Stefan Kraft: "Das muss jetzt so schnell wie möglich weggehen"
ENGELBERG. Hinter der Überform von Stefan Kraft steht ein Fragezeichen.
Es klingt ein wenig vermessen zu sagen, Stefan Kraft wäre zuletzt etwas vom Windpech verfolgt gewesen, schließlich hatte der Salzburger bekanntlich die ersten vier Weltcupspringen der Saison gewonnen. Doch was geschieht, wenn sich zur aktuellen Hochform des 30-Jährigen noch ein wenig Aufwind gesellt, war im gestrigen zweiten Durchgang von Engelberg zu sehen, als der Halbzeitvierte mit der Tageshöchstweite von 142 Metern zu seinem 35. Karrieresieg segelte. "Ich habe schon nach 50 Metern gemerkt, da geht es dahin. Da hat echt alles gepasst", sagte Kraft, der nach zuletzt drei deutschen Siegen wieder das oberste Podest für sich beanspruchte.
Neben ihm stand – wie bereits vor drei Wochen in Kuusamo – Teamkollege Jan Hörl, der nach dem ersten Durchgang sowie 141 Metern in Führung gelegen war. Dritter wurde letztlich Klingenthal-Sieger Karl Geiger (D).
21 von 24 Podestplätzen
Das letzte Weltcupspringen vor der am 29. Dezember in Oberstdorf startenden Vierschanzentournee hätte für die rot-weiß-roten Adler nicht besser laufen können. Doch nicht nur im österreichischen Lager sind die Erwartungen hoch, abseits von Kraft hatten mit Geiger (2) und Pius Paschke, der überraschend am Samstag in Engelberg mit 33 Jahren seinen ersten Weltcuperfolg gefeiert hatte, sonst nur Deutsche in dieser Saison vom obersten Podestplatz gelacht. Erdrückend: Nur drei der insgesamt 24 Stockerlplätze in dieser Saison waren nicht an österreichische oder deutsche Springer gegangen.
Die Tournee, welche entlang der österreichisch-deutschen Rivalität entstanden war, kann es freuen. "Wir haben gute Werbung für die Tournee gemacht. Ich hoffe, dass die Stadien übergehen", so Kraft, bisher letzter österreichischer Gesamtsieger (2015). Hinter seiner Überform steht ein Fragezeichen: Seine Rückenprobleme sind zuletzt schlimmer geworden. "Das muss jetzt so schnell wie möglich weggehen, dass ich frei im Kopf skispringen kann", sagte Kraft.
Michael Hayböck, der am Sonntag nach einem verpassten Absprung 17. wurde, wollte die körperlichen Probleme seines Zimmerkollegen nicht überbewerten: "Sobald er sein Zeug oben auf der Schanze anhat, sind die Schmerzen bei ihm ausgeblendet." Der Kirchberg-Theninger wird im sechsköpfigen ÖSV-Aufgebot für die Tournee stehen, wie Cheftrainer Andreas Widhölzl bestätigte. Dazu kommt neben Kraft, Hörl, Daniel Tschofenig und Manuel Fettner auch noch Clemens Aigner, der sich über den Kontinental-Cup empfahl.