Brot, Spiele – und Millionenbeträge: Wie Sport mit Wirtschaft verzahnt ist
LINZ. Wie viele Millionen in der Sportwelt kursieren, wie die Wirtschaft davon profitiert und welchen Werbewert Sportler haben: Darüber diskutierten am Montagabend Experten beim Business Talk von Hypo Oberösterreich und OÖN in Linz.
Sport und Wirtschaft: Kein Widerspruch, sondern zwei Branchen, die miteinander verwoben sind und voneinander profitieren: Darin war sich eine Expertenrunde am Montagabend beim Business Talk von Hypo Oberösterreich und OÖN in Linz einig. Intensiv diskutiert wurde angesichts des „Supersportjahres“ mit der Fußball-Euro in Deutschland und Olympia in Frankreich über folgende Themen:
Budgets im Spitzensport: „Natürlich ist es eine Art Brot und Spiele. Aber man muss aufpassen, dass man die Schraube nicht überdreht“, sagte Georg Pangl, langjähriger Geschäftsführer der Fußball-Bundesliga und nun Präsident des Burgenländischen Fußballverbands. Er sprach vor allem den Spitzenfußball mit der Champions League an. Es gebe zwölf bis 15 große Klubs, die den Fußball dominierten und zusammen mehr als 40 Prozent aller kommerziellen Einnahmen lukrierten. Die restlichen 60 Prozent teilten sich 700 Profivereine im Fußball. Pangl geht nicht davon aus, dass das in den kommenden Jahren ein Ende nimmt. „Die Schere zwischen großen Klubs und kleinen geht weiter auf.“
"Sind auf Förderungen angewiesen"
Vergleichsweise mickrig wirkt jenes Budget, das Österreichs Handballverband aufstellen muss, um die Frauen-Europameisterschaft von 28. November bis 15. Dezember mitzuveranstalten. Das Turnier geht in Österreich, Ungarn und der Schweiz über die Bühne. „Unser Budget umfasst sieben Millionen Euro, und wir sind auf Förderungen angewiesen“, sagte Isabel Mittmansgruber, Managerin des Frauen-Handball-Nationalteams und langjährige Nationalspielerin. Es stecke viel Arbeit dahinter, an Gelder zu kommen. Mittmansgruber: „Wir können das nur über Förderungen, Querverrechnungen und Tickets schaffen.“ Neid gegenüber den Summen im Fußball verspüre sie keinen, mit dem Fußballbund in Österreich gebe es gemeinsame Projekte wie beispielsweise die Ballschule.
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Wirtschaftsfaktor Sport: Hypo-Oberösterreich-Chef Klaus Kumpfmüller sagte, das Wichtigste sei, dass Gelder von Großveranstaltungen zum Nachwuchs fließen. Nur so lasse sich Sport in der Breite und dann auch wieder in der Spitze fördern. Kumpfmüller verwies auf 600.000 Österreicher, die sich im Sport ehrenamtlich engagierten. Sportler seien aufgrund ihres Umgangs mit Erfolgen und Misserfolgen auch in der Wirtschaft gefragt.
Pangl hob die Wertschöpfung des Sports in Österreich hervor. Er stehe für 6,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts („ein Spitzenwert in Europa“), 357.000 Arbeitsplätze und 8,4 Milliarden Euro jährliches Steueraufkommen. Großveranstaltungen würden kurzfristigen Nutzen bei Einkommen, Beschäftigung und Steuern bringen, langfristig gehe es um Tourismus, Infrastruktur, Bekanntheit, Image und die Attraktivität des Standorts.
"Ein guter Profi-Skifahrer muss nicht mehr viel arbeiten"
Sportlergehälter: „Ein guter Profi-Skifahrer in Österreich muss nicht mehr viel arbeiten, wenn er sorgsam mit dem Geld umgeht“, sagte Christian Scherer, Generalsekretär des Österreichischen Skiverbands. Die Summen im Skisport seien aber nicht mit jenen im Fußball vergleichbar, auch wegen der Präsenz, die beim Fußball global sei. Beim ÖSV beträgt das Jahresbudget rund 100 Millionen Euro, Skifahren und Skispringen finanzierten andere Wintersportarten im Verband mit. Kumpfmüller führte ins Treffen, Sportler hätten zumeist „nur fünf bis zehn Jahre am Höhepunkt ihrer Karriere“. Zudem sei ihre Leistung messbar. „Bei einem Bankdirektor ist das wahrscheinlich nicht so. Trotzdem halte ich nichts von Neiddebatten oder davon, Grenzen bei Sportlergehältern einzuziehen.“ Pangl merkte an, jeder Fan, der „den Zirkus Spitzensport“ mit TV-Abos oder Eintrittskarten finanziere, trage dazu bei, dass sich das Milliardenkarussell drehe.
Diskrepanz zwischen Spitzen- und Breitensport: „Ehrlichen Fußball“ erlebe man heute noch im Unterhaus, sagte Pangl, der sich als „Fußball-Romantiker“ bezeichnete. Mittmansgruber sagte, viele Spielerinnen im Profi-Handball hätten eine Doppelbelastung mit 40-Stunden-Jobs und oft zweifachem Training pro Tag. Sie plädiert auch für mehr Infrastruktur – nicht nur „Fußball- und Tennisplätze in jedem Ort, sondern auch Hallen für Handball, Volleyball, Basketball oder andere Sportarten“.
Sehr amüsant; vor Vertretern der strikt gewinnorientierten Wirtschaft philosophiert ein Profifußball-Funktionär über ungleich verteilten Profit. Wie ist das jetzt dann wirklich? Ist jetzt der erfolgreich, der den Profit maximiert oder der, der die Allgemeinheit mehr im Blick hat?