Im sympathischsten Nähkränzchen der Stadt wird Nachhaltigkeit vorgelebt
LINZ. Die Nähküche in Urfahr ist ein Ort zum gemeinsamen Nähen, Plaudern und für den Nachhaltigkeitspreis der OÖN nominiert.
In der Nähküche wird seit 2012 gestrickt, genäht, gestopft und getratscht. Ausgetragenes, Verwaschenes, Löchriges und Altes wird recycelt, um es in individuelle, schöne und persönliche Einzelstücke zu verwandeln. Zu den offenen "Salons" kann man einfach ohne Anmeldung kommen und mitmachen. Zusätzlich gibt es themenspezifische Workshops und Einzelcoachings.
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Die Nähküche ist aber mehr als ein vereinsmäßig organisiertes Nähkränzchen. Sie fungiert als "Dritter Ort", also ein Platz, wo man sich abseits von Wohnung und Arbeitsplatz gerne aufhält und Menschen trifft. Das merkt man, wenn ältere Leute Stoffspenden vorbeibringen. "Oft ist das nur eine kleine Spende, dafür kommen sie mehrmals, damit sie reden können", sagt Martina Eigner, die zu den Gründerinnen zählt.
Offene Nähwerkstatt
Begonnen hat alles mit vier Studienkolleginnen, die beim Fair Planet Festival und der damals noch WearFair genannten Nachhaltigkeitsmesse genäht haben und andere fürs Nähen begeistern wollten. Eigner wiederum wollte ein ähnliches Projekt im Mühlviertel auf die Füße stellen. Eine gemeinsame Freundin hat sie zusammengebracht.
Zuerst wurde in Wohnungen genäht, 2012 ein Verein gegründet und die erste offene Nähwerkstatt in der Bethlehemstraße eröffnet, dann übersiedelte man für vier Jahre in die Langgasse, bis auch dort der Mietvertrag auslief und Corona dazu führte, dass Nähmaschinen und Stoffe erst einmal in Eigners Garage landeten. Danach war die Nähküche der erste Pop-up-Store des Innovationshauptplatzes.
Mittlerweile sind Eigner und ihre Vereinskolleginnen wieder fix angekommen. In der Nestroystraße in Linz-Urfahr ist der Mietvertrag unbefristet, und ein fünf Meter langes Schaufenster lädt Passanten ein, sich dazuzugesellen. Den Kern des Vereins bilden etwa zehn Personen, manche sind neu, andere von Anfang an dabei. Zum Nähen kommen die Nähküchen-Betreiberinnen aber nur selten.
Ein soziales Gefüge
"Wir tratschen, sortieren, hören zu und unterstützen Leute", sagt Eigner. Man sei einfach ein soziales Gefüge. Nachhaltigkeit gehört von Anfang an sozusagen zur Kern-DNA. "Die ganze Nähküche ist bis auf wenige Sachen gebraucht. Das ist unser Prinzip und das macht kreativ", sagt Eigner. Nachsatz: "Kaufen ist fad." An der Textilbranche lässt sie kein gutes Haar: Diese sei kein nachhaltiges Gewerbe. Zehn Prozent des weltweiten Mülls würden daraus resultieren. Dabei seien so viele Textilien da, die man verwenden könne, sagt Eigner. Man benötige nicht immer etwas Neues. Die dadurch entstehenden positiven Gefühle und Gedanken brauche man in dieser Welt dringend. Die Nähküche ist heuer für die Feronia, den Nachhaltigkeitspreis der OÖNachrichten, nominiert.
Der Feronia-Preis
Die OÖN vergeben den Preis für Nachhaltigkeit nach der Premiere im Vorjahr zum zweiten Mal. Damit sollen die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Bis 3. Februar können sich Unternehmen, Vereine und Initiativen noch bewerben.
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