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Anna Kiesenhofer: Die Frau, die Österreich das Träumen wieder lehrte

Von Reinhold Pühringer, 24. Juli 2024, 19:10 Uhr
Die Frau, die Österreich das Träumen wieder lehrte
Anna Kiesenhofer schrieb 2021 in Tokio Olympia-Geschichte. Bild: GEPA pictures

In Tokio schrieb Anna Kiesenhofer ein Märchen. Für Paris hat die Gold-Radlerin einen neuen Plan

Die Mathematikerin, die niemand auf der Rechnung hatte: Vor drei Jahren fuhr Anna Kiesenhofer beim olympischen Rad-Straßenrennen in Tokio nach einer Attacke unmittelbar nach dem Start zu einer märchenhaften Goldmedaille.

Ein Überraschungserfolg, der für Österreichs Aufgebot, das letztlich sieben Medaillen holen sollte, wie eine Initialzündung war.

Im Alleingang hatte Kiesenhofer den Druck, nach zwei enttäuschend mageren Olympia-Ausgaben in London und Rio endlich abzuliefern, in eine positive Dynamik verwandelt.

Die nunmehr 33-Jährige wird bei den am Freitag in Paris beginnenden Spielen wieder recht früh angreifen. Bereits am Samstag steht das Zeitfahren auf dem Programm, das die im Schweizer Wallis lebende Niederösterreicherin ins Visier genommen hat. "Es wäre ein Traum, wenn ich auf das Podest komme. Die Voraussetzungen sind jedenfalls sehr gut", sagt Kiesenhofer.

Einschneidendes Erlebnis

Die Überraschungsgoldmedaille hat das Leben Kiesenhofers auf den Kopf gestellt. Der abstrakten Mathematik hat sie den Rücken gekehrt.

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Diese "hat mich, nachdem ich es nicht mehr machen muss, nicht so begeistert, dass ich es in meiner Freizeit machen muss", erklärt sie der "Kleinen Zeitung", dass sie nichts bereue. Wenngleich es Aspekte ihres Leben gebe, die vor der Goldmedaille besser waren.

"In Tokio hatte ich bis zum Ende des Rennens eine wunderbare Ruhe. Das wird’s in Paris nicht mehr spielen." Mit dem gestiegenen Medien-Interesse gehe sie aber recht pragmatisch um. "Wenn ich nicht viele Interviews geben will, dann sag ich eben Nein zu 90 Prozent der Anfragen."

In anderen Bereichen habe die nunmehr ins Profi-Lager gewechselte Radfahrerin indes lernen müssen, Kontrolle abzugeben, etwa was die Vorbereitung angeht. "Ich war es gewohnt, bei Rennen in Top-Form zu sein, ich hatte Wochen und Monate dafür trainiert. Jetzt ruft das Team (sie fährt für den Schweizer Rennstall Roland; Anm.) zwei Tage vorher an, und dann steht man eben an der Startlinie."

Mit Olympia verhalte es sich anders. Schon zu Beginn des Jahres hatte sich Kiesenhofer deklariert, dass Paris der Höhepunkt für sie sei. "Das war auch für niemanden eine große Überraschung. Dem Team wäre lieber gewesen, dass ich den Giro fahre, aber mir war das zu knapp vor Olympia." Stattdessen nahm sich Kiesenhofer vier Wochen heraus, um sich gezielt auf Paris vorzubereiten. Dass Österreichs Aushängeschild Termine wie etwa die offizielle Olympia-Einkleidung oder die Verabschiedung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wegen eines Höhentrainingslagers ausließ, verdeutlicht, dass die "Gold-Marie" von 2021 für Paris einen Plan hat.

Dabei war ihr Start ins Olympia-Jahr alles andere als gut verlaufen. "Im Frühjahr hatte ich Probleme mit einem Sturz und Verletzungen und war krank." Erst im Mai war sie in Form gekommen, "und seit Anfang Juni lief wirklich alles wie im Bilderbuch".

Drei Wochen Höhentrainingslager habe sie gut verdaut. "Ich war nicht krank und hatte keine Probleme, das muss man zu schätzen wissen, ich hatte richtig Glück."

Ihr gutes Gefühl wird von den Leistungsparametern bestätigt. "Das sieht man deutlich an den Wattwerten. Ich bin am Wochenende über 40 Minuten am Zeitfahrrad bessere Durchschnittswerte gefahren als bei den Staatsmeisterschaften im Rennen oder der EM", spricht sie von einem "guten Zeichen".

"Besser planbar"

Neben der Staatsmeisterin schickt Österreich mit Christina Schweinberger, der WM-Dritten im Zeitfahren, noch eine zweite aussichtsreiche Athletin ins Rennen. Beide gehen auch im Straßenbewerb (4. August) an den Start. Obwohl Kiesenhofer dort Titelverteidigerin ist, hegt sie größere Hoffnungen im Einzelzeitfahren. Aus einem einfachen Grund: "Zeitfahren ist besser planbar", so Kiesenhofer, "insofern war die Vorbereitung mehr darauf ausgerichtet. Aber wenn man fit ist, ist das für ein Straßenrennen auch nicht schlecht. Es wird stark auf die Renndynamik ankommen. Wie wir das angehen, werden wir vor Ort entscheiden."

Eines wird sich Kiesenhofer aber getrost abschminken können: Sollte sie auch in Paris versuchen, bei Kilometer null eine Attacke zu reiten, werden sie die internationalen Favoritinnen nicht noch einmal einfach so ziehen lassen. Denn auch die haben ihren Husarenritt garantiert nicht vergessen.

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Autor
Reinhold Pühringer
Redakteur Sport
Reinhold Pühringer

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