Digitalos: Vorhang auf für die digitalen Vorreiter des Landes
LINZ. Am 18. November vergeben die OÖN und ihre Partner den Digitalos Vorjahressieger Bruno Buchberger über Computer, Krise und die Uni
Dieser Preis vernetzt Oberösterreich: Auch heuer verleihen die OÖN und ihre Partner wieder den Digitalos. Gesucht werden jene Unternehmen, die in der digitalen Welt hervorstechen. Im Interview spricht Vorjahressieger Bruno Buchberger über die Bedeutung des Digitalos, die Pandemie als Weckruf und seinen Wunsch für die Digital-Uni.
OÖN: Herr Buchberger, Sie haben in Ihrer Karriere viele Auszeichnungen erhalten. Welchen Stellenwert hat der Digitalos?
Bruno Buchberger: Einen hohen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man auch dort geschätzt wird, wo man 30, 40 Jahre lang Liebe und Aufmerksamkeit hineingesteckt hat.
Warum braucht es so einen Preis?
Wenn man einen Preis bekommt, ist es Motivation zum Weitermachen. Für die Gesellschaft haben Preise eine symbolische Bedeutung, um klarzumachen, was die wichtigen Themen sind. Vor 30 Jahren war Digitalisierung in der Wahrnehmung eine Randnotiz.
Sie sind eine Koryphäe der Computermathematik. Was ist darunter zu verstehen?
Computerei ist nichts anderes als materialisierte Mathematik. Die Leute verwenden Handy, Navi und E-Card und fliegen kreuz und quer. Hinter allem steckt Computerei, also mathematisches Denken in Aktion. Dass nun diskutiert wird, Mathematik in den Schulplänen zu reduzieren, ist bedenklich. Wenn eine Gesellschaft nach Jahrtausenden, in denen die Erfolge sichtbar sind, die Grundlagen vergisst, dann ist das eine Katastrophe.
Corona hat uns im Griff. War die Krise ein Schub für die Digitalisierung?
Ja. Oberflächlich betrachtet ersparen uns heutige Technologien Konferenzen und vieles mehr. Aber auch die Entwicklung eines Impfstoffs wäre ohne digitales Netz nicht möglich. Die Pandemie ist eine Katastrophe, aber auch ein Weckruf, nicht nur ein technologischer. Es gibt zwei Extreme: Den Fortschritt von Wissenschaft und Technologie sowie ein Leben in Harmonie mit Natur. Beides voll zu entfalten, ist die Kunst. Eine Region, die vorankommen will, muss beide Extreme zulassen und Strukturen schaffen.
Womit wir bei einem der heißesten Eisen wären, der für 2023 geplanten Digital-Uni in Oberösterreich. Was halten Sie davon?
Ich habe dem Bildungsminister im Oktober 2020 Vorschläge geschickt. Dann wurde eine Vorbereitungsgruppe eingesetzt, die einen Rahmen erstellt hat. Nun gibt es eine Konzeptgruppe, die sich damit befasst. Der bisherige Rahmen begeistert mich nicht. Aber es wird ja noch gearbeitet. Diese Uni sollte keine technische Uni sein. Mit der Einschränkung beraubt sie sich ihrer Kraft.
Warum das?
Universität bedeutet alle Schichten umfassend; von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. Man müsste die Uni für Digitalisierung wie eine digitale Firma gründen. Die Uni müsste erst im Netz als digitale Plattform etabliert werden. Leute unter 30, von denen man weiß, sie haben schon 20 Arbeiten geschrieben, können sofort loslegen.
Wo soll die neue Uni stehen?
Möglichst in der Stadt. Die Linzer Tabakfabrik samt Umfeld wären geeignet. Und natürlich wäre es gut, Architektur zu machen, die sich in die Natur schmiegt. Man muss sehen, dass da vibrierender Lifestyle entsteht, ähnlich einem intellektuellen Kaffeehaus. Studenten, Professoren, Firmenchefs, Gründer müssen auf dem Campus leben, arbeiten, lehren, lernen, gründen.
In Österreich fehlen 24.000 IT-Kräfte. Wie ist diese Lücke zu schließen?
Das war schon vor 20 Jahren so. An den Rezepten dagegen hat sich nichts geändert. Talent-ressourcen sind im Ausland. Es braucht eine Kraftanstrengung, Junge für den Großraum Linz als Studier- und Arbeitsplatz einzuladen. Als ich zehn Jahre lang Studenten hergeholt habe, wurde ich belächelt. Wir hätten schon damals eine konzertierte Aktion starten sollen.
Zur Person
Ohne Bruno Buchberger (78) wären der Softwarepark und die Fachhochschule in Hagenberg sowie das Institut für Symbolisches Rechnen (RISC) an der JKU undenkbar: Für alle drei legte er den Grundstein.
Bekanntheit erlangte der gebürtige Innsbrucker mit 23, als er die Theorie der Gröbnerbasen begründete. Diese und der Buchberger-Algorithmus stellen heute eine Grundlage für Computermathematik dar, die in vielen Millionen Installationen mathematischer Software verwendet wird. Als Professor emeritierte er 2010, heute hält er Vorträge, ist Berater und spielt in einer Band.
Die sechs wichtigsten Fragen zum Digitalos
Warum sollten wir uns für den Digitalos bewerben?
Im Wettbewerb um Kunden und Fachkräfte gewinnt Markenbildung in Unternehmen immer stärker an Bedeutung. Der Digitalos trägt mit Sicherheit dazu bei. Zudem besteht die Möglichkeit, das Unternehmen oder Produkt einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Für die Gewinner der jeweiligen Kategorie loben die OÖN je 9000 Euro Medialeistung aus.
Wie können wir uns bewerben?
Die Bewerbung beim Digitalos ist nur online möglich. Das Einreichformular finden Sie ab sofort im Internet unter www.digitalos.at.
Wie läuft das Bewerbungsverfahren?
Wenn Sie beweisen wollen, dass Sie ein würdiger Preisträger für den Digitalos sind, sollten Sie auch mit digitalen Medien gut umgehen können. Senden Sie uns bis zu zehn Fotos, die Ihr Unternehmen und Produkt am besten repräsentieren. Alle Infos dazu finden Sie auf der Digitalos-Homepage.
Wann ist Einsendeschluss?
Bewerbungen sind bis spätestens Freitag, 24. September, möglich.
Wie erfolgt die Auswahl?
Aus den Bewerbungen treffen die OÖNachrichten und ihre Partner eine Vorauswahl. Aus dieser Nominiertenliste wählt die Jury unter dem Vorsitz von Martina Mara, Professorin für Roboterpsychologie an der JKU, die Sieger. In der Sparte „Digitale Persönlichkeit“ erfolgt die Kür durch die Leser der OÖNachrichten, die online für ihren Favoriten abstimmen können.
Wann werden die Preisträger ausgezeichnet?
Die diesjährige Digitalos-Gala ist am 18. November im OÖN-Forum in den Promenaden Galerien in Linz.
Die Kategorien
Digitale Start-ups
In dieser Kategorie werden junge Unternehmen gesucht, die eine einzigartige Idee haben, über ein rasch skalierbares Geschäftsmodell verfügen und attraktiv für Investoren sind. Damit heben sie sich von anderen Firmen ab. Im Vorjahr setzte sich „Refurbed“ durch.
Digitale Persönlichkeit
Bekannt auf YouTube, Instagram oder Facebook: In dieser Sparte zeichnen die OÖN Personen aus, die im Internet viele Menschen erreichen. Es ist die Kategorie, die unsere Leser bestimmen. 2020 gewann Foodblogger Peter Weberndorfer die Trophäe.
Digitale Transformation
Unternehmen, die ein analoges in ein digitales Geschäftsmodell gewandelt haben, kommen hier vor den Vorhang. Gesucht werden Firmen, die sich von anderen abheben und ein sicheres Zukunftskonzept entwickelt haben. Wacker Neuson siegte im Vorjahr.
Digitaler Pionier
In dieser Sparte wird eine Person geehrt, welche die Digitalisierung in Oberösterreich mit außergewöhnlichen Leistungen wesentlich geprägt hat. Diese Auszeichnung bestimmt die Jury. Im Vorjahr sicherte sich Bruno Buchberger diese begehrte Trophäe.
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