Gerald Baumgartner: "Möchte den Weg mit der SV Ried weitergehen"
RIED. OÖN-Interview: SV-Ried-Trainer Gerald Baumgartner sieht seine sportliche Zukunft im Innviertel.
RIED. Seit Gerald Baumgartner die SV Ried im Jänner 2019 übernommen hat, läuft es bei den Innviertlern. Jetzt könnte die Coronakrise den Rieder Fußballern in Sachen Bundesliga-Aufstieg einen Strich durch die Rechnung machen. Am Dienstag findet die nächste Sitzung der Zweitligavereine statt. Ried-Trainer Gerald Baumgartner hofft nach wie vor auf eine Liga-Fortsetzung. Seine berufliche Zukunft sieht der 56-Jährige, unabhängig von der Liga, im Innviertel.
OÖN: Sie haben, seit Sie in Ried sind, von 37 Spielen lediglich drei verloren. Angenommen, die SV Ried muss eine weitere Saison in der Zweiten Liga spielen. Was heißt das für Sie persönlich, es wäre nicht überraschend, wenn es auch Interesse von anderen Vereinen geben würde?
Gerald Baumgartner: Das kann ich derzeit noch nicht zu 100 Prozent beantworten, weil es bisher erst lose Gespräche mit dem Vorstand über meine Zukunft hier in Ried gab. Ich würde sehr gerne im Innviertel bleiben, um mit den Jungs, dem Trainerteam, den tollen Mitarbeitern und dem Vorstand weiterzuarbeiten. Unser Weg ist noch nicht vorbei, wir stehen erst am Anfang. Dass ich Anfragen erhalten habe, stimmt, aber mein erster Ansprechpartner ist die SV Ried, denn ich fühle mich hier sehr wohl.
Auch bei einer weiteren Saison in der Zweiten Liga?
Ja, ich möchte den Weg hier weitergehen, gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen, die nicht nur in dieser schweren Zeit eine tolle Arbeit machen, und den Fans. Wir müssen jetzt alle zusammenstehen und gemeinsam versuchen, aus dieser Krise bestmöglich herauszukommen.
Am Dienstag ist die nächste Sitzung der Zweiten Liga. Die Mannschaft darf immer noch nicht trainieren, wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass diese Saison noch einmal angepfiffen wird?
Im Sport ist die Gesundheit der wichtigste Faktor. Wenn sich die Corona-Zahlen in Österreich weiterhin so positiv entwickeln, dann können wir spielen. Es gibt dann aus meiner Sicht nicht mehr viele Argumente, die dagegensprechen. Wir beginnen am Freitag, 15. Mai, mit dem Training, natürlich unter Einhaltung aller Abstandsregeln. Nach der Sitzung werden wir mehr Details zu den Trainingsbedingungen kennen. Die Spieler brauchen das Training, aber auch Spiele unter Wettkampfbedingungen. Ich hoffe nach wie vor, dass beschlossen wird, die Liga fertig zu spielen.
Die Mannschaft und das Trainerteam sind seit rund acht Wochen zum Zuschauen verdammt. Wie gehen Sie als Trainer und sportlicher Chef damit um?
Maximal drei Wochen ohne Mannschaftstraining kann man ohne große Probleme überbrücken. Die Spieler haben jetzt ein viel intensiveres Heimprogramm als sonst in der Sommer- und Winterpause. Das kann ein Fußballtraining aber natürlich nicht ersetzen. Wir brauchen mindestens zwei Wochen Mannschaftstraining, um wieder spielen zu können. Eine Ausnahmeregelung für mehr Spielerwechsel würde die Belastungen und damit mögliche Verletzungen möglicherweise etwas reduzieren. Es ist eine besondere Situation, in dieser braucht es besondere Maßnahmen.
Abgesehen von Ried und Klagenfurt geht es sportlich gesehen für die anderen Vereine um nicht mehr viel, schließlich gibt es keinen Absteiger?
Ja, das mag sein. Es sollte aber trotzdem im Interesse aller sein, nicht erst irgendwann im Herbst auf den Platz zurückzukehren. Der Fußball muss Schritt für Schritt in die Normalität zurück, das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber dazu braucht es vorerst Training und anschließend Meisterschaftsspiele. Für die meisten Spieler der Zweiten Liga geht es um die berufliche Zukunft, daher sollten die Vereine alles daransetzen, dass man so schnell wie möglich in den Meisterschaftsmodus zurückkehren kann. Nicht vergessen darf man auf die Sponsoren und die Fans der Clubs. Auch diese haben großes Interesse daran, dass der Ball wieder rollt. Die "Pooltests" für bis zu sechs Personen sollten für die Vereine leistbar und umsetzbar sein. Womöglich fallen noch bei weiterhin optimaler Entwicklung in den nächsten Wochen diese Auflagen.
Grundsätzlich, was erwarten Sie sich von der Sitzung der Zweiten Liga?
Wir brauchen die Planungssicherheit, wie es jetzt weitergehen soll. Es geht um die berufliche Zukunft unserer Branche, die Unterstützung der Fußballergewerkschaft VdF (Vereinigung der Fußballer) ist groß. Wir von der SV Ried wollen nicht tatenlos zusehen und haben daher verschiedene Vorschläge eingebracht, wie man die Saison fertigspielen kann. Zum Beispiel für Corona-Tests haben uns mehrere Organisationen Hilfe für eine effiziente Umsetzung angeboten.
Der gemeinsame Antrag der SV Ried und Klagenfurt wurde in einer gemeinsamen Konferenz der Bundesliga mit überwiegender Mehrheit abgeschmettert. Hat Sie das Ergebnis überrascht?
Klar hat es mich in dieser Deutlichkeit überrascht. Die Diskussion war sehr schnell vom Tisch. Es hatte den Anschein, dass auch kein Interesse an der Ausarbeitung eines diesbezüglichen Konzepts besteht. Es ist das gute Recht der Bundesligisten, so abzustimmen. Daher ist unser Ziel, dass die Zweite Liga fortgesetzt wird, damit ein Aufsteiger auf sportlichem Wege ermittelt werden kann. Das wäre die fairste Lösung, die auch mit der höchsten Rechtssicherheit verbunden wäre.
Fühlt man sich als Profi-Zweitligaverein in dieser Situation benachteiligt?
Ja, schon irgendwie. In den ersten Wochen der Corona-Krise wurde die Zweite Liga kaum berücksichtigt. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Bundesliga nur aus Zwölf Vereinen besteht. Wir sind insgesamt 28 Vereine. Mittlerweile hab ich aber den Eindruck, dass die Zweite Liga mehr im Fokus steht, aber wir brauchen einen Fahrplan.
Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Ich habe täglich mit der Mannschaft via WhatsApp und Telefon Kontakt. Jeder sehnt sich nach dem Fußball. Besonders groß war die Sehnsucht beim Trainingsauftakt der Bundesligavereine. Generell sind die Burschen sehr positiv und wollen jetzt endlich zurück auf den Platz. Jeder freut sich auf den Freitag, um sich endlich wieder auf dem Platz ein paar Bälle zuspielen zu können.
Die Spielergewerkschaft spricht von einer ungleichen Behandlung von Profifußballern. Wie sehen Sie das?
Es ist nur schwer argumentierbar, warum die Profifußballer der Ersten Liga seit einiger Zeit wieder trainieren dürfen, wir aber, obwohl wir ein Profiteam sind, nicht. Es geht hier um die Zukunft der Spieler, die derzeit ihren Beruf nicht ausüben können. Dazu kommt, dass dadurch selbstverständlich die Marktwerte sinken.
Wenn die Saison abgebrochen wird, was heißt das für die sportlichen Planungen in Ried. Auf welches Szenario müsste man sich einstellen?
Das ist schwer zu sagen, weil wir nach wie vor nicht wissen, wie es weitergeht. Dazu gehört auch, dass es ungewiss ist, in welcher Liga wir in der kommenden Saison spielen werden. Von dieser Planungsunsicherheit sind im österreichischen Profifußball derzeit vor allem die SV Ried und Klagenfurt betroffen. Aber man muss auf alles vorbereitet sein.
Das heißt konkret?
Wir müssen mit einem gewissen Budget die kommende Saison planen. Es geht darum, dass wir ein gutes Spieler-Grundgerüst haben. Zum Glück haben noch mehrere Leistungsträger einen Vertrag über diese Saison hinaus. Ich bin in Gesprächen mit dem Vorstand und gehe davon aus, dass wir eine gute Mannschaft stellen werden. Sollten wir unser großes Ziel – den Aufstieg – erreichen, dann werden wir natürlich einige zusätzliche Spieler benötigen. Wichtig ist, dass wir den Kader in dieser Situation so planen, dass wir in beiden Ligen wettkampftauglich sind.
Haben Sie annährend eine Ahnung, wie eine Zweite Liga in der Saison 2020/2021 aussehen wird?
Nein, das weiß niemand. Es muss aus meiner Sicht jetzt einmal alles unternommen werden, um diese Saison fertigzuspielen.
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Ich hoffe sehr, dass Baumgartner bleibt. Er macht einen ausgezeichneten Job als Trainer und als Sportdirektor. Ich habe leider (dafür kann die SVR nicht) geistig auf eine Liga2 Saison eingestellt. Jetzt ist es wichtig, dass die Leistungsträger (Kreidl, Boateng, Nutz, Grüll und einige mehr) bei der SVR bleiben und dass Baumgartner bei der SVR sein Konzept umsetzen kann. Mit Zusammenhalt geht alles.
Ganz wichtig für die SVR ist es egal wie das im Endeffekt heuer noch ausgeht das die Vorstände Wirtschaft um RD und Sport um GB den Weg SVR weitergehen. Die SVR hat nach jahrelangem Schlingerkurs eine moderne solide Struktur finanziell wie sportlich. Die SVR galt schon als untrainierbar es war fast chaotisch verdiente Rieder Spieler galten nichts mehr. Gerade jetzt ist es noch wichtiger den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.