Rainer Wahnsinn! Kepplinger bei der Ruder-WM im Semifinale
OTTENSHEIM. Nach Magdalena Lobnig ruderte auch Lokalmatador Rainer Kepplinger bei der WM in Ottensheim ins Semifinale.
Jetzt geht es bei der Ruder-WM in Ottensheim Schlag auf Schlag, die Spreu trennt sich auf dem Donau-Altarm vom Weizen. Für Gastgeber Österreich gab es gestern zunächst einen Dämpfer, dann aber doch Grund zum Jubeln. Besonders erfreulich für die WM-Organisatoren, die nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen kommen: Mit Rainer Kepplinger hat der Lokalmatador vom WSV Ottensheim im leichten Einer aufzeigen können und einen Platz im Semifinale "gebucht". Und Österreichs einzige Vertretung im engeren Kreis der Medaillenkandidaten, Magdalena Lobnig, hat nach einer krankheitsbedingten Trainingspause wieder viel Fahrt aufgenommen und sich im schweren Einer souverän für das Semifinale qualifiziert. Das heiß begehrte Olympia-Ticket ist schon am Freitag in Reichweite.
"Dass ich in der Elite-Klasse so dabei bin, freut mich wirklich", sagte Kepplinger gestern nach seinem Kraftakt im Viertelfinale. Auf den letzten 500 Metern zeigte der 23-Jährige, der im Juli bei der Unter-23-WM in den USA Bronze holen konnte, ein tolles Stehvermögen. Das Rennen in der nicht-olympischen Bootsklasse entwickelte sich zum heißen Vierkampf um drei Semifinal-Tickets. Kepplinger teilte sich das Rennen klug ein, während den Kroaten Luka Radonic vor dem Ziel die Kräfte verließen. Viel Zeit, seine Akkus wieder aufzuladen, hat der Lokalmatador nicht. Schon heute (13.07 Uhr) geht es um den Einzug in das A-Finale, der allerdings eine Sensation wäre. Kepplinger rudert heute gegen starke (und routiniertere) Rivalen aus Kanada, den USA oder England, nur die ersten drei kommen ins Finale.
"Ich war auf der sicheren Seite"
Sehr erleichtert war Lobnig nach ihrem zweiten Platz im Einer-Viertelfinale, mit dem sie sich souverän für das Semifinale am Freitag qualifizieren konnte. "Das hat sich heute viel besser angefühlt als mein Vorlauf. Ich hatte vom Start weg ein gutes Gefühl und war auf der sicheren Seite." Am Ende des Rennens überholte die 29-jährige Kärntnerin noch eine Dänin, nur die führende US-Amerikanerin Kara Kohler griff sie nicht mehr an. Lobnig: "Die volle Attacke zum Finish hebe ich mir auf, wenn es wirklich zählt. Heute habe ich Kraft gespart."
Mit Anton Sigl und Markus Lemp schafften gestern Nachmittag zwei Ruderer von Wiking Linz die Qualifikation für das Finale im leichten Zweier ohne. Eine gute Leistung, die Medaillen scheinen allerdings außerhalb der Reichweite zu baumeln. Immerhin: Mit der Finalqualifikation haben die beiden ihren WM-Auftrag erfüllt. Was beim leichten Doppelzweier leider nicht der Fall war. Der Ottensheimer Julian Schöberl verpasste mit seinem Wiener Partner Matthias Taborsky im Viertelfinale mit Platz fünf das Semifinale. Damit ist auch das angepeilte Olympia-Ticket futsch. "Jetzt sind wir einmal richtig enttäuscht. Dann wird man die Dinge genau analysieren müssen", sagte ein frustrierter Schöberl.
Ebenfalls am Olympia-Ticket vorbeigerudert sind Louisa Altenhuber und Laura Arndorfer im leichten Doppelzweier der Frauen. Im einzigen Boot mit Kurs auf Tokio 2020 sitzt in Ottensheim somit Österreichs "One-Woman-Show", Magdalena Lobnig.
Die Star-Parade von TV-Experte Bernd Wakolbinger
Magdalena Lobnig
Sie ist eine unglaublich starke „One-Woman-Show“. In den USA oder England könnte sie mit zehn bis 15 Ruderinnen auf ähnlichem Niveau trainieren, in Österreich ist sie allein und muss sich selbst pushen. Und trotzdem ist Magdalena absolute Weltklasse. Respekt!
Olaf Tufte
Der Norweger sitzt mit 43 im Doppel-Vierer und ist ein unglaublicher Athlet. Bei einem Trainingslager in Spanien ist er einmal in drei Tagen 240 Kilometer gerudert, da haben wir es auf 60 Kilometer gebracht. Tufte ist Athleten-Botschafter und hat schon Olympia-Medaillen in allen Farben gewonnen.
Oliver Zeidler
Der Deutsche war wie ich zuerst Schwimmer, bevor er zum Rudern wechselte. In nur zwei Jahren hat er es im Einer zur Weltspitze gebracht, mit 23 ist er der Shooting-Star. Ruder-technisch gibt es noch Luft nach oben.
Mahé Drysdale
Der Neuseeländer hat bei Olympia in London und Rio Gold im Einer geholt und ist mit 39 immer noch toll in Schuss. In Ottensheim sitzt er im Achter. Insgesamt sind die Kiwis eine starke Rudernation, die bei den Männern und Frauen bei Großereignissen seit Jahren verlässlich Medaillen holt. Und das bei einer Einwohnerzahl, die mit Österreich vergleichbar ist.
Die Sinkovic-Brüder
Valent und Martin Sinkovic waren in den vergangenen Jahren im schweren Doppelzweier unschlagbar und haben bei Olympia und WM alles abgeräumt. Jetzt haben sie die Klasse gewechselt und wollen im Zweier ohne ähnlich erfolgreich sein. Ein unglaublicher Kraftakt der beiden Modell-Athleten.
Deutschland-Achter
In diesem Fall ist das Boot der Star und weniger die Besatzung. Für die Deutschen ist der Achter fast so wichtig wie die Fußball-Nationalmannschaft. Dass man es immer wieder schafft, trotz des ständigen Wechsels auf den Positionen an der Spitze zu bleiben, ist eigentlich unglaublich. Auch in Ottensheim wird dieses Boot nur sehr schwer zu schlagen sein, obwohl die Konkurrenz natürlich nicht schläft.
Zur Person: Bernd Wakolbinger
Der 43-jährige Perger gewann bei der WM 2001 in Luzern mit Martin Kobau, Wolfgang Sigl und Sebastian Sageder Gold im leichten Vierer ohne. Insgesamt holte er 36 Staatsmeistertitel. Wakolbinger ist bei der WM in Ottensheim als fachlich kompetenter ORF-Experte im Einsatz.
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