Dritte Pleite: Galeria Karstadt Kaufhof sucht einen neuen Eigentümer
ESSEN/WIEN. Die Signa-Tochter Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen. Die Zukunft Tausender Mitarbeiter ist ungewiss.
Was sich am Montag bereits angekündigt hatte, wurde heute Realität: Europas zweitgrößter Warenhauskonzern, Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) mit Sitz im deutschen Essen, ist zum dritten Mal binnen weniger als vier Jahren insolvent. Am Dienstag hat Galeria beim Amtsgericht Essen ein Insolvenzverfahren beantragt: Nach zwei Verfahren mit Eigenverwaltung ist es das erste Regelinsolvenzverfahren, für das vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde: Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus . Er muss das Vorliegen der Voraussetzungen prüfen, erst dann wird das Verfahren eröffnet.
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Der Insolvenz vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa: Wie berichtet, haben in den vergangenen Wochen mehrere Unternehmen aus Rene Benkos Handels- und Immobiliengruppe Insolvenz angemeldet – darunter auch die Signa Retail Selection, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet. Geschäftsführer Olivier Van den Bossche nannte die Fortführung als Ziel. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen. Der operative Erfolg werde durch die alte Eigentümerstruktur belastet, der Schritt sei eindeutig ein „Befreiungsschlag“.
Über die möglichen Investoren wird in Medienberichten spekuliert: Ein möglicher Interessent dürfte die Central Group sein, die bereits seit längerem ein Investmentpartner von Signa ist. Die Thailänder halten unter anderem die Mehrheit am Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe.
Harte Einschnitte drohen
Nach den Insolvenzen 2020 und 2022 wurden jeweils Dutzende Filialen geschlossen, Tausende Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Gläubiger verzichteten auf Milliardensummen. Auch der deutsche Staat hatte dem Unternehmen mit 680 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds unter die Arme gegriffen. Das zweite Verfahren endete erst im Mai 2023: Im Zuge dessen hatte Signa 200 Millionen Euro für die Sanierung zugesagt. Ob dieses Geld noch fließen wird, ist mehr als fraglich.
Auch jetzt rechnen Fachleute wieder mit harten Einschnitten: Damit ist die Zukunft der mehr als 15.000 Beschäftigten und der 92 verbliebenen Filialen einmal mehr ungewiss.
Eine lange Geschichte
Ein 1879 in Stralsund eröffnetes Textilgeschäft ist die Keimzelle von Kaufhof, zwei Jahre später beginnt in Wismar die Geschichte von Karstadt. Als in den 1990er-Jahren die Zeiten für Kaufhäuser härter werden, fusioniert Karstadt mit dem Quelle-Versandhaus, das 2009 abgewickelt wird. 2014 übernimmt Rene Benkos Signa Karstadt. Galeria Kaufhof wird 2015 vom kanadischen HBC-Konzern gekauft. 2018 schließen sich Galeria und Karstadt zusammen, Signa wird Eigentümer. Damals gab es 200 Filialen mit 34.000 Beschäftigten.
Werden die Aufsichtsräte in D in die Pflicht genommen?
Galeria, Karstadt, Kaufhof gehen schon seid Jahren regelmäßig in den Konkurs, die Steigen und sinken schneller als jeder Aufzug
Was haben eigentlich die Aufsichtsräte gemacht, den solche Machenschaften muss doch schon länger merken das sowas kommen muss.
Na ja die haben wohl nur die Hände aufgehalten.
berechtigte Frage.
Immerhin hat sich der Herr Aufsichtsratsvorsitzende Gusenbauer (SPÖ) die Expertisen gut bezahlen lassen.
Und davon brav der SPÖ gespendet.
Dann war das wohl für einen guten Zweck. Er hätte die Einnahmen ja auch verfrühstücken können.
Gusenbauer hat in der Realität keine Expertisen erstellt, sondern sein parteipolitisches SPÖ-Netzwerk genutzt, um Türen zu öffnen und Projekte für die Signa zu bekommen.
Exakt so wird es aus Deutschland von SPD-Politikern berichtet, die behaupten, dass die Deals wie Elbtower und Karstadt nur an die Signa gegangen sind, weil der Genosse Gusenbauer zusagte, dass "alles in Ordnung wäre".
Nicht zuletzt die horrenden Mietzahlungen innerhalb der Signa-Gruppe haben GKK stark zugesetzt.
Einziges Ziel dieser immens hohen Kosten (Beispiel KaDeWE: zuletzt 40 Mio jährlich Miete) war, den Buchwert der Immobilien entsprechend hoch ansetzen zu können. Bleiben wir beim KaDeWe - dieses stand angeblich mit 1,3 Mrd in den Büchern, dann wurde ein Hälfteanteil für "läppische" 300 Mio verkauft.
Ein Paradebeispiel dafür, wie Signa gewirtschaftet hat.