Nach Milletichs Abgang muss man sich beim ÖFB zusammenraufen
LINZ / GRAZ. Vor der morgigen Präsidiumssitzung in Graz sind die Gräben tief, ein Nachfolger für den Präsidenten ist nicht in Sicht
Nach dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt von Präsident Gerhard Milletich am Dienstag befindet sich der größte Sportverband des Landes in einer schweren Führungskrise. Es ist nicht anzunehmen, dass es bei der morgigen Präsidiumssitzung des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) in Graz den "Landesfürsten" gelingen wird, die tiefen Gräben zuzuschütten. Interimsmäßig werden laut Satzung die Vizepräsidenten Gerhard Götschhofer (OÖ), Josef Geisler (T), Johann Gartner (NÖ) und Bundesliga-Aufsichtsratsvorsitzender Philip Thonhauser die ÖFB-Führung übernehmen, wobei wohl keiner der vier Kandidaten ernsthaft daran glaubt, dass ein verfahrener Karren flottgemacht werden kann, wenn vier Männer hinter dem Lenkrad sitzen.
"Wir sollten möglichst schnell wieder zueinander finden und miteinander reden", sagt Götschhofer, der seit dem Bekanntwerden der Inseraten-Affäre um Milletich, der seine Verbandsfunktion nicht korrekt von seinen beruflichen Interessen als Verlagschef getrennt haben soll, offen als Kritiker des ÖFB-Präsidenten aufgetreten war. In dieser Rolle war er ziemlich alleingelassen worden, obwohl auch andere Landespräsidenten Milletichs unglückliches Agieren kritisch bewertet hatten. Götschhofer: "Ich habe kein Problem damit, der Einzige gewesen zu sein, der wirklich seinen Mund aufgemacht hat, aber jetzt wäre es wichtig, einmal Tacheles zu reden." Dass man sich beim ÖFB schon am Freitag in Graz zusammenraufen kann, ist eher unwahrscheinlich. Auch ein Nachfolger für Milletich als Präsident ist nicht in Sicht. Nur dass man jemanden von außen brauchen wird, der bisher in keinen der Grabenkämpfe verwickelt war, scheint jedem klar zu sein.
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