Marcel Sabitzer: In 3 Wochen aus dem "mentalen Loch" zum Nationalheld
BERLIN. Der 30-Jährige hatte nach dem verlorenen Champions-League-Finale offen über mentale Probleme gesprochen - beim 3:2-EM-Sieg gegen die Niederlande war er der "Mann des Spiels".
Während Österreichs Fans in Ekstase verfielen, jubelte Marcel Sabitzer über seinen letztlich entscheidenden Treffer zum 3:2 über die Niederlande recht kühl, fast schon verhalten.
Der 30-Jährige wurde im Anschluss zum "Mann des Spiels" gewählt. Eine Auszeichnung, die er bei "ServusTV" mit merklicher Zurückhaltung kommentierte.
Wer genau hinhörte, wusste recht schnell wieso. "Im Fußball geht es oft schnell, das hast du Ups und Downs. Das ist normal, denke ich. Die Frage ist, wie du damit umgehst", sagte Sabitzer, der anfangs nicht über Gruppensieg oder Achtelfinal-Euphorie sprach. Kein Wunder.
Marcel Sabitzer: "Sind auch Menschen"
Rückblende: Vor knapp drei Wochen hatte Sabitzer die EM-Generalprobe des ÖFB-Teams gegen die Schweiz von sich aus ausgelassen. Mit dem Grund hielt der Mittelfeldspieler nicht hinter dem Berg. Wenige Tage nach dem verlorenen Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund (0:2 gegen Real Madrid) sprach der Offensivspieler offen über mentale Probleme.
"Wir sind Profi-Sportler, aber auch Menschen. Gefühle kann man nicht verbergen oder unterdrücken", berichtete er über ein "mentales Loch", in das er gefallen war. "Jeder, der mich nach dem Spiel gesehen hat, weiß, was das mit mir gemacht hat. Deshalb macht es noch nicht Sinn, dabei zu sein."
In der millionenschweren Leistungsgesellschaft des Profi-Fußballs kommt das Thematisieren mentaler Probleme einem Tabubruch gleich, der Auswirkungen auf den eigenen Marktwert haben kann. Sabitzer tat es trotzdem, erntete dafür Respekt.
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Galerie ansehen"Das ist eine schöne Nebensache"
Drei Wochen später, nach dem Schlusspfiff beim 3:2 über die Niederlande, schien die Welt um Sabitzer herum eine gänzlich andere zu sein.
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In der Stunde der Euphorie wirkte der Mittelfeldspieler dennoch bedächtig: "Ich habe in den letzten Tagen sehr gut gearbeitet, die Mannschaft unterstützt mich sehr gut. Wenn du so einen Sieg machst, Gruppensieger wirst, das Siegestor geschossen, besser geht es ja nicht. Man of the match ist eine schöne Nebensache. Ich gebe alles für das Team, will immer helfen mit Assists und Toren, wenn das nebenbei rausspringt, ist das sehr schön."
Der Aufstieg in das Achtelfinale sei das vorrangige Ziel gewesen. Dieses sei nun abgehakt. "Jetzt gilt es wieder runterfahren, Kopf freibekommen von der Sache und dann greifen wir weiter an", sagte Sabitzer.
Dies tun die Österreicher in ihrem EM-Achtelfinale am kommenden Dienstag: Auf wen Österreich dort trifft.
Die Highlights von Österreichs 3:2 gegen die Niederlande:
Der Arme, jetzt muss er nach dem Karriereende bis 75 im ORF mit dem Polster und Mählich Spiele kommentieren.
Ansonsten schließe ich mich Pho103 gerne an.
Die Entwicklung dieses begnadeten Fußballers ist eine eigene Studie wert. Wie Sabitzer in den letzten Jahren zu einem international anerkannten Topspieler wurde, inklusive Wahl ins Team der CHL-Saison 23/24, ist bemerkenswert. Früher oft Heißsporn oder Frusthaufen, ist er nun Ruhepol und reflektiert wie der Teamchef. Ich wünsche ihm, dass er verletzungsfrei bleibt die nächsten Jahre. Denn dann wird man sehen, wo er noch überall hinkommen wird. Als Mensch und Spieler.