Verzicht nimmt nicht, Verzicht gibt
Fünf OÖN-Redakteurinnen haben die Fastenzeit zum Anlass genommen, um auf Gewohntes zu verzichten.
Verzichten bedeutet, Gewohntes zu hinterfragen und sich von Abhängigkeiten loszusagen. Es gehört natürlich Mut dazu, sich darauf einzulassen – vielleicht auch abseits der Fastenzeit. Ob Verzicht jetzt alle glücklich macht oder nicht – auf jeden Fall schult er die Selbstdisziplin. Und Selbstkontrolle wiederum macht Menschen froh, hat ein deutsch-amerikanisches Forscherteam herausgefunden. Demnach erleben Menschen mehr positive Gefühle und sind zufriedener mit ihrem Leben, wenn sie sich gut im Griff haben – und Bedürfnisse aufschieben können, um ein anderes, wichtiges Ziel zu erreichen.
Bei allen Studien zeigte sich: Wer öfter auf die Befriedigung seiner spontanen Gelüste verzichtete, empfand mehr Wohlbefinden und war mit dem eigenen Leben zufriedener als jene, die sich immer alles gönnten – Letzteren ging der Genuss verloren. Damit wäre wissenschaftlich belegt, was Philosoph Martin Heidegger einst formulierte: „Verzicht nimmt nicht, Verzicht gibt.“
Bald auf Ostereiersuche, Julia Evers wird erst vegan, wenn mehr Zeit für die Menü-Planung bleibt.
Die gute Nachricht vorweg: Wer vegan lebt, hat keinesfalls weniger. Nicht weniger Geschmack, nicht weniger Gerichte. Ganz im Gegenteil, das Einzige, was Veganer wirklich brauchen, ist mehr – mehr Zeit zum Planen, zum Einkaufen, zum Kochen.
Zumindest ergab das mein Selbstversuch. Knappe sechs Wochen habe ich den Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte und Eier gelebt, Einladungen waren von der Vegan-Regel ausgenommen. Am meisten vermisst habe ich den Schuss Milch in den Kaffee – zwar gibt es jede Menge Ersatz- und Alternativprodukte, aber die sind weder handtaschentauglich noch dort überall vorhanden, wo ich normalerweise gern Kaffee trinke. Ansonsten freue ich mich heuer nicht nur auf die Ostereiersuche und das Pecken – auch auf das Hineinbeißen.
Der gemeine Alltag, Barbara Rohrhofer wollte in der Fastenzeit öfter auf das Auto verzichten.
„Verzicht kann sich echt gut anfühlen, er kann Spaß machen“, sprach ich anfangs und tauschte beim täglichen Weg in die Arbeit mein Auto gegen den Bus. Und siehe da: Ich gewann sofort, nämlich Zeit zum Tagträumen beim Aus-dem-Fenster-Schauen während der Busfahrt. Mitte März ist mir das Leben dazwischengekommen – in Form von Zahnschmerzen und Arztbesuchen, spontanen Kinder-Abholaktionen und Corona-Einkäufen für die Verwandtschaft, die ich – ich schwöre (!) – nur mit dem Auto erledigen konnte. Irgendwann hab ich fast aufs Busfahren vergessen, bis mich in der vergangenen Woche eine Nachbarin fragte, was denn aus meinem Vorsatz geworden sei … Ich fühlte mich fast ein bisschen schuldig und bin dann wieder in den Bus gestiegen. Weil’s eben kein Verzicht ist, sondern guttut.
Und weiter geht’s, Valerie Hader verzichtet auf Bequemlichkeit – und macht jeden Abend einen Spaziergang.
Ich geh in die Verlängerung – im wahrsten Sinne des Wortes: Durch Quarantäne hab ich zehn Tage verpasst und werde meinen Fastenvorsatz, jeden Abend eine halbe Stunde spazieren zu gehen, wohl bis nach Ostern weiterführen. Aber ich muss gestehen: Es war gar nicht so leicht, nach der erzwungenen Pause die zuvor schon eingespielte Routine wiederaufzunehmen!
Geholfen hat der Artikel über eine neue Studie, wonach schon 20 Minuten Bewegung an der frischen Luft reichen, um vielen Krankheiten vorzubeugen. Wer nach einem anstrengenden Arbeitstag an die frische Luft geht, baut außerdem Stresshormone ab und schüttet Glücksgefühle aus. Außerdem schläft man auch viel besser, sagt die Forschung. Ich kann das eigentlich nur bestätigen – und werde wohl einfach weitergehen. Und wer weiß, vielleicht sogar für immer?
Glücklich gescheitert, Dietlind Hebestreit hatte geplant, bis Ostern nur Österreichisches zu essen und zu trinken.
Ich bin schwach geworden: Neben der Tastatur steht ein Becher mit Kaffee. Bei den Getränken habe ich meinen Fasten-Plan über Bord geworfen. Ohne Kaffee, Cola, grünen und schwarzen Tee geht es bei mir einfach nicht.
Beim Essen bin ich strikter. Einfach ist es, österreichisch zu essen bei Fleisch, Milchprodukten, Nudeln, Brot, Eiern. Fertigsgerichte gehen aber gar nicht, waren aber schon bisher nicht mein Geschmack. Obwohl: hie und da eine Tiefkühlpizza …
Beim Gemüse habe ich zwar ganz viel Heimisches gekauft – Fenchel, Kartoffeln, Kraut, Salat, Gurke, Tomaten, verschiedene Wurzeln wie Karotte oder Pastinake. Nur: Was es im Supermarkt gibt, ist Glücksache. Manchmal gehe ich mit fünf Sorten heim, manchmal nur mit zwei. Und ich habe aufgegeben, zu planen. Denn genau die Zutaten, die ich bräuchte, kommen dann ausgerechnet aus Spanien oder Italien.
In meinem bevorzugten Bio-Laden in Eidenberg geht es karg zu: Da gibt’s um diese Zeit nur typisches Wintergemüse. Bei Süßigkeiten ist es auch nicht einfach: Da gibt’s ohnehin nichts: Schokolade ohne Kakao geht nicht. Verarbeitetes wie Gummibärchen lässt sich nicht nachverfolgen. Meine Lösung: Dörrzwetschken.
Eine tiefe Dankbarkeit habe ich für alles entwickelt, was es bei uns aus anderen Ländern gibt und das ich nach Ostern endlich wieder genießen kann: Olivenöl, Zitronen, Orangen, Vanille und Zimt, Gewürze wie Pfeffer, manchmal Schokolade, Avocado, Nüsse oder die oben erwähnten Getränke machen mich richtig glücklich. Fazit: Gerne auch in Zukunft ganz viel Österreichisches! Aber garniert mit Gutem aus aller Welt.
Die Lust auf neue Kleidung steigt mit jedem Grad auf dem Thermometer, Ulrike Griessl plant, 2022 auf den Kauf von Kleidern, Taschen und Schuhen zu verzichten.
„Ulli, jetzt kaufe ich dir eine Hose, damit du nicht mehr mit diesem alten Ding aus den 70ern herumlaufen musst“, sagte kürzlich ein Kollege augenzwinkernd zu mir. Ich lachte und erwiderte: „Die 70er sind eh wieder modern.“ Doch gleich darauf sah ich verstohlen an mir hinunter, um zu prüfen, ob die Hose wirklich schon zu altmodisch aussah. Irgendwie schon, ergab der strenge Blick.
Und plötzlich war er da, der unbändige Wunsch, eine neue Hose zu kaufen , obwohl mich der Kollege (der natürlich von meiner Challenge weiß) doch nur aufziehen wollte. Aber der Gedanke, ob trotzdem ein Körnchen Wahrheit in der Anmerkung steckte, ließ mich nicht mehr los.
Besagte Hose muss es nun büßen. Sie fristet ihr Dasein seither in der hintersten Ecke des Kastens. Und auch die restlichen Blusen, Hosen und Kleider im Schrank werden jetzt streng nach dem Kriterium „noch anziehbar“ begutachtet, bevor sie vom Kleiderbügel genommen werden. Bisher hat sich jeden Morgen etwas gefunden, das die Prüfung bestanden hat. Doch die Lust nach Neuem steigt mit jedem Grad auf dem Thermometer. Und so sehe ich mehrmals wöchentlich meine Stoffe durch, die ich in den vergangenen Jahren gekauft habe, um meinem Hobby, dem Nähen, zu frönen. Vier T-Shirts und ein Jäckchen sind bereits entstanden. Und ich bin sicher, es werden noch um einige Stücke mehr. Denn bis zum Jahresende ist es noch sehr, sehr lang.
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in einer Zeit wo der Slogan gilt
„ich will alles und das sofort“
Ist es wirklich schwer zu verzichten, nicht nur beim Essen
noch dazu bei Leuten die sich von der Werbung all den Mist suggerieren lassen
Das übliche Geschwätz (muss heutzutage Narrativ heißen, damit die Begrifflichkeit verwaschen wird) der Reichen: "Arm und glücklich".
Brecht:
»Reicher Mann und armer Mann standen da
Und sah'n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär' ich nicht arm, wärst Du nicht reich.«
Mir is soooo fad
Gemma shoppen
Und was Essen
Des brauch i jetz ! -bild ich mir zumindest ein, weil danach gehts mir eigentlich auch nicht besser
Wer das Gefühl hat, auf etwas zu verzichten, macht schon den ersten Fehler.
Es geht um den Schalter im Kopf, der einem sagt, dass man etwas nicht braucht.
Respekt, tolle Leistung
Solche Luxus-Probleme möchten manche Ukrainer auch haben ...
Zon...
Die hams eh. Keine 5 Euro im Parkhaus für den SUV
Die haben sichs ja sehr leiicht gemacht mit dem '"Fasten" und Verzicht.
Und trotzdem sinds umgefallen.
Es ist kein Verzicht wenn man verschiedene
Dinge nicht kauft, keinen Meeresfisch, einmal
pro Woche Fleisch, gibt sehr viele gute Gerichte
die ohne Fleisch sind, Auto nur zum einkaufen,
überlege schon ob ich es nicht weggebe, meine
Bekleidung Zeitlos, daher immer aktuell, man
muss nicht die billigste kaufen, die dafür auch
länger hält!
Was das Shoppen betrifft, verzichte ich schon seit mehr als 2 Jahren.
Mit dem Auto fahre ich immer nur, wenn es notwendig ist. Vielleicht bald nicht einmal mehr dann, wenn wir es uns nicht mehr leisten können, weil die Regierung drauf VERGESSEN hat, jenen, die nicht gehen und öffentliche Verkehrsmittel nicht benutzen können, die Treibstoffpreiserhöhung auszugleichen.
Fleisch habe ich ca 30 Jahre lang überhaupt nicht gegessen, seit ich mal an einer Viehverladestelle der ÖBB wohnte und jetzt 1 x/Woche.
Und wenn wir uns alle brav im Diesseits veraschen lassen, wartet im Jenseits alles Glück des Himmels auf uns.
Bin trotzdem angesichts dessen, dass alte Leute im Billig?supermarkt ihre Einkäufe aus Sackerln mit Münzen bezahlen, dagegen, dass wir weiterhin jeden, der nur ein einziges Vokabel beherrscht hier und die UA in die D€€U aufnehmen.
Ich kann dem im Großen und Ganzen zustimmen.
Aber dafür bräucht's keine Studie, sondern einfach nur den Hausverstand.
wer verzichtet gewinnt also - weniger warm in der wohnung ist gesund -die neue retroküche - warum arme glücklicher sind - die gefahren die im auslandsurlaub liegen- urlaubsgeld warum?gibts fast in der ganzen eu nicht- solidarität neu entdeckt: tauschhandel wird wieder en vogue- die gefahren der wohlstandsgesellschaft- warum steigende asylzahlen uns glücklich machen sollten - usw............naja es gäbe da noch ein paar überschriften um die leute mal einzustimmen das wohlstand, sozialstaat und sicherheit in immer schnelleren schritten zusammenbricht u man menschen dazu schon mal einstimmt das als vorteil zu sehen!
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