Intertrading: Übernahmekampf mit Oligarchen
LINZ. VA Intertrading: Rechtsstreit mit Ukrainern und dem Chef der Rechtsanwaltskammer laut Urteil "kommerzielle Erpressung".
Voestalpine, Raiffeisen, ein ukrainischer Oligarch, der noch dazu Zhevago heißt, heimische Spitzenjuristen, ein "feindlicher Übernahmeversuch" und ein Richter, der um deutliche Worte nicht verlegen ist. Diese Geschichte hat es in sich. Das Linzer Handelshaus VA Intertrading ist Schauplatz eines außergewöhnlichen Machtkampfs.
Das einstige Handelshaus der Voest-Alpine mit Sitz neben der Voest-Brücke in Linz, das vor mehr als 30 Jahren mit spektakulären Rohstoff-Spekulationen die Verstaatlichtenkrise mit ausgelöst hat, hat in den vergangenen Jahren mehrmals die Eigentümerstruktur gewechselt. Jetzt streiten die Haupteigentümer vor Gericht. Aber wie kam es dazu?
1. Die Intertrading war lange Zeit Teil der Voest-Alpine. Schon vor zehn Jahren wollte der Konzern, der damals noch 38,5 Prozent hielt, seine Anteile verkaufen. Den Rest hielten Mitarbeiter und Management über zwei Gesellschaften, auch Banken wie etwa Erste Bank oder Raiffeisen Oberösterreich waren Eigentümer. Verkaufsgespräche mit einem kanadischen Konzern zerschlugen sich allerdings.
2. 2013 verkauft die voestalpine ihre Anteile an die Firma Calexco mit Sitz in Luxemburg. Calexco gehört dem ukrainischen Oligarchen Kostyantin Zhevago, der einst mit 20 Jahren jüngster Milliardär der Ukraine war, Hauptrohstoffversorger der voestalpine ist und auch Chef der börsenotierten Ferrexpo. Zhevago stieg mit dem Ziel ein, die Mehrheit an der Intertrading zu übernehmen. "Unsere Freude war zunächst groß, weil wir einige tolle gemeinsame Projekte hatten, vor allem im Stahlbereich", sagt Intertrading-Chef Karl Mistlberger. "Aber diese Vorhaben sind leider nicht umgesetzt worden."
Kostyantin Zhevago
3. Im Sommer 2014 erhielt Mistlberger die Nachricht, dass die RLB ihre 13,375 Prozent an der Intertrading an Calexco verkaufen wollte. "Das wäre eine feindliche Übernahme durch Calexco gewesen und hätte unsere Existenz gefährdet, weil wir hohe Kreditlinien bei den Banken offen haben müssen. Das war fraglich", sagt Mistlberger. Die Mitarbeiter- und Managementgesellschaften machten mit der Privatstiftung Kairos vom Aufgriffsrecht der Miteigentümer Gebrauch und übernahmen so viele RLB-Anteile, dass sie die Mehrheit hatten. Hinter der Kairos-Privatstiftung steckt der ehemalige VA-Tech-Finanzvorstand Hanno Bästlein, der auch im B&C-Konzern tätig und Aufsichtsratschef der Lenzing AG ist. Bästlein ist auch bei Intertrading Aufsichtsratschef (Stellvertreter ist Gerhard Falch).
Hanno Bästlein
4. Am 18. August brachte der Linzer Rechtsanwaltskammer-Präsident Franz Mittendorfer als Treuhänder der voestalpine (bzw. deren Nachfolgerin Calexco) Klage gegen die Mitarbeitergesellschaft ein. Geklagt wurde gegen die Auslagerung der Mitarbeiteranteile in eine eigene GmbH. "Wir wollten Nachfolgefragen damit leichter lösen", sagt Mistlberger.
Franz Mittendorfer
5. Nachdem außergerichtliche Einigungsversuche gescheitert waren, wies Richter Stefan Pellegrini die Klage mit einer bemerkenswerten Begründung ab. Mittendorfer und Calexco hätten die Klage rechtsmissbräuchlich eingebracht, weil sie die Managementgesellschaft kommerziell erpressen wollten. Mittendorfer wird kritisiert, dass er als "Hüter des Mitarbeiter-Beteiligungsmodells" die Interessen Dritter (Calexco) nicht verfolgen hätte dürfen.
6. Mittendorfer hat nun berufen. Den OÖNachrichten sagte er gestern, er sei als Treuhänder in einem laufenden Verfahren an die Verschwiegenheitspflicht gebunden und dürfe nichts dazu sagen. Dem Vernehmen nach hat Mittendorfer aber auf Geheiß Calexcos klagen müssen.
7. Das sieht Mistlberger anders. Er macht bei Mittendorfer Interessenkonflikte aus. "Er ist als Vertreter der voestalpine, Calexco und auch als Vertreter der Mitarbeitergesellschaften aktiv geworden, deren Beteiligungsmodelle er entworfen hat. Zudem vertritt er die RLB", sagt Mistlberger.
8. Die Linzer Kanzlei Haslinger Nagele, die Mittendorfer bzw. Calexco vertritt, sieht in der Auslagerung der Mitarbeiteranteile eine "Aushöhlung dieser Anteile" und einen Verstoß gegen das Grundprinzip der Mitarbeiterbeteiligung. Dass ihr Mandant rechtsmissbräuchlich gehandelt habe, weist ein Sprecher der Kanzlei zurück. Dazu bedürfe es einer Schädigungsabsicht, aber Calexco habe als Kernaktionär naturgemäß kein Interesse, seine Gesellschaft zu schädigen. Beim Urteil sei zudem die aktuelle Judikatur des Obersten Gerichtshofs nicht berücksichtigt worden.
Fortsetzung folgt mit großer Wahrscheinlichkeit.
Intertrading-Chef Mistlberger
1 Milliarde Euro setzte die VA Intertrading im Vorjahr um. Das Handelshaus handelte fünf Millionen Tonnen Waren, knapp zwei Drittel entfallen auf Nahrungsmittel, ein Drittel auf Stahl, der Rest auf Landtechnik.
540 Mitarbeiter sind bei der Intertrading beschäftigt, davon 140 in der Linzer Zentrale.
Aktionäre: Die beiden Gesellschaften der Mitarbeiter und des Managements, MBG und IBG, halten gemeinsam 41,66 Prozent, die Kairos Stiftung von Hanno Bästlein 10,6 Prozent, Calexco (Oligarch Zhevago) 39,06 Prozent. Raiffeisen (5,28) und voestalpine (3,4 Prozent) ziehen sich bis Sommer zurück.
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jetzt wirds aber lustig, ich hoffe, dass die wissen, das das gebäude bald geschliffen werden muss - http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Asfinag-muss-die-Linz-AG-enteignen;art66,2463540 -
sonst haben wir die nächste dauerbaustelle in linz
Inter dreh ding ... einst und jetzt
heute auch ein Dreh Ding für die lieben Jagdfreunde
Wer sich mit Oligarchen ins Bett legt, muss damit rechnen, gefressen zu werden.
Diese Charaktere, die ein durchaus charmantes Auftreten haben, kamen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu immensen Besitz und Reichtum. In die, für einen Pappenstiel, erworbenen Kohle- Erzminen, Hüttenwerke (Kombinate)investierten sie gerade so viel, um maximal produzieren zu können. Ihre angedachten Mega-Projekte realisierten sie nicht. Interessanter und lukrativer ist der Aufkauf bestehender (westlicher) Unternehmen.
Karl Mistlberger wird sich warm anziehen müssen. Irgendwann wird er aufhören wollen / müssen. Geld hat er genug verdient.
Sollte das Unternehmen nich tin österr. Hand bleiben?
Was interessiert sich die §-Elite-§ für die Staatsgrenzen :-/
Oh je, wenn da auch der Herr Bästlein am Werk ist, dann heißt das nix Gutes. Weiteres nachzulesen unter: www.iva.or.at > Stand d. Überprüfungsverfahren > Constantia Pack. Dieser Herr - aus D - hat in Österreich schon genug Schaden angerichtet.
Aber auch Mistlberger sei kein "Heiliger".
Wird es ein Disziplinarverfahren gegen den Kammerpräsidenten wegen Doppelvertretung geben?
Für ein objektives Bild muss man sich die Interessenslage des Managements anschauen! Es kassiert weit über seine Aktienanteile hinaus überproportional, natürlich ganz legal. Jungen Mitarbeitern zahlt man das Minimum. Die Intertrading ist wirklich eine erstaunliche Geldmaschine zugunsten des Managements.Eine nachhaltiges Wirtschaften im Sinn eines einheimischen Únternehemens wird nur gehen, wenn das Management altersbedingt eine konstruktive Machtübernahme erlaubt oder der Eigentümer diese durchsetzt.
Das Alter als X-Achse halte ich für ein vorgeschobenes Ablenkungsmanöver. Die §-Paragraphenwirtschtaft-§ fällt mir auf, wie im Staatsunwesen. Der Neoklerus halt.