Warum Insekten auf Seewalchen fliegen und Nager davon profitieren
SEEWALCHEN AM ATTERSEE. Jürgen Wiesinger und seine "Heuwiesl" sind für den "Feronia-Preis" nominiert
Auf Jürgen Wiesinger fliegen die Bienen. Und Meerschweinchen, Kaninchen und Ziegen fressen ihm aus den Händen. Weil der Seewalchner ihnen Lebensraum und Sättigungsgefühl gleichzeitig gibt. Angefangen hat alles vor drei Jahren.
Corona-Lockdown, zwar Zeit, aber keine Möglichkeit, um viele Freunde zu treffen. "Ich war dann wirklich viel in der Natur unterwegs", sagt Wiesinger. Weit musste er gar nicht gehen, denn direkt hinter seinem Haus befindet sich eine etwa 2000 Quadratmeter große Wiese. Die war zwar noch verpachtet, eine Idee entstand darauf dennoch. "Ich habe mir gedacht, dass es schön wäre, daraus eine Wildblumenwiese zu machen", sagt er. Gedacht, getan.
Aber nicht irgendwie: "Ich musste mich ja zuerst einmal einlesen. Mein Vater war zwar in der Landwirtschaft tätig und ich hab' das alles mitbekommen, aber so einfach war das trotzdem nicht", sagt der Seewalchner. Vor allem nicht Wiesingers Konzept: Denn aus der achtsamen Bewirtschaftung sollte nährstoffreiches Futter für Kleintiere entstehen.
Durch maximal zwei Schnitte im Jahr sollten auf der Wiese Wildblumen und Kräuter erhalten bleiben. Keine Pflanzenschutzmittel, kein Kunstdünger. "Jedes Lebewesen zählt", sagt Wiesinger. Für die Arbeit werden liebevoll restaurierte Oldtimer verwendet, zum Einsatz kommen Mähbalken "wie anno dazumal". Die Ernte verkauft Wiesinger als "Heuwuzzal "Heubinkerl" oder "Streuwuzzal" im kompostierbaren Netz oder mit Hanfschnur gebunden. Seine Zielgruppe: Haustiere. Aber auch Ziegen oder Ponys.
"Mittlerweile haben wir einen Bauern am Nachbargrundstück animieren können. Jetzt dürfen wir auch dort 3000 Quadratmeter mitnutzen", sagt Wiesinger. Wiesingers Wiese blüht üppig: Insekten und Schmetterlinge schwirren umher, Sonnenblumen wachsen in die Höhe, in von der Lebenshilfe gefertigten Kästen leben Hummeln.
"Mein Ziel ist es, das Produkt auch in den Handel zu bekommen", sagt der gelernte Maschinenbauer. Für seinen Umgang mit Flora und Fauna ist Wiesinger und seine "Heuwiesl" auch für die "Feronia" nominiert. Der Nachhaltigkeitspreis wird von den OÖN in Kooperation mit der Oberbank und dem Land Oberösterreich vergeben. "Das wär' natürlich eine schöne Sache", sagt Wiesinger.
- Die OÖN vergeben den Preis für Nachhaltigkeit nach der Premiere im Vorjahr zum zweiten Mal. Damit sollen die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Bis 10. Februar können sich Unternehmen, Vereine und Initiativen noch bewerben. Mehr Infos finden Sie hier.
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