ein Kirchgänger aus der Pfarre hatte die mystische Erklärung, dass aus dem Mittelalter das Glockengeläut gegen die Pest auferstanden sei. "Das ist natürlich Humbug", entgegnet der Stadtpfarrer, "aber unsere launische Turmuhr wird lästig." Die Pfarrgemeinde wird jetzt eine Spezialfirma zu Hilfe rufen, die sich mit elektronischen Steuerungen auskennt. Heikel wird die Aufgabe aber, weil in der Pfarrkanzlei die Beschreibungen der Anlage nicht mehr auffindbar sind.
Mit Kirchglocken, die zur falschen Zeit läuten, hat Nikola Prskalo übrigens auch aus seiner Zeit als Stadtpfarrer in Wels Erfahrung. "Die Glocke hatte beharrlich eine Stunde zu früh um sechs Uhr zum Gebet geläutet", erzählt Prskalo. Die Lösung war dann aber gefunden: Das Steuergerät hatte die liturgischen Zeiten des Herstellerlandes Holland programmiert. "Dann haben sie die Software umgeschrieben, und das Problem war beseitigt", sagt Prskalo.
Jetzt hofft der Stadtpfarrer, dass die Computerleute auch seine Steyrer Turmuhr wieder hinkriegen. "Momentan haben wir ein Geläute, auf das mich täglich jemand anspricht." Prskalo nimmt das Ganze letztlich mit christlicher Gelassenheit: "Vielleicht will uns die Uhr auch sagen, dass der Mensch nicht Herr seiner Zeit ist."
Der Wächter über den Glockenschlag des Münsters
Wenn wie am Montagvormittag der Zeiger am Ziffernblatt schon auf 11.15 Uhr vorgerückt ist, die Glocke vom Turm der Stadtpfarrkirche aber erst elf schlägt, dann muss Ignaz Poxhofer die Wendeltreppe hinauf zum Uhrwerk. „Da ist nichts Schlimmes passiert“, sagt der Pfarrangehörige, der sich um den Glockenschlag kümmert. Poxhofer kurbelt nur eines der Gewichte, das offensichtlich hängen geblieben ist, mit dem Drahtseil hinauf, und dann geht die Mechanik aus 1775 zuverlässig wie eine Armbanduhr. Ein Hammer schlägt dann wieder genau zur vollen Stunde auf die Glocke. Auf das Geläute der Glocken, wenn der Schlegel schwingt, hat der Wächter über die Steyrer Zeit keinen Einfluss: Die Glocken in ihrem Gestühl werden automatisch von einer Elektronik in Bewegung gesetzt.
Ich empfehle, Herrn Schmollgruber - eine halbe Minute von der Stadtpfartkirche entfernt - zu fragen.
Vorschlag: Ausschalten, bis das Problem behoben ist.