Klinger/Kubinger: Die Liebe zum Kunststoff
Mit einem Wunsch und einem Versprechen verabschiedete sich Eduard Klinger sen. von seiner Frau, als er als Soldat in den Zweiten Weltkrieg ziehen musste: „Kauf so viel Rohmaterial, wie du nur bekommen kannst. Ich komme sicher zurück.
Mit einem Wunsch und einem Versprechen verabschiedete sich Eduard Klinger sen. von seiner Frau, als er als Soldat in den Zweiten Weltkrieg ziehen musste: „Kauf so viel Rohmaterial, wie du nur bekommen kannst. Ich komme sicher zurück.“
Franziska Klinger erfüllte den Wunsch, und ihr Mann löste sein Versprechen ein. Die 1931 als Ein-Mann-Unternehmen gegründete Schlosserei war in den harten Nachkriegsjahren lieferfähig. Und aus den bescheidenen Anfängen entwickelte sich schnell ein Mittelständler. Nicht wenige Geschäftsportale der Linzer Landstraßen-Kaufhäuser stammten aus dem Metallbau-Unternehmen an der Wiener Straße.
Ein logischer nächster Schritt war es nicht, als der Schlossermeister 1963 plötzlich seine Liebe zum Kunststoff entdeckte. 1963 erwarb er die Lizenz für den Bau von Kunststofffenstern in Österreich. Eine Pioniertat, denn einfach war es nicht, diesen Werkstoff zu Fenstern zu verarbeiten. „Beim Schweißen der Profile gab es große Probleme. Außerdem wurden die Fenster schnell grau und dann gelb“, sagt Enkel Christian Klinger im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Der Großvater ließ sich nicht beirren, und schon gar nicht seine drei Kinder: Eleonore, Eduard jun. und Helmut. Denn sie übernahmen das Ruder 1967 – inzwischen war das Unternehmen nach Traun übersiedelt – und bauten die Kunststofffenster-Produktion massiv aus.
Einen Konflikt mussten sie davor mit ihrem Vater austragen: Sie führten die Marke Internorm ein und benannten auch das Unternehmen so. „Ist euch der Name Klinger nicht mehr gut genug?“, mussten sie sich damals fragen lassen. Aber ihr Beharren auf den Markennamen zahlte sich aus. Das Unternehmen entwickelte sich mit dieser Marke schnell zum Marktführer in Österreich, und bald wurden auch die Fühler in das benachbarte Ausland ausgestreckt.
Das rasche Wachstum des Unternehmens und der Personalmangel im Zentralraum bewog die zweite Generation, einen Fensterhersteller in Sarleinsbach zu kaufen. Im Pendlerbezirk Rohrbach mangelte es nicht an Arbeitskräften. Jetzt ist das Werk Sarleinsbach das größte in der Firmengruppe. 700 Mitarbeiter bauen dort im Drei-Schicht-Betrieb 3000 Fenster – pro Tag. Neben dem Stammwerk in Traun produziert Internorm auch noch in Lannach in der Steiermark, dort allerdings Holz-Alu-Fenster.
Bei der Übergabe an die dritte Generation überließen die Geschwister Klinger/Kubinger nichts dem Zufall. Schon früh wählten sie aus ihren Kindern jene aus, die das Familienunternehmen weiterführen sollten: Helmut Klinger seinen Sohn Christian, Eduard jun. seine Tochter Anette und Eleonore Kubinger ihren Sohn Stephan.
Bei der Weihnachtsfeier 1996 übergaben dann die Brüder Klinger – Eleonore Kubinger hatte sich schon 1991 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen – vor versammelter Belegschaft die Schlüssel der Firmenzentrale, ja sogar jene ihrer Firmenautos an die Nachfolger.
„Wir kommen nur noch zu Aufsichtsratssitzungen und wenn wir eingeladen werden“, sagten die Brüder und hielten ihr Versprechen. Eduard Klinger verstarb aber schon kurz nach der Firmenübergabe im Jahr 1998.
Die dritte Generation ging dann über den reinen Fensterbau hinaus. 2002 wurde das Internationale Fensternetzwerk (IFN) gegründet. Die Beteiligung am Türenhersteller Topic und am Fassadenbauer GIG waren die ersten Schritte in Richtung „funktionale Gebäudehülle“. Internorm wurde zur Tochter der IFN-Holding.
Die vierte Generation zählt bereits sieben Köpfe. Sie hat aber noch viel Zeit, denn der Älteste ist erst 13 Jahre alt.
IFN-Holding: Das Netzwerk
Die IFN-Holding AG setzte im Geschäftsjahr 2009 327 Millionen Euro um, 54 Prozent davon im Export. Für 2010 waren 345 Millionen Euro geplant. Die Zahlen werden im Frühjahr bekanntgegeben. Die größte Tochter der IFN-Holding, Internorm, steigerte 2010 den Umsatz um zwei Prozent auf 305 Millionen Euro. IFN beschäftigte 2009 2091 Mitarbeiter, inklusive der Beteiligungen GIG und Schlotterer (Sonnenschutz) ca. 2600. Das Unternehmen ist zu 100 Prozent in Familienbesitz.