Berufswunsch Influencer: Was junge Menschen lernen sollten
Technik und Selbstinszenierung: Die Linzer Kunstuni lehrt Jugendliche das Filmemachen.
Sich zu filmen und das Video dann zu posten – für viele Jugendliche ist das heute ganz normal. Auch den Berufswunsch "Influencer" oder "Youtuber" hört man oft. "Damit verbinden die Kids Anerkennung, Spaß und viel Geld verdienen. In ihrer Wahrnehmung ist das ein ganz normaler Beruf. Und tatsächlich sind Influencer heute ein ganz normales Marketinginstrument", sagt die Linzer Filmemacherin Sissi Kaiser. Jugendliche sollten deshalb lernen, was es konkret bedeutet, als Influencer zu arbeiten. "Dazu gehören eine ganz große Portion Selbstinszenierung sowie Wissen über Technik und Marketing und filmisches Handwerkszeug."
Die Kunstuniversität Linz bietet im April nun erstmals eine Lehrveranstaltung zum Thema "Filmemachen" an. "Die Jugendlichen kennen sich zwar gut mit den Apps und Social Media auf ihrem Smartphone aus, selten wissen sie aber über Grundeinstellungen Bescheid oder haben genauere Kenntnisse, welche Möglichkeiten das Handy als Werkzeug zur Filmerstellung hat", sagt Kaiser. Wer Filme selber produziere, lerne außerdem, Videos im Netz bewusster wahrzunehmen. "Es eröffnet neue Sichtweisen und lässt die Kids spielerisch neue Rollen einnehmen. Es fördert Ausdrucksfähigkeit, Kreativität und mehr", ist die Pädagogin und Filmemacherin überzeugt.
Sie möchte besonders junge Frauen motivieren, den Kurs zu besuchen: "Filme prägen unsere Wertvorstellungen und unsere Idee davon, wie wir sein wollen. Digitale Medien bilden aber die Vielfalt der Gesellschaft bei weitem nicht ab. Vor und hinter der Kamera – es gibt mehr als fünfzig Berufsfelder beim Filmemachen. Der Großteil davon ist von Männern besetzt." Durch mehr junge Frauen in der Branche könnte vermehrt auch die weibliche Sichtweise repräsentiert werden.
Eltern müssen mithalten
Besonders gefordert sind auch die Eltern, um die Welt ihrer Kinder zu verstehen. "Im Prinzip müssen sie mithalten. Denn das, was derzeit auf den medialen Plattformen passiert und täglich entsteht, ist eine für uns Eltern neue Welt. Für die Jugendlichen aber ist es Alltag", sagt Kaiser. Und diesen Alltag sollten Eltern kennen. In den neuen Medien liege nicht nur Gefahr, sondern auch großes Potential für die Kinder. "Als Eltern sollten wir die Kinder aber stets dazu animieren, kritisch hinter die Fassaden der Filme zu blicken und sich auf diesem Gebiet weiterzubilden."
Die Filmemacherin rät zu mehr Gemeinsamkeit zwischen Eltern und Nachwuchs. "Beteiligen Sie sich an der Welt Ihrer Kinder und sagen Sie ruhig, wenn Ihnen dabei etwas nicht gefällt. Verbote greifen nur, wenn diese glaubhaft sind. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Kompetenz schätzen, und fragen Sie ruhig auch um Unterstützung im technischen Bereich."
Offenes Filmlabor: Technik für Mädchen ab 12 (Burschen auch willkommen). Die Lehrveranstaltung der JugendKreativUni Linz startet am 5. April, insgesamt sechs Termine; Info und Anmeldung: kinderkreativuni.office@ufg.at