Tonga gleicht einer "Mondlandschaft"
WELLINGTON. Gigantischer Ausbruch eines Unterwasser-Vulkans trifft Pazifik-Inselreich hart
Der Ausbruch des Unterwasser-Vulkans Hunga Tonga Hunga Ha’apai in der Nähe des Pazifik-Inselreichs Tonga am Wochenende war gigantisch. Er war selbst aus dem Weltall per Satellit zu erkennen, der Knall Hunderte Kilometer weit zu hören – und die gewaltigen Erschütterungen konnten sogar auf der anderen Seite der Erdkugel gemessen werden.
Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist allerdings noch unklar, da Aschemassen die Inseln bedecken und die Kommunikation zusammengebrochen ist. Ebenso unklar ist noch, ob es Tote oder Verletzte gab. Nach Angaben des neuseeländischen Hochkommissars in dem Archipel, Peter Lund, lag Tongas Hauptstadt Nuku’alofa unter einer Ascheschicht begraben und wirkte wie eine "Mondlandschaft".
Hilfsgüter notfalls abwerfen
Klarheit sollten Aufklärungsflüge des australischen und neuseeländischen Militärs bringen. "Die Flüge werden uns dabei helfen festzustellen, wo Bedarf besteht", sagte Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern. Eine Maschine des Typs Hercules solle Hilfsgüter in das Gebiet bringen und diese notfalls abwerfen, falls die Landebahn des Flughafens beschädigt sei. "Wir wissen, dass dringend Wasser benötigt wird", sagte Ardern.
Der starke Ascheregen bereitete der Regierung des Inselstaates Sorge, weil dadurch das Trinkwasser vergiftet werden könnte. Zudem könnte durch Hilfslieferungen Corona eingeschleppt werden – bisher war Tonga Corona-frei. "Wir wollen keine weitere Welle, keinen Corona-Tsunami", sagte Tongas Vize-Botschafter in Australien.
Wenn der Vulkan seine zerstörerische Kraft an Land entfaltet hätte, wären die Auswirkungen "apokalyptisch" gewesen, sagte der Vulkanologe Shane Cronin von der Universität Auckland Radio New Zealand. Laut dem Experten handelte es sich um den weltweit stärksten Ausbruch seit der Eruption des Pinatubo auf den Philippinen 1991.
Angst um die Angehörigen
Tongaer, die in Neuseeland als Saisonarbeiter tätig sind, sind in Sorge um ihre Angehörigen: Timaru’s Sina Latu, deren Familie auf der Insel ‘Eua lebt, sagte: "Es tut einfach weh, man fühlt sich so hilflos und voller Angst." Sie hoffe auf ein Lebenszeichen ihrer Liebsten. Die Schwester habe noch via Facebook die Flucht vor dem Tsunami und dem Ascheregen übertragen, dann sei die Leitung abgebrochen. "Es war angsteinflößend, wir sahen, wie die Wellen kamen", so Latu.