Luxusjacht vor Palermo gesunken: Tech-Milliardär vermisst, Taucher erreichten Schiffsrumpf
PALERMO. Feuerwehrtauchern ist es gelungen, durch ein Glasfenster in den Schiffsrumpf der am Montag vor Palermo gesunkenen Luxusjacht "Bayesian" zu gelangen.
Um die drei Zentimeter dicke Scheibe von außen zu öffnen, war Werkzeug nötig, das extra angefertigt wurde. In die Kabinen, wo sich die Leichen der sechs Vermissten befinden dürften, kamen sie noch nicht, da einige Zugänge versperrt sind.
Das Segelschiff liegt auf einer Seite in 50 Metern Tiefe, was die Arbeiten erschwert, so die Feuerwehr von Palermo. Bisher hatten die Tauchereinheiten lediglich einige Räume unterhalb der Kommandobrücke durchsuchen können. Zahlreiche Hindernisse versperrten ihnen den Weg und die engen Räume behinderten sie.
Zu den Vermissten zählen der britische Technologie-Unternehmer Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah, der Präsident von Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, sowie der CEO von Lynchs Gesellschaft, Chris Morvillo, und seine Frau Nada. Lynch war im Juni in den USA von Betrugsvorwürfen rund um den Verkauf seiner Software-Firma Autonomy freigesprochen worden. Ihm war unter anderem angekreidet worden, den Umsatz seines Unternehmens falsch angegeben zu haben. Die "Sunday Times" schätzte das Vermögen des ehemaligen Beraters der britischen Regierung auf rund 587 Millionen Euro.
15 Menschen gerettet
Vor der Küste Siziliens konnten Montagfrüh 15 Menschen gerettet werden, acht von ihnen wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Unter ihnen war auch eine britische Familie mit einer kleinen Tochter, die sich retten konnte. Das 50 Meter lange Schiff mit 22 Menschen an Bord war gegen 5.00 Uhr vor Porticello nahe Palermo unter gegangen. Die Überlebenden wurden von Patrouillenbooten der Küstenwache und der Feuerwehr gerettet, wie die Behörden mitteilten. Mittlerweile wurde eine Leiche gefunden, es soll sich um den Bordkoch handeln.
An Bord der Luxusjacht "Bayesian", die unter britischer Flagge unterwegs war, befanden sich hauptsächlich Briten, ein Neuseeländer, ein Mann aus Sri Lanka, zwei Anglo-Franzosen und ein Ire. Feuerwehrtaucher retteten einen einjährigen Buben, der in das Kinderkrankenhaus von Palermo gebracht wurde. Die Überlebenden wurden medizinisch versorgt.
Es ist unklar, wieso das Schiff bei den schwierigen Wetterverhältnissen eine halbe Seemeile vor der Küste vor Anker lag. "Wir haben es nicht kommen sehen", zitierte die Zeitung "La Repubblica" den Kapitän der "Bayesian". Er wird ebenfalls in einem Krankenhaus behandelt.