Kunst des Trockenmauerns soll immaterielles Kulturerbe werden
ASUNCION/WIEN. Die UNESCO berät seit heute, Montag, in Paraguays Hauptstadt Asunción über die Aufnahme von rund 60 Kulturformen in die Liste des immateriellen Kulturerbes.
Vorgeschlagen wurden unter anderem das chinesische Neujahrsfest, die Sake-Herstellung in Japan und die Henna-Tradition aus dem arabischen Raum. Österreich ist Teil einer gemeinsamen Einreichung, mit der die Länderliste bei der Kunst des Trockenmauerns um Andorra, Irland, Luxemburg und Österreich erweitert werden soll.
Für Wachauer Weinhänge prägend
Trockensteinmauern haben etwa an den Weinhängen der Wachau oder entlang der Thermenlinie südlich von Wien lange Tradition. Sie haben nicht nur Funktionen bei der Stützung und Befestigung von Böschungen, sondern auch einen hohen Wert für Naturschutz und Biodiversität, da sie Pflanzen, Insekten und Kleinreptilien wichtigen Lebensraum bieten. Dabei handle es sich um eine alte Handwerkstechnik, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde, und bei der aufeinandergeschichtete Steine ohne Mörtel oder andere Bindemittel stabilisiert werden, heißt es in den Einreichungsunterlagen des Ergänzungsantrags zu der 2018 erfolgten Eintragung, die ursprünglich von Frankreich, Griechenland, Kroatien, Italien, Slowenien, Spanien, Schweiz und Zypern betrieben wurde.
Schon 500 Traditionen auf UNESCO-Liste
Die repräsentative Liste der UNESCO umfasst bereits über 500 Traditionen wie den spanische Flamenco, das mongolische Naadamm-Festival, die iranische Teppich-Knüpfkunst oder die chinesische Akupunktur. Österreich ist laut der österreichischen UNESCO-Kommission derzeit mit neun Traditionen auf dieser Liste vertreten: mit der Falknerei (gemeinsam mit 23 weiteren Staaten), dem Imster Schemenlaufen, der Klassischen Reitkunst und Hohen Schule der Spanischen Hofreitschule, dem Handblaudruck in Europa (gemeinsam mit 4 weiteren Staaten), dem Erfahrungswissen im Umgang mit Lawinengefahr (gemeinsam mit der Schweiz), die Tradition der Wanderweidewirtschaft (Transhumanz; gemeinsam mit 9 weiteren Staaten), das Wissen um die Lipizzanerzucht (gemeinsam mit 7 weiteren Staaten), die Flößerei (gemeinsam mit 5 weiteren Staaten) sowie mit Wissen, Technik und Organisation der traditionelle Bewässerung (gemeinsam mit 6 weiteren Ländern).
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Galerie ansehenNeben der internationalen Liste des immateriellen Kulturerbes gibt es auch nationale Verzeichnisse des immateriellen Kulturerbes. Das österreichische Verzeichnis ist kürzlich öffentlichkeitswirksam um die Wiener Würstelstandkultur, aber auch um die Praxis der Neujahrs-Entschuldigungskarten (Tirol), das "Schifferlsetzen" rund um den Nikolaustag (Steiermark) und um die Erzeugung und Spielpraxis der Seitelpfeife erweitert worden und umfasst nun 172 Elemente. Das Trockensteinmauern war bereits 2021 in das nationale Verzeichnis aufgenommen worden - Voraussetzung, um sich für die Aufnahme in die repräsentative Liste zu bewerben.