Rosenbauer: Pierer-Gruppe übernimmt die Kontrolle
LEONDING. Zeitenwende bei Rosenbauer: Nach 158 Jahren bekommt der Leondinger Feuerwehrausrüster einen neuen Mehrheitseigentümer. Das Österreich-Konsortium bestehend aus KTM-Chef Stefan Pierer, Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz und Raiffeisen Oberösterreich übernimmt nicht nur jene 33,33 Prozent der Anteile, die es über die Kapitalerhöhung erwirbt. Die Pierer-Gruppe kauft weitere Aktien zu und wird mit 50,1 Prozent die Kontrolle übernehmen. Das wurde gestern bestätigt.
Abgegeben werden die Aktien von der Rosenbauer Beteiligungsverwaltung, hinter der die Nachkommen des Gründers Johann Rosenbauer stehen. Diese fällt von 51 auf 17,23 Prozent zurück.
Über die Kapitalerhöhung, bei der die Pierer-Gruppe die neuen Aktien zeichnet, fließen 119 Millionen Euro ins Unternehmen. Für die Aktien, die von der Familie gekauft werden, zahlt das Konsortium rund 60 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach haben sich manche Familienmitglieder ganz verabschiedet, manche teilweise, andere gar nicht. Rund zwei Drittel der bisher 23 Mitglieder sind demnach weiter an Bord.
Die Mehrheitsübernahme wird ein Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre auslösen, diesen sollen voraussichtlich im vierten Quartal auch 35 Euro pro Aktie angeboten werden. Dann könnten beim Anteil noch ein paar Prozentpunkte dazukommen, wie Insider vermuten. Am Donnerstag verlor der Kurs 1,4 Prozent auf 35,30 Euro. Die wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen stehen noch aus. Pierer, Mateschitz, Pierers Vertrauter und Finanzmanager Friedrich Roithner sowie Gernot Hofer, Chef der Invest AG von Raiffeisen, sollen in den Aufsichtsrat einziehen, Stefan Wagner als Vertreter der Familie bleibt. Ausscheiden werden Jörg Astalosch, Christian Reisinger, Bernhard Matzner, Martin Zehnder. Der Vorstand besteht derzeit aus Chef Sebastian Wolf, Markus Richter und Andreas Zeller – hier sind Veränderungen zu erwarten.
Pierer sagt, man schaffe die Voraussetzungen für die Rückkehr in die Erfolgsspur und nachhaltige Absicherung der Zentrale in Österreich. "Mit dem Konsortium als sehr guten Partner gibt es Stabilität und Standortsicherung", sagt Wagner. Wolf sieht einen "starken Mehrheitseigentümer mit industriellem Know-how."
Rosenbauer schrieb 2022 Verluste, die Verschuldung ist hoch, die Eigenkapitalquote niedrig, aber der Auftragsstand ist auf Rekordhöhe. Von den Banken hatte es Druck gegeben. (az)