Rabl zu Veterinär-Privatuni: "Gibt zahlreiche Hürden"
WELS. Ob das Projekt wirklich umgesetzt wird, ist ungewiss. Auch eine Gesetzesänderung wäre nötig.
Vor fast einem Jahr verkündete Bürgermeister Andreas Rabl (FP), dass Wels als Standort für eine neue veterinärmedizinische Universität im Spiel sei: Die Wiener Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) überlege, jährlich bis zu 100 Studierende auszubilden. Elf Monate später laufen die Verhandlungen – ob die Uni wirklich komme, stehe aber noch nicht fest, sagt Rabl: "Ich bin weiterhin von dem Projekt überzeugt, aber es gibt zahlreiche Hürden."
SFU und die Kammer der Tierärzte waren im Vorjahr mit dem Vorschlag an die Stadt herangetreten. Als Standort ist das Logistikgebäude von Richter Pharma in der Feldgasse im Gespräch – unweit des Welser Tiergartens. Auch die Nähe zum Pferdezentrum in Stadl-Paura und zum Zoo Schmiding spricht für Wels.
Abstimmung im Parlament
Die Privatuni wäre die einzige Alternative zur Veterinärmedizinischen Universität Wien in ganz Österreich – ein Umstand, der auch Probleme macht. Denn wer hierzulande als Tierarzt arbeiten will, braucht laut Tierärztegesetz einen Abschluss von der Wiener Uni oder einen ausländischen Abschluss, der nostrifiziert wurde. "Der Passus ‚Wien‘ müsste aus dem Gesetz gestrichen werden. Ich habe dazu einen Antrag im Parlament initiiert, über den noch vor dem Sommer abgestimmt werden soll", erklärt Rabl. Es komme darauf an, ob die schwarz-grüne Koalition zustimme. Ansonsten müsse man pausieren und nach den Wahlen im Herbst schauen, ob sich eine Mehrheit finde, sagt der Bürgermeister.
Die Gespräche würden im Hintergrund aber weiterlaufen: Vor zwei Wochen habe es ein Treffen der Stadt mit SFU, Land und Tierärztekammer gegeben, bei dem ein Budget und ein ungefährer Zeitplan vorgelegt worden seien, sagt Rabl. Über die genaue Finanzierung werde noch verhandelt: "Es geht darum, ob die Stadt einmalig Infrastrukturkosten übernimmt, da geht es um die Ausstattung eines Labors. Zu den Details will ich mir nicht in die Karten schauen lassen", sagt der Bürgermeister.
Für das Land Oberösterreich führt das Agrarressort unter Landesrätin Michaela Langer-Weninger (VP) die Gespräche. Aus ihrem Büro heißt es, dass man aufgrund des Mangels an Tierärzten dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Ein Standort in der Nähe der FH in Wels sei im Gespräch. Insgesamt sei es aber noch zu früh für konkrete Aussagen zum Konzept und zur Finanzierung. Die SFU war für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
Vor einigen Monaten klang Rabl noch so: Ein Traum geht nun in Erfüllung, Wels wird Universitätsstadt. Wir haben jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet. Jetzt steht die Umsetzung unmittelbar bevor.
Jössas, a private "Eliteuni".
Nachdem sich die öffentlichen Universitäten durch Zugangsbeschränkungen in vielen Fächern prohibitiv abschotten, sollte man privaten Anbietern die Arbeit nicht schwerer machen, als nötig. Wie in anderen Bereichen auch: wenn das öffentliche System nicht liefern kann oder will, finden sich private die wollen und können.
Dass kein Bauernbub mehr Tierarzt werden will hat ganz andere Gründe, viele Töchter von Betuchten wollen Kleintierärztin werden, da wäre eine Privatuni ohne Aufnahmsprüfung schon recht. Der Papa wirds schon zahlen. Trotzdem eine Schnapsidee, für die kein Steuergeld verwendet werden darf.
Ist der Bedarf für mehr Studienplätze für Veterinärmedizin tatsächlich vorhanden? Oder gibt es in Wien an der "normalen" Veterinär-Medizin auch eine so schwierige Aufnahmeprüfung?