Schlägt nun die Stunde der Kamala Harris?
WASHINGTON. Die 59-jährige Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners gilt als Favoritin für die Nachfolge Bidens.
Donald Trump schoss sich bereits auf die mögliche neue Rivalin im Präsidentschaftsduell ein – auf dem ihm eigenen Niveau. "Sie ist verrückt", wetterte Trump am Wochenende bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Michigan. Das könne er an ihrem Lachen erkennen. "Sie ist irre."
Harris hat derzeit die besten Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Gegenüber den anderen gehandelten Ersatzkandidaten wie etwa dem Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, oder der Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, hat Harris nicht zuletzt einen finanziellen Vorteil zu bieten. Da sie als erneute Kandidatin für das zweithöchste Staatsamt eine gemeinsame Wahlkampagne mit Biden führt, würden ihr alle bisherigen Spenden an das Biden-Harris-Team zufallen.
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland in Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter Shyamala Gopalan war eine aus Indien eingewanderte Brustkrebsforscherin. Nach ihrem Studium in Washington und Kalifornien wurde Harris Bezirksstaatsanwältin von San Francisco. 2010 hatte sie als erste Frau den Posten des Justizministers in Kalifornien inne. In den US-Senat zog sie 2017 ein, bevor sie Joe Biden 2019 zur Vizepräsidentschaftskandidatin erkor.
In der Debatte um einen Rückzug Joe Bidens hatte sie sich zuletzt öffentlich stets loyal gezeigt. "Biden ist unser Kandidat", sagte sie dem Sender CBS News noch zuletzt. "Wir haben Trump einmal geschlagen, und wir werden ihn wieder schlagen, Punkt."
Profil gewonnen hatte Harris zuletzt vor allem im Rahmen einer Kampagne für das Abtreibungsrecht, die sie kreuz und quer durchs Land geführt hat. Allerdings hatte Biden seiner Stellvertreterin auch manch eine eher undankbare und komplizierte Aufgabe übertragen. So war sie zeitweise für den Umgang mit der Migrationskrise an der Grenze zu Mexiko zuständig.
In Umfragen hinter Trump
Die Demokraten können nicht unbedingt erwarten, dass sie mit Harris rasch und klar Trump überflügeln würden. In einer vier Tage nach dem Biden-Trump-Duell veröffentlichten CNN-Umfrage schnitt sie zwar besser gegen den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ab als Biden, blieb aber gleichfalls hinter Trump: Mit 45 Prozent lag sie zwei Punkte hinter dem Republikaner, während Biden mit 43 Prozent sechs Punkte zurückblieb.
In einer Auseinandersetzung mit Trump könnte Harris freilich ihre Erfahrung als einstige Generalstaatsanwältin ausspielen: Trump, seit dem Schuldspruch im New Yorker Schweigegeldprozess der erste strafrechtlich verurteilte Ex-US-Präsident der Geschichte, wäre insofern ein Kontrahent, der zu Harris passt.
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