Tonga unter Vulkanasche begraben - Nachbarn entsenden Schiffe
WELLINGTON/CANBERRA. Eine dicke Ascheschicht überzieht das Südsee-Archipel Tonga. Die Folgen der Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Pazifik sind aber weiter unklar. Die Kommunikationsverbindungen blieben am Dienstag vorerst beeinträchtigt, weil ein wichtiges Unterseekabel durch das Seebeben gekappt wurde.
Schwere Zerstörungen gab es auf kleineren Inseln in der Nähe der Hauptinsel Tonga, wie am Dienstag Aufnahmen von neuseeländischen Aufklärungsfliegern zeigten. Die Szenen seien "alarmierend", sagte der Vize-Botschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu'ihalangingie. Auf Mango Island, wo rund 50 Menschen wohnen, sei ein ganzes Dorf zerstört worden. "Die Leute sind in Panik, sie rennen herum und sind verletzt. Möglicherweise gibt es mehr Tote", sagte Tu'ihalangingie.
Auf der benachbarten Insel Atata mit ihren rund 100 Bewohnern seien zahlreiche Gebäude verschwunden. "Die Welle ist offenbar einmal komplett über Atata hinweggerollt." Atata Island und Mango Island liegen rund 50 und 70 Kilometer von dem Untersee-Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai entfernt, der am Samstag ausgebrochen war.
Bildergalerie: Hilfe für Tonga angelaufen
Galerie ansehenKommunikation ist das größte Problem
"Die Kommunikation ist weiter das größte Problem, da Internet und internationale Telefonleitungen immer noch außer Betrieb sind", so die UN-Behörde. Satellitentelefone seien das einzige zuverlässige Instrument zur Kommunikation mit der Außenwelt, aber auch sie funktionierten nicht immer zuverlässig.
Der Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai hatte am Samstag eine gigantische Wolke aus Asche und Gas kilometerweit in die Höhe geschleudert und Tsunami-Wellen ausgelöst, die selbst in Japan, Alaska und Südamerika noch an die Küsten schwappten. Auf Satellitenbildern waren spektakuläre Aufnahmen der Eruption zu sehen, die Experten zufolge wahrscheinlich die stärkste weltweit seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 war.
Der 1.800 Meter hohe und 20 Kilometer breite Untersee-Vulkan liegt nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku'alofa. Das Königreich Tonga hat rund 107.000 Einwohner. "Insgesamt scheint es auch rund um die Hauptinsel Tongatapu erhebliche Schäden an der Infrastruktur zu geben", berichtete OCHA weiter. Strände, Häuser und Hotels vor allem im Westen der Insel sollen ebenfalls betroffen sein.
Zwei Tote bestätigt - bisher
Die neuseeländische Regierung teilte unter Berufung auf die Polizei in Tonga mit, bisher seien zwei Todesfälle bestätigt worden. Eines der Opfer ist demnach eine 50-jährige Britin, die von einer Flutwelle erfasst wurde, als sie ihre Hunde retten wollte, wie ihr Bruder gegenüber dem britischen Sender BBC bestätigte. Die Frau leitete in Tonga ein Tierheim. Über den anderen Toten gab es zunächst keine weiteren Informationen.
Neuseeland wollte noch am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern nach Tonga schicken. Ein formelles Hilfeersuchen stehe zwar noch aus, aber die neuseeländische Regierung wolle die Schiffe HMNZS Wellington und HMNZS Aotearoa dennoch bereits entsenden, da diese drei Tage brauchten, um die betroffene Region zu erreichen, hieß es. "Die durch den Ausbruch verursachten Kommunikationsprobleme machen diese Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung", betonte die neuseeländische Außenministerin Nanaia Mahuta.
Trinkwasser dringend benötigt
Eines der Schiffe soll dringend benötigtes Trinkwasser transportieren, denn auf Tonga ist das Wasser durch Asche verschmutzt. "Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und die HMNZS Aotearoa kann 250.000 Liter transportieren und 70.000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren", sagte Verteidigungsminister Peeni Henare. Auch im australischen Brisbane sollte am Mittwoch ein Schiff ablegen. Laut der Nachrichtenagentur AAP wird die HMAS Adelaide sowohl humanitäre Hilfen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord haben.
"Das Rote Kreuz auf Tonga war gut vorbereitet", sagte Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig am Dienstag. "Erst im September fand eine große Katastrophen-Übung mit dem Australischen Roten Kreuz statt. Die Hilfe ist bereits nach der Tsunami-Warnung am Samstag angelaufen. Das Rote Kreuz Tonga hat Hilfsgüter für 1.200 Haushalte auf Lager."
Am Montag hatten beide Nachbarstaaten Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen. Maschinen können derzeit nicht in der Hauptstadt landen, weil auch der Flughafen zunächst von der Asche befreit werden muss.
Die Regierung von Tonga hat auch Angst, dass durch die Hilfslieferungen das Corona-Virus eingeschleppt werden könnte. Bislang ist der kleine Pazifikstaat Corona-frei. Jede Lieferung, die nach Tonga geschickt werde, soll unter Quarantäne gestellt werden. Geplant ist Botschafter Tu'ihalangingie zufolge auch, dass kein ausländisches Personal die Flugzeuge verlässt.
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