Drei Hausarztstellen besetzt: Im Jänner eröffnet Ärztezentrum in Wels
WELS. Mit einer zweiten PVE, die im Herbst kommen soll, wären alle offenen Stellen gefüllt.
Seit Jahren fordert viele Welser die Suche nach hausärztlicher Betreuung heraus: Mehrere Allgemeinmediziner sind in Pension gegangen, andere haben ihre Kassenverträge zurückgelegt. Derzeit sind laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) sieben Hausarzt-Kassenstellen in Wels unbesetzt.
Bereits Ende 2025 könnte dieses Problem gelöst sein: Im Jänner eröffnet im ehemaligen Ordinationszentrum St. Anna in der Neustadt eine Primärversorgungseinheit (PVE) – in diesen Zentren sind neben mehreren Hausärzten auch Fachkräfte aus anderen Gesundheitsberufen beschäftigt. Im Herbst oder Winter 2025 soll eine zweite PVE beim "Kompetenzcenter Gesundheit St. Stephan" in Wels-Lichtenegg aufsperren.
1,2 Millionen Euro investiert
Im Fall von St. Anna werden drei Hausarzt-Vertragsstellen von vier Allgemeinmedizinern besetzt, die sich die Stunden teilen. Betreiben wird die PVE ein Mediziner, der bereits mehrere Gesundheitseinrichtungen in Oberösterreich betreibt. Investiert werden 1,2 Millionen Euro. Das Ärztezentrum eröffnet in Etappen. Es sollen auch Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, klinische Psychologen, Sozialarbeiter und Logopäden dort arbeiten. Derzeit können sich Patienten noch nicht anmelden, Informationen dazu werden in den kommenden Wochen bekannt gegeben.
Entlastung für Hausärzte
Ab Herbst oder Winter sollen in der PVE St. Stephan fünf weitere Hausarzt-Vertragsstellen besetzt werden – auch hier teilen sich sechs Mediziner die Stunden auf. Insgesamt werde für die 26 Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag, die derzeit bereits in Wels arbeiten, Druck aus dem System genommen, sagt Albert Maringer, Vorsitzender der ÖGK Oberösterreich: "Uns ist bewusst, dass in Wels Feuer am Dach ist. Jetzt bekommen wir wieder eine ordentliche Versorgung zusammen."
Bis sich die Situation gebessert hat, werde auch das Angebot für hausärztliche Versorgung im Klinikum Wels weitergeführt.
Die vielen Gespräche mit Land, ÖGK und Ärztekammer hätten sich ausgezahlt, sagt der Welser Vizebürgermeister und Gesundheitsreferent Klaus Schinninger (SP): "Ich bin seit drei Jahren im Amt, seither verfolgt mich das Thema der hausärztlichen Versorgung. Jetzt sehen wir Licht am Ende des Tunnels." Er hoffe jetzt darauf, dass auch im Osten der Stadt noch Hausarztpraxen angesiedelt werden können.
Vorteile für beide Seiten
"Es ist ein guter Tag für die Gesundheitsversorgung in Wels", sagt Landtagsabgeordnete Elisabeth Manhal (VP), Vorsitzende des Gesundheits- und Sozialausschusses des Landes: "Mit den Primärversorgungseinheiten entwickeln wir die Gesundheitsversorgung in Oberösterreich zeitgemäß weiter." Sie würden für Patienten Betreuung auch zu den Randöffnungszeiten ermöglichen und seien besonders für junge Ärzte attraktiv.
Wolfgang Ziegler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer Oberösterreich, nennt einige Vorzüge für die Mediziner: "Der Wunsch nach Zusammenarbeit mit anderen Ärztinnen und Ärzten sowie die einfachere Vertretungsmöglichkeit wird bei Gruppenpraxen und PVE sicher besser erfüllt." In Zukunft werde es ein Miteinander von Einzel- und Gruppenpraxen mit PVE brauchen.
Offen ist noch, wie die Stadt die Ansiedlung der PVE fördert. Wie berichtet hat der Gemeinderat beschlossen, dass das erste Ärztezentrum mit bis zu 150.000 Euro unterstützt wird. "Die genaue Höhe hängt von den getätigten Investitionen ab. Wir prüfen das derzeit, aber am Geld wird es nicht scheitern", sagt Bürgermeister Andreas Rabl (FP) auf die Frage, ob die Förderung auf beide Zentren ausgeweitet wird.
Besserung auch bei Altenpflege
Die bessere Versorgung helfe der Stadt auch in den Seniorenheimen: "Derzeit haben wir fünf Anfragen für Pflegeplätze, die wir aber nicht annehmen können, weil die Betroffenen keinen Hausarztplatz haben. Die PVE bringen uns da einen großen Schritt nach vorne", sagt Rabl.
ÖGK-Vorsitzender Albert Maringer weist auf ein weiteres Problem hin, das sich für die Gesundheitsversorgung in Wels abzeichnet. Eine Hautarzt-Kassenstelle ist derzeit bereits unbesetzt, Ende des Jahres kommt noch eine weitere hinzu. "Wir führen aber bereits gute Gespräche dazu, wie wir diese Thematik lösen können", sagt er.
Das sind doch mal positive Nachrichten!