Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Neues Recyclingverfahren für gebrauchte Windeln

Von nachrichten.at/apa, 17. September 2020, 08:23 Uhr
Symbolbild
Symbolbild Bild: colourbox.de

GRAZ/TULLN. Babywindeln produzieren Berge von Müll. Acib-Forscher haben einen neuartigen biotechnologischen Recyclingprozess auf Basis von Enzymen entwickelt.

Windeln haben eine kurze Funktionszeit: Fünf bis siebenmal am Tag werden sie gewechselt und landen anschließend im Müll. Wertvolle, wiederverwertbare Ressourcen gehen damit unwiederbringlich verloren anstatt sie wiederzuverwerten. Forscher des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) suchten daher nach einem Weg, den Müllberg zu verkleinern und aus dem Abfall wichtige Rohstoffe für die Industrie zurückzugewinnen. 

Die rund 20 Milliarden Einwegwindeln, die jährlich alleine in der EU produziert werden, bestehen aus mehreren unterschiedlichen Schichten aus Polyethylen-, Polypropylen sowie Cellulose- und saugstarken Kunststofffasern. Letztere sind hauptsächlich aus einem körnigem chemischen Verbundstoff (Natriumpolyacrylat) gefertigt, der das Hundertfache der Masse einer Windel absorbieren bzw. aufnehmen kann. Alle diese Materialien gelten als wertvolle, wieder verwendbare Ressourcen.

Die Forscher setzen auf einen biotechnologischen Ansatz im Recycling des Windelmülls: Im Zentrum steht der Einsatz von speziellen Enzymen. Sie werden als Biokatalysatoren verwendet, die biologische und chemische Prozesse steuern und in Gang bringen. "Die Enzyme die wir einsetzen - das sind unter anderem Cellulasen - sind in der Lage, die Windelfasern zu trennen und zu recyceln, woraufhin Cellulosefasern zum Grundstoff Glukose abgebaut und folglich als Nährstoffquelle fermentativ genutzt werden können", erklärte acib-Wissenschafterin Sara Vecchiato vom Institut für Umweltbiotechnologie am IFA Tulln der BOKU Wien.

Die enzymatischen Abbauprodukte sind wertvolle Grundbausteine für chemische Verfahren oder der Herstellung von Bioethanol und neuen Polymeren. Der Vorteil der Technologie sei laut den Forschern, dass sie einfach und in reiner Form rückgewonnen werden können. Zudem könne Erdöl eingespart werden, das nach wie vor als Grundbaustein für die in Windeln verarbeiteten Polymere herangezogen wird.

"Anders als bei der thermischen Verwertung des Windelmülls entsteht beim acib-Verfahren außerdem kein CO2. Während des gesamten Prozesses benötigen wir auch keinerlei gefährliche Chemikalien. Das Recyclingverfahren findet bei Raumtemperatur statt, benötigt keine aufwändige und kostspielige Infrastruktur und stellt damit eine umweltfreundliche Maßnahme dar, die Effekte des Klimawandels einzubremsen", hob Vecchiato die Vorteile hervor.

Für den Labormaßstab gebe es schon vielversprechende Ergebnisse. Nun wird das enzymatische Verfahren zu einem industrietauglichen Prozess weiterentwickelt, wie Matthias Slatner vom acib in Tulln erklärte. "Wir gehen davon aus, dass etwa drei Jahre an weiteren Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Labor nötig sein werden, bis wir so weit sind", schätzte Vecchiato den weiteren Handlungsbedarf ein. Die Forscher sind auf der Suche nach einem Wirtschaftspartner für die Umsetzung des Verfahrens.

Das im Jahr 2010 in Graz gegründete Austrian Centre of Industrial Biotechnology - acib GmbH - bündelt als österreichisches K2-Zentrum für industrielle Biotechnologie die Kompetenz zahlreicher österreichischer Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Industriepartner. Es hat sich u.a. darauf spezialisiert, traditionelle chemische Verfahren für die Biotech-, Pharma- und chemische Industrie durch neue, umweltfreundlichere und ökonomische Prozesse zu ersetzen, in dem es sich Methoden der Natur zum Vorbild nimmt. Speziell sucht man nach Wegen, mithilfe von "biokatalytischer Synthese" die Prozesse zu vereinfachen und umweltschonender zu gestalten. Am acib arbeiten derzeit rund 250 Beschäftigte an mehr als 175 Forschungsprojekten. Eigentümer sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die Wiener Universität für Bodenkultur sowie die steirische Joanneum Research. Gefördert wird das K2-Zentrum im Rahmen von COMET - Competence Centers for Excellent Technologies.

mehr aus Chronik

Wienerin (71) misshandelt und vergewaltigt: 3 Jahre Haft

Betrunkener mit Gasdruckpistole auf Christkindlmarkt in Wien

Weihnachten: So bringen Sie Ihren Christbaum richtig nach Hause

Studententicket für Nicht-Wiener teurer: "Keine ethnische Diskriminierung"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Manfi (22 Kommentare)
am 17.09.2020 09:30

Nicht nur Windel verursachen Berge von Müll. Auch Binden und Tampons verursachen massenhaft Müll und landen oft im Kanal. Verstopfungen und Schäden an Pumpen sind die teuren Folgen.

lädt ...
melden
antworten
LiBerta1 (4.366 Kommentare)
am 17.09.2020 10:44

Ab besten Frauen abschaffen, das Windel-Problem löst sich dann gleich mit.

lädt ...
melden
antworten
Silentiarius (697 Kommentare)
am 17.09.2020 08:34

Früher bestand das "Recyclingverfahren" einfach in Windelwaschen!

lädt ...
melden
antworten
hortensia52 (388 Kommentare)
am 17.09.2020 09:11

Ist aber auch nicht ganz umweltfreundlich, denn dafür braucht man Wasser, Waschpulver und Strom.

lädt ...
melden
antworten
santabag (7.491 Kommentare)
am 17.09.2020 09:58

Wer weiß, wie man in hundert Jahren mit den Baby-Ausscheidungen umgeht. Da wird man dann über uns den Kopf schütteln, was wir mit den Windeln aufgeführt haben ...

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen