Champion Kraft möchte nicht rechnen
Skisprung-Weltcup: Der 30-Jährige führt nach seinem 38. Sieg 209 Punkte vor Wellinger
Stefan Kraft ist mental so gefestigt, dass ihn ein Rückschlag wie jener im ersten Lake-Placid-Einzelbewerb nicht aus der Spur wirft. "Ein blöder Bua bin ich", sagte Kraft nach seinem Absturz vom ersten auf den 24. Platz: "Ein echt schlechter Sprung, dazu schlechte Bedingungen – dann spült es dich zurück."
Alles Schnee von gestern. Kraft, dem neuerlich Rückenprobleme zu schaffen machen, schüttelte die Enttäuschung ab und ließ zwei Siege folgen: den ersten im Super-Teambewerb an der Seite seines Freundes, des Theningers Michael Hayböck (UVB Hinzenbach), den zweiten im zweiten Individualevent.
Skiflug-Weltmeister Kraft setzte sich auf der US-Großschanze 3,2 Punkte vor den ex aequo Zweitplatzierten Philipp Raimund (D) und Lovro Kos (Slo) durch. Für den Champion war es der insgesamt 38. Erfolg, mit dem er die Führung im Gesamt-Weltcup auf Verfolger Andreas Wellinger (D/am Sonntag Sechster) auf 209 Punkte ausbaute.
"Im Endeffekt war es ein sehr cooles Wochenende. Dass nicht jeder Wettkampf aufgehen kann, ist normal", freute sich Kraft, der nicht zu viel rechnen möchte: "Ich schaue in erster Linie auf meine Sprünge. Und wenn die passen, dann steht der Einser vorne."
Als Belohnung gab’s einen netten Super-Bowl-Abend, die rot-weiß-rote Flugstaffel sah sich im TV das Football-Endspiel zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs an. "Wenn wir schon in Amerika sind, dann geben wir uns das Spektakel. Es ist sicher ein Highlight im Sport", sagte der 30-jährige Pongauer. Die kommenden Tage werden ohnehin – auch wegen der Reisestrapazen – anstrengend.
Hayböck fehlt in Japan
Für Kraft, Daniel Tschofenig, Daniel Huber, Clemens Aigner und Manuel Fettner geht es weiter nach Sapporo. "Japan ist immer eine Reise wert, ein cooles Platzerl mit total netten Leuten", erläuterte Kraft. Cheftrainer Andreas Widhölzl zeigte sich mit der Ausbeute in Lake Placid zufrieden: "Generell war es okay. Wir sind gut drauf, der Krafti hat sich super zurückgemeldet", berichtete der Tiroler, der eine Umstellung im Team vornehmen wird.
Hayböck, der im Sonntag-Einzel Rang elf belegte, fliegt zurück in die Heimat, dafür kommt Jan Hörl nach Sapporo. "Der Michi ist nicht so gut Freund mit Japan, er hat dort noch nicht die besten Ergebnisse und außerdem ein Riesen-Programm hinter sich. Eine Pause wird ihm guttun. Es ist wichtig, Energie zu tanken und auch einmal von der Schanze weg zu sein", erläuterte Widhölzl. Im Nationencup fliegen die rot-weiß-roten Asse der Konkurrenz auf und davon: Der Vorsprung auf Deutschland beträgt 822 Zähler.