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20 Jahre nach dem WM-Titel: „Schafft es der Werner Schlager, oder nicht?“

Von OÖN-Sport/ÖTTV, 25. Mai 2023, 11:27 Uhr
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Die Titelseite der OÖN vor 20 Jahren. Bild: OÖN

PARIS. Heute vor 20 Jahren schrieb Werner Schlager Sportgeschichte. Nach wie vor ist der Niederösterreicher der bisher letzte nicht-chinesische Tischtennis-Weltmeister.

Genau am Tag, an dem Sofia Polcanova in Durban nach ihrer ersten WM-Medaille greift, jährt sich der größte österreichische Tischtennis-Erfolg zum 20. Mal: Der 25. Mai 2003 geht als Tag für die Ewigkeit in den heimischen Sport ein. Werner Schlager gelang vor 20 Jahren das „Wunder von Paris“, holte den ersten WM-Titel der Neuzeit nach Österreich und blieb nachdem er den zweiten Matchball verwandeln konnte, der bislang einzige nicht-chinesische Weltmeister des 21. Jahrhunderts. 

Dabei war Schlager mit gemischten Gefühlen nach Frankreich gereist. Bei den Europameisterschaften in Courmayeur knapp sechs Wochen zuvor lief es im Doppel zwar gut (Gold im Mixed, Bronze im Herrendoppel), im Einzel setzte es aber schon in Runde drei eine überraschende Niederlage gegen Philipp Gatien. 

Er begann in Paris mit Siegen über Segun Toriola, Abwehr-Ästhet Koji Matsushita und Slobodan Grujic. Schon bei diesen Siegen zeigte sich, dass die Nummer sechs des Turniers in guter Verfassung war – sowohl spielerisch, als auch ganz besonders mental. Im Achtelfinale kam dann die erste wirklich große Herausforderung: Kim Taek Soo. Wie gegen Toriola war gegen den Koreaner Satz eins zwar im Eiltempo weg, Schlager steigerte sich aber von Ball zu Ball und blieb – unterstützt vom französischen Publikum – in sechs Sätzen siegreich. Erstmals kam das Gefühl auf, die Franzosen hatten in Schlager ihren neuen Liebling gefunden.

Das selbstgewählte Ziel „Viertelfinale“ war damit erreicht, nun baute sich mit Titelverteidiger Wang Liqin eine schier überlebensgroße Hürde auf. Mit 11:8 und 15:13 stellte der große Favorit und Triple-Weltmeister auf 3:1. Das Match nahm den allseits erwarteten Verlauf. Mit 11:9 kam Werner zwar noch einmal heran, bei 6:10 in Durchgang sechs schien jedoch alles vorbei. Aber das Unerwartete, nicht für möglich gehaltene passierte! Der Österreicher wehrte alle vier Matchbälle ab und erzwang mit 13:11 einen Entscheidungssatz. Die 13.000 Zuschauer im Palais Omnisport verwandeln die Halle in ein Tollhaus! Und der große Chinese wirkte tatsächlich angeschlagen, schien verblüfft von der unerwarteten Gegenwehr. 

“Schafft es der Schlager, oder nicht?“

Der Niederösterreicher konnte diese Phase perfekt ausnutzen und schaffte das Unmögliche – mit 11:5 zwang er Wang Liqin in die Knie und sicherte sich die Medaille. Jetzt hatte der damals 30-Jährige natürlich Lust auf mehr, die Medaille war gesichert, im Halbfinale gegen Kong Linghui konnte er locker drauf los spielen. 

Das Spiel des Olympiasiegers lag Schlager, der wie im Spielrausch mit 3:1 davonzog. Mit 7:3 gelang dem Niederösterreich der bessere Start in den Entscheidungssatz, der Chinese kämpfte jedoch verbissen weiter, bei 8:8 war alles wieder offen. Erster Matchball Schlager bei 10:9 – zu viel riskiert, 10:10. Zweiter Matchball bei 11:10 – Kong wehrt mit einem Matchball ab. Dann 11:12 – aber mit einem phänomenalen Flippball gelang Schlager der Ausgleich. Kong schien ob dieser Kaltblütigkeit abgeschlagen, Werner war endgültig nicht mehr zu halten und holte die nächsten beiden Punkte. Sieg! Finale! 

Wenn Schlager diese Szenen heute sieht, sagt er: „Ich schaue mir das selten an, weil so viele Emotionen damit verbunden sind. Jedes Mal frage ich mich: Schafft es der Schlager, oder nicht? Es ist verrückt. Es ist so dramatisch, dass ich es mir fast nicht anschauen kann. Es ist so viel Freude da. Es ist wie ein Filmriss, ab dem Moment, in dem ich die Hände hochreiße.“

Das Finale

Keine drei Stunden später ging es um alles! Im Spiel um Gold ging es gegen einen Abwehr-Künstler mit gefährlichem Vorhand-Angriff: Joo Se Huyk aus Korea. Taktisch gut eingestellt, versucht Schlager einen anderen Weg als die Spieler zuvor zu gehen. Nur nicht versuchen ihn durchzuschießen. Doch der Start misslang. 0:3, 1:4, 5:8 …. erst bei 8:8 erstmals der Ausgleich, bei 10:9 lag Schlager erstmals voran und holt sofort den psychologisch wichtigen ersten Satz. Mit einem 11:6 in Satz zwei war die Hälfte des Weges absolviert. In Durchgang drei konnte der Koreaner seine Taktik aber erfolgreich umstellen, verkürzte auf 1:2. Als in Durchgang vier bereits alles auf den Ausgleich hindeutete, lieferte der Niederösterreicher bei 7:10 ein weiteres Husarenstück ab. 

Zunächst zwei Punkte mit der Rückhand, nach einem irren Ballwechsel das 10:10. Als Schlager 11:10 führte, überraschte er den Koreaner mit einer neuen Servicevariante – direkter Punkt zum 3:1! Doch oftmals sind die letzten Schritte die schwersten – Coach Ferenc Karsai schwörte den Österreicher in der Satzpause noch einmal auf die Taktik ein, nur nicht zu viel zu riskieren. Aber es half nichts. 3:8, 8:11 – damit nur noch 3:2. In Durchgang sechs schien es zunächst zu passen. Nach 0:2 gelangen sechs Punktgewinne in Folge auf 6:2, der Sieg war endgültig zum Greifen nahe. Aber Joo gab nochmals alles, lag plötzlich 9:7 voran. Dann eine sensationelle Vorhand des Österreichers – 9:9. Dann 10:9 – erster Championship Ball! 

Aber die Versuchung war zu groß – nach einem hohen Verteidigungsball zog Schlager voll durch – direkt ins Netz. Dann der vielleicht beste Ball des Spieles: Nachdem der Koreaner in die Offensive kam, knallte er ihm seinen Topspin direkt an der Platte mit einem „Gegentops“ um die Ohren … zweiter Matchball! Und diesmal passierte es. Ein Gegentopspin des Koreaners segelte ins Out, Schlager blickte ungläubig, der Schläger fiel ihm aus der Hand – Weltmeister!

Alle Dämme brachen. „Er konnte sich so gut auf mich einstellen, dass ich merkte, dass mir mein Spiel aus den Händen gleitet. Dann habe ich neues Service probiert. Ich weiß nicht, wieso mir das eingefallen ist. Damit hatte er dann riesige Probleme.“

Und zum Drüberstreuen folgte der Sprung von Rang sechs auf Platz eins in der Weltrangliste. Aber auch auf nationaler Ebene wurde der Erfolg entsprechend gewürdigt – vor Ski-Weltcup-Gesamtsieger Stephan Eberharter wurde er zu Österreichs Sportler des Jahres 2003 gewählt.

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