Croissants aus Waizenkirchen
WAIZENKIRCHEN. Nächste Woche fahren in Waizenkirchen (Bez. Grieskirchen) am Gelände des Lebensmittelproduzenten Guschlbauer die Bagger auf. Dann erfolgt der Baustart für ein viergeschossiges Gebäude, in dem neben einem Parkdeck auch eine neue Produktionslinie Platz finden wird. Die Fertigstellung des Gebäudes, in das insgesamt rund 30 Millionen Euro investiert werden, ist für Oktober 2025 geplant. Auf der neuen Linien sollen Croissants in sämtlichen Varianten hergestellt werden. Die Herstellung erfolgt vollautomatisiert, bis zu 40.000 Croissants in der Stunde werden produziert.
"Die Pläne für den Ausbau hat es bereits vor vier Jahren gegeben, alles war bereit. Eine Woche später brach die Corona aus, und die Pläne wanderten in die Schublade", sagt Geschäftsführer Robert Guschlbauer. Vor zwei Jahren wurde endgültig der Entschluss gefasst, auszubauen: "Die Aufträge sind da. Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen." Bei den Croissants sieht das Unternehmen großes Wachstumspotenzial: "Bisher haben sie noch in unserer Angebotspalette gefehlt. Croissants für den Handel werden bisher hauptsächlich von großen ausländischen Herstellern gefertigt." Im heimischen Handel sei derzeit kein österreichisches Croissant gelistet. Mit den Handelsketten würden bereits Gespräche geführt, das Interesse sei gegeben.
Guschlbauer ist spezialisiert auf Tiefkühlbackwaren: von Plunderstücken über Baguettes bis Blätterteiggebäck und süße Snacks. Mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent ist der Einzelhandel größter Kunde. Guschlbauer beliefert alle namhaften Händler, welche die Ware über Backboxen und -shops vertreiben. Erzeugt wird die gesamte Preisklasse, von Eigenmarken bis hin zur Bioware. Auch Gastronomie sowie Hotellerie werden beliefert. 120 Millionen Stück haben im Vorjahr das Werk in Waizenkirchen verlassen. Eine immer größere Rolle spielt der Export: Die Quote liegt derzeit bei 25 Prozent und soll steigen. Wichtigster Auslandsmarkt ist Deutschland. Hier werden einerseits Handelsketten, andererseits der Großhandel und über diesen Bäckereien sowie die Gastronomie beliefert.
Die Kostensituation ist laut Guschlbauer, der das Traditionsunternehmen in vierter Generation mit Ehefrau Elisabeth führt, angespannt: Die Energiekosten seien gesunken, aber bewegten sich nach wie vor auf hohem Niveau, die Lohnkosten in den vergangenen drei Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen. Dazu kämen Schwankungen bei den Rohstoffpreisen: "Butter ist derzeit so teuer wie noch nie." Soweit möglich, werden die Rohstoffe aber aus Österreich bezogen. Ausnahmen sind Produkte wie Schokolade und Pistazien. Die Kosten könnten aber nicht endlos weitergeben werden, das schlage sich auch beim Ergebnis nieder, so Guschlbauer. Um bei den Energiekosten gegenzuhalten, wird im Zuge des Neubaus die Leistung der Photovoltaik-Anlage auf 680 Kilowatt-Peak verdoppelt. Damit deckt das Unternehmen zehn Prozent seines Energiebedarfs selber. Die Nachfrage der Endkunden sei zufriedenstellend: "Die Menschen müssen essen, die Nachfrage ändert sich aber, Eigenmarken werden derzeit mehr gekauft."
100 Mitarbeiter sind beschäftigt, mit dem Neubau sollen zehn neue dazukommen. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis 1919 zurück, als Guschlbauer als Bäckerei gegründet wurde. Dem Kerngeschäft ist man treu geblieben: Bis heute ist man auf Wochenmärkten präsent. Der Umsatz lag 2023 bei 39 Millionen Euro, heuer soll es ein leichtes Plus auf mehr als 40 Millionen geben: "Das liegt an Kapazitätsengpässen. Wir sind gut ausgelastet."
Mit Sohn Michael (31) und Tochter Christina (27) ist die fünfte Generation tätig. Die Übergabe soll in den nächsten Jahren über die Bühne gehen. (prel)