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Christopher Drexler - "Bauernopfer" verliert ersten Platz der ÖVP

24. November 2024, 19:22 Uhr
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Christopher Drexler Bild: (APA/HANS KLAUS TECHT)

GRAZ. Christopher Drexler (ÖVP) ist der große Verlierer bei der Landtagswahl in der Steiermark und sieht sich dabei als "Bauernopfer der Republik".

Anfang Juli 2022 hatte er die Landeshauptmannfunktion übernommen und wollte sich im Amt erstmals bestätigen lassen. Doch dem Druck der FPÖ mit Spitzenkandidat Mario Kunasek hatte er zu wenig entgegenzusetzen.

Ob Drexler nun als steirischer ÖVP-Chef weiter macht, ist unklar: Einen Plan B zum Landeshauptmann habe er nicht, hatte er noch vor der Wahl gesagt. In seiner ersten Reaktion nach der geschlagenen Wahl kündigte er an, dass er am Montag die Vertrauensfrage innerhalb seiner Partei stellen werde.

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Drexler hatte schon lange vor seiner Zeit als neunter steirischer Landeshauptmann seit 1945 als designierter Nachfolger des früheren Landeschefs Hermann Schützenhöfer gegolten. Der gebürtige Grazer wird als liberal eingestellt, rhetorisch versiert und umfassend gebildet beschrieben, für manche überraschend war daher vor der Landtagswahl seine Positionierung zu mehr Restriktion bei Einbürgerung und Zuwanderung.

Werdegang an der Seite von Schützenhöfer

Der Jurist Drexler war von 2003 bis 2014 Obmann des Landtagsklubs der steirischen Volkspartei, ehe er 2014 zum Landesrat aufstieg und von da an stets an der Seite von Schützenhöfer auch seinen eigenen politischen Werdegang vorantrieb. 2017 erhielt er sein Wunschressort, die Kultur, in dem sich der gebürtige Grazer - auch als Landeshauptmann - sichtlich wohl fühlt und Kompetenzen hat. Die jährliche Reise mit einer Delegation steirischer Autoren zur Frankfurter Buchmesse ist Fixpunkt.

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Seit Jahren war der vierfache Vater - die Kinder stammen aus seinen beiden früheren Ehen - als Nachfolger Schützenhöfers gehandelt worden. Der Druck auf ihn war enorm. Der erste Verlust des Landeshauptmannsessels der ÖVP - Waltraud Klasnic hatte ihn 2005 gegen Franz Voves (SPÖ) eingebußt - hatte bei der steirischen Volkspartei teils traumatisierend gewirkt. Rund zehn Jahre lang führten die Sozialdemokraten bis Mitte 2015 die Regierung, bis Voves nach Verlusten seinem Freund Schützenhöfer den Landeshauptmannsessel anvertraute und die SPÖ plötzlich trotz Landtagsmehrheit Juniorpartner war. Dem pragmatischen und als einem der letzten Landeschefs ausgesprochen volkstümlichen Schützenhöfer gelang dann auch im Sog der Ibiza-Affäre 2019, die ÖVP mit plus 7,6 Prozentpunkten auf unangefochtene 36,05 Prozent zu bringen.

Trotz unzähliger Termine und Touren durch die Steiermark scheint es Drexler als sein Nachfolger in den knapp zweieinhalb Jahren nicht gelungen zu sein, in punkto Beliebtheit und Leutseligkeit an Schützenhöfer oder auch Klasnic heranzukommen. Am Einsatz wird es wohl nicht gescheitert sein, denn Drexler war seit seinem Amtsantritt gefühlt überall präsent - egal ob bei Katastrophen wie Hochwasser oder auch bei Spatenstichen und Volksfesten. Wirkliche Patzer hat er sich ebenfalls nicht geleistet. Die Opposition aus FPÖ, Grünen, KPÖ und NEOS und auch Teile der Bevölkerung tragen ihm aber immer noch sein Agieren als damaliger Gesundheitslandesrat hinsichtlich des obersteirischen Leitspitals im Bezirk Liezen nach - und hielten die Debatte um die Notwendigkeit des Spitals auch im Wahlkampf eifrig am Köcheln.

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Lob für Drexlers Kulturstrategie 2030

Mut wird Drexler von der Opposition jedenfalls nicht abgesprochen: Für ihn ist es selbstverständlich, sich Gegenwind bei Diskussionen zu stellen, weiland etwa bei Info- bzw. Dialogveranstaltungen in der Obersteiermark bei Veranstaltungssälen voller Leitspital-Skeptiker. Und zur oft von Landespolitikern österreichweit bisweilen stiefmütterlich behandelten Kultur: Drexler hatte immerhin die Kulturstrategie 2030 in die Wege geleitet, u. a. mit "Kulturdrehscheiben" in den Regionen, die von vielen Kulturschaffenden gelobt wurde.

Bereits zu Weihnachten 2023 hatte Drexler in einem APA-Interview gesagt, "keinen Plan B" zu haben, wenn er den Landeshauptmannsessel nicht verteidigen kann. Er meinte auch, dass er sich nicht vorstellen kann, als Landeshauptmannstellvertreter eine Legislaturperiode zu bestreiten. Ob es dabei bleibt, wird sich wohl in den kommenden Tagen weisen.

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Zur Person

Christopher Drexler wurde am 15. März 1971 in Graz geboren, hat vier Kinder und ist mit Iris Drexler verheiratet. Die Familie lebt seit Juli 2020 in Passail in der Oststeiermark. Drexler studierte 1989 bis 1995 Rechtswissenschaften und wurde bereits 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP. Von da an führte ihn der Weg über den ÖAAB nun bis in die Spitze der steirischen Volkspartei - und ins Landeshauptmannzimmer der Grazer Burg.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Linz09 (28 Kommentare)
vor einer Stunde

Das erste Mal, das ich Drexler authentisch fand. Wenn man hingegen die Abgehobenheit des Herrn Stocker hört, dann wundert es mich nicht, dass die ÖVP überall verliert. Trotzdem gibt es keine Einsicht, dass die Wähler die Schnauze voll haben.

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Kopfnuss (11.008 Kommentare)
vor einer Stunde

Da hat der HBP wieder einmal das Gutmenschenimage bestens bedient: gut gedacht und schlecht gemacht.

Seine Aktion, den Wahlsieger der NR-Wahlen nicht mit der Regierungsbildung zu beauftragen, und das entgegen aller bisherigen Traditionen, hat den Wahlsieg der FPÖ massiv unterstützt.

Und die ständigen Berichte über die Regierungsbildung von Nehammer-Babler-Meinl-Reisinger bewirken auch ähnliches. Denn die nötigen Schritte zur Sanierung des Staats passen absolut nicht zu den Versprechungen dieser Wahlkämpfer!

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stay_at_home (904 Kommentare)
vor 2 Stunden

Die Politik hat - Stichwort Rücktritte - endlich den letzten Funken Anstand und Moral (gut, die gab es schon länger nicht mehr) verloren. Was derzeit seitens der ÖVP nach hohen 2-stelligen Verlusten abgelassen wird, zeigt nur wie weit diese Partei schon fern aller Realitäten ist.

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stay_at_home (904 Kommentare)
vor 2 Stunden

Wie unreflektiert, abgehoben und völlig weltfremd kann man eigentlich noch sein?? Das ist schon fast frech und dreist was er da sagt. Ich habe vorher eine Diskussion der Spitzenkandidaten gesehen und kannte ihn vorher nicht. Ehrlich gesagt unsympathischer, mehr von oben herab und wie das allwissende Oberhaupt kann man sich nicht geben. Die eine Diskussion und mir war klar, wie die Wahl ausgehen wird.

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