Israels Armee setzt Bombardement im Gazastreifen fort
GAZA. Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt.
Am Samstag seien mehr als 250 Ziele am Boden, aus der Luft und vom Meer aus angegriffen worden, teilte die Armee Sonntag früh mit. In den Stunden zuvor hätten die Truppen Waffenlager zerstört, gezielte Vorstöße auf Militäranlagen vorgenommen, unterirdische Tunnel zerstört sowie Angriffspläne von Terrorzellen zunichte gemacht.
Kampfflugzeuge hätten zudem in der Nacht im Verbund mit Bodentruppen eine neben einer Moschee im Süden des Gazastreifens gelegene militärische Kommunikationsanlage der islamistischen Hamas getroffen. In der südlichen Stadt Khan Younis, die als Hamas-Hochburg gilt und in der Israels Armee seit Tagen kämpft, seien am Vortag Tunnelschächte mit Präzisionswaffen attackiert worden, teilte das israelische Militär weiter mit. Eine "Terrorzelle", die nachrückende israelische Truppen in dem Gebiet angreifen wollte, sei mit Hilfe einer Drohne ausgemacht und daraufhin ausgeschaltet worden, hieß es.
Extremistische Palästinenser setzten ihrerseits am Sonntag Raketenangriffe auf israelische Grenzorte fort.
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Bei dem Beschuss eines Wohngebäudes im nördlichen Gazastreifen wurden nach Angaben von Sanitätern am Sonntag mindestens 31 Palästinenser getötet. Es werde in dem Flüchtlingsviertel Jabalia nach Verschütteten unter den Trümmern des mehrstöckigen Gebäudes gesucht. Nach palästinensischen Angaben handelte es sich um einen israelischen Luftangriff. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte unterdessen mit, in das Al-Aqsa-Krankenhaus im zentralen Teil des Gazastreifens seien seit Samstagabend 45 Leichen gebracht worden. Es handle sich um Menschen, die bei israelischen Luft- und Artillerieangriffen im Gazastreifen getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wies unterdessen internationale Aufrufe zur Beendigung des Gaza-Krieges zurück. Dies sei unvereinbar mit dem Kriegsziel, die Hamas zu vernichten, sagt er bei einer Kabinettssitzung am Sonntag. Er habe den Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands und anderer Länder gesagt: "Sie können nicht einerseits die Eliminierung der Hamas unterstützen und uns andererseits dazu drängen, den Krieg zu beenden, was die Eliminierung der Hamas verhindern würde."
- ZIB 13:00 - Luftangriffe im Süden Gazas:
Ein israelischer Regierungssprecher wies zudem Vorwürfe des jordanischen Außenministers zurück, wonach Israel mit dem Krieg gegen die Hamas eine systematische Politik der Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen betreibt. Die Äußerung sei "unerhört und falsch".
Katar will sich trotz ungünstiger Aussichten weiter um die Vermittlung einer neuen Waffenruhe im Gaza-Krieg bemühen. Zwar würden die Chancen schwinden, doch wolle Katar weiterhin Druck auf Israel und die Hamas ausüben, um eine Feuerpause zu erreichen, sagt Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani. Die bisher von der Hamas freigelassenen Geiseln seien aufgrund von Verhandlungen und nicht aufgrund israelischer Militäreinsätze freigekommen, betont er. Eine vorübergehende einwöchige Waffenruhe und ein gleichzeitiger Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas war von Katar vermittelt worden.
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Sonntag, es sei nicht akzeptabel, dass Israel den Hamas-Angriff vom 7. Oktober als Rechtfertigung für eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nutze. Er rief dazu auf, vor Ort internationale Beobachter einzusetzen. Das israelische Militär hat erklärt, es begrenze den Schaden für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen, indem es sichere Gebiete auf Karten ausweise. Es gibt der Hamas die Schuld am Tod von Zivilisten und wirft ihr vor, diese als menschliche Schutzschilder zu missbrauchen. Die Islamisten weisen das zurück und werfen Israel vor, mittlerweile einen Krieg gegen die gesamte Bevölkerung zu führen.
Auslöser des Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Mehr als 1.200 Menschen wurden bei den beispiellosen Angriffen getötet. Israel begann daraufhin mit massiven Luftangriffen und seit Ende Oktober mit einer Bodenoffensive in dem Küstengebiet. Die Zahl der getöteten Palästinenser ist nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde inzwischen auf 17.700 gestiegen.
Seit Beginn des Gaza-Krieges starben nach einem Zeitungsbericht sechs Palästinenser in israelischer Haft. Die israelische Gefängnisbehörde teilte am Sonntag mit, die Todesfälle würden untersucht, die Prüfung sei aber noch nicht abgeschlossen. Die Zeitung "Haaretz" hatte geschrieben, vier Palästinenser seien in israelischen Gefängnissen und zwei in Militärhaft unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Mindestens zwei der Leichen sollen Anzeichen von Gewalteinwirkung aufgewiesen haben. Palästinensische Organisationen, die Häftlinge unterstützen, bestätigten den Zeitungsbericht.