Geht doch!
Sein Weg hatte ein Ziel: Jerusalem. Für Johannes Aschauer aus Arbing war der tausende Kilometer lange Pfad der erste Schritt zum Frieden.
Mit dem Gehen, Pilgern, Wandern hatte der 1970 auf einem Mühlviertler Bauernhof geborene Polizist ursprünglich nicht viel am Hut. Bis er ein Buch von Paulo Coelho, "König der Sinnsucherfabeln", in die Hände bekam: "Auf dem Jakobsweg". Ohnedies für Spirituell-Religiöses empfänglich und mit der Suche nach dem Sinn befasst, machte sich Johannes Aschauer 2003 von Arbing aus mit seinem Arbeitskollegen Otto Klär auf ins 3000 Kilometer entfernte spanische Santiago de Compostela, das die Pilger nach vier Monaten erreichten.
Es waren Fragen, die ihn motivierten, aufzubrechen: "Was passiert mit dir, wenn du so lange zu Fuß zu einem Apostelgrab unterwegs bist, was erlebst du, nimmst du wahr, spürst du, lernst du dazu?" Eine essenzielle Antwort, die er sich danach selbst geben konnte, war, "dass dieses Gott- oder Urvertrauen durch diese Pilgerreise gestärkt wurde". Dazu nährten mystische Erlebnisse den Glauben, es gebe zwischen Himmel und Erde mehr als das, was man wahrnimmt.
Ein Wort und Ganslhaut
Im Jahr 2006, just an seinem Geburtstag, überkam Aschauer die Idee zum Jerusalemweg. "Ich war auf der Heimfahrt von einem Jakobsweg-Vortrag, als auf einmal das Wort ,Jerusalem’ da war. Ich bekam minutenlang eine Ganslhaut, obwohl es heiß war." Der Polizist erkämpfte ein einjähriges Sabbatical. 2010 schnürten Aschauer und sein Freund Otto Klär wieder die Wanderschuhe – und der ehemalige Skirennläufer David Zwilling, Abfahrtsweltmeister von 1974, der zufällig von dem Vorhaben Wind bekommen hatte und anklopfte, ob er sich anschließen könne.
4500 Kilometer, emotionale Höhen und Tiefen, lagen vor dem Trio. "Jeder Tag war ein Neubeginn und Aufbruch, Spannungen und Streitereien wurden reflektiert und mündeten abends in einer Versöhnung. Am Ende sind wir als Freunde angekommen", sagt Aschauer.
Die 40 Tage, die Jesus nach den Schriften der Evangelisten in die Wüste führten, sind auch für den Jerusalem-Pilger von symbolischer Bedeutung. "Die zeitliche Dimension des Gehens ist wichtig. Nach zwei, drei Wochen kommst du noch nicht in eine Phase, in der du wirklich abschaltest, das dauert länger. Du denkst über alles nach: Kindheit, Partnerschaft, Beruf, Probleme, deine Ziele im Leben. Das wälzt man, denn man hat jeden Tag das Vergnügen, acht Stunden denken zu können, ohne dass dir jemand einen Input gibt. Und eines Tages gehst du und plötzlich weißt du nicht mehr, was du denken sollst, weil du alle Gedanken so oft gedreht hast, bis sie sich auflösen. In dieser Leere kann eine Idee oder eine Lösung kommen."
Auf alten und neuen Wegen, auf den Spuren von Paulus, von Mutter Teresa, aber auch der Kreuzzüge durchwanderten die Pilger elf Länder. In eines davon würde man heute keinen Fuß mehr setzen: Syrien. "Eine karge Steinwüste, wenig Grün, aber Aleppo hat uns sehr gefallen", erinnert sich Aschauer.
Zu Weihnachten erreichten sie Jerusalem, Schnittpunkt der Weltreligionen, Stadt des Friedens, die keinen Frieden findet. Seither sind Aschauer, Klär und Zwilling von der Mission beseelt, den Jerusalemweg vom spanischen Kap Finisterre bis Jerusalem als 7500 Kilometer langen Friedens- und Kulturweg zu etablieren. Aschauer macht das auf seine Art. Er geht. Und zwar als Reiseleiter auf vier ausgewählten Jerusalem-Etappen, die sab-reisen 2019 anbietet: Jordanien-Israel-Palästina (24.4. - 6.5.), Spanien (30.5. - 8.6.), Balkan (26.8. - 7.9.), Türkei (27.9. - 9.10.) Info: www.sabtours.at
Zur Person
Name: Johannes Aschauer; 48 Jahre
Beruf: Polizist/zivile Verkehrsüberwachung Oberösterreich
Internet: jerusalemway.org
Vortrag: „Auf dem Jerusalemweg“: Linz, Volkshaus Dornach (28. 11., 19 Uhr)