Wirecard beschäftigt auch die deutsche Politik
ASCHHEIM/MÜNCHEN. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte sich 2019 für Zahlungsabwickler stark.
Der Skandal um den insolventen deutschen Zahlungsabwickler Wirecard lässt auch die deutsche Politik nicht unberührt. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte noch 2019 in China für den Markteintritt von Wirecard in der Volksrepublik geworben, als bereits Vorwürfe gegen das Unternehmen bekannt waren. Merkel hatte laut Angaben des Bundeskanzleramts aber "keine Kenntnis von möglicherweise schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten bei Wirecard".
Weil sich der Skandal ausweitet, fordert die deutsche Anlegergemeinschaft SdK vorbehaltlose Aufklärung. "Es ist dringend notwendig, dass der Sachverhalt und auch das Agieren der Finanzaufsicht und der Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren aufgearbeitet und einer externen Untersuchung unterzogen wird", sagte SdK-Vorstandsvorsitzender Daniel Bauer. Bei der Anlegergemeinschaft geht man davon aus, dass "erst weniger als 20 Prozent des Ausmaßes des Wirecard-Skandals bekannt sind". Auch ein Blick in die Jahre vor 2015 sei lohnenswert, so Bauer.
Wie berichtet, hatte die Münchner Staatsanwaltschaft bekannt gegeben, dass sie nun wegen "gewerbsmäßigen Bandenbetrugs" gegen die ehemalige Konzernspitze ermittelt. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren, der womöglich größte Betrugsfall seit 1945 in Deutschland. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Wirecard-Vorstand um den Wiener Ex-Chef Markus Braun seit 2015 Gewinne erfunden hat.
Folgt Untersuchungsausschuss?
FDP-Chef Christian Lindner sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Es ist für mich schier unvorstellbar, dass seit 2015 in dieser Größenordnung getrickst wird, ohne dass jemand Notiz davon nimmt." Die Affäre sei im Zentrum der Berliner Regierungspolitik angekommen. Diskutiert wird auch über einen möglichen Untersuchungsausschuss zum Thema.