Sarkozy wegen Bestechung vor Gericht
PARIS. Dem französischen Ex-Präsidenten drohen bis zu zehn Jahren Haft
Frankreichs früherer Staatspräsident Nicolas Sarkozy muss sich seit gestern wegen mutmaßlicher Bestechung und mutmaßlicher unerlaubter Einflussnahme vor Gericht verantworten. Dem 65-Jährigen drohen eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren sowie eine Geldbuße von einer Million Euro.
Sarkozy soll Anfang 2014 versucht haben, über seinen Anwalt von dem Juristen Gilbert Azibert Geheiminformationen zu erlangen, die eine andere Affäre betrafen. Azibert war damals Generalanwalt beim Kassationsgericht, dem höchsten Gericht des Landes. Der Ex-Präsident soll im Gegenzug angeboten haben, den Juristen bei der Bewerbung um einen Posten im Fürstentum Monaco zu unterstützen.
Die Vorwürfe gegen Sarkozy beruhen auf der Verwendung abgehörter Telefongespräche des Politikers mit seinem langjährigen Anwalt Thierry Herzog. Um die Rechtmäßigkeit dieser Abhöraktion hatte es einen heftigen Streit gegeben. Sarkozy wies die Vorwürfe gegen ihn zurück und nannte die Überwachung "skandalös".
Sarkozy und Herzog nutzten Mobiltelefone, die sie unter einem Pseudonym angeschafft hatten. Die Geräte wurden abgehört, weil es den Verdacht gab, Libyen unter dem damaligen Staatsoberhaupt al-Gaddafi habe illegalerweise Geld für Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2007 bereitgestellt.
Der Prozess wurde kurz nach Beginn bis Donnerstag unterbrochen: Azibert hatte einen Aufschub aus gesundheitlichen Gründen beantragt. Doch Sarkozy droht noch ein zweiter Prozess: Wegen Ausgaben für seinen erfolglosen Wahlkampf 2012 muss er im März vor Gericht. Die Obergrenze für die Kosten wurde um 20 Millionen Euro überschritten.