Umkämpfter Modehandel: "Manchmal musst du das Gegenteil tun"
GMUNDEN/LINZ. Umkämpfter Modehandel: Warum nicht alle zusperren müssen, sondern manche auch aufsperren und erweitern – zwei Beispiele aus Oberösterreich
Mona Lenz und Edi Pesendorfer können einmal durchatmen. Das Unternehmerpaar hat vorige Woche in der Linzer Innenstadt seine beiden Geschäfte von der Spittelwiese an den Graben verlegt und will es mit zwei Modegeschäften in einem noch einmal wissen. Das braucht Mut, denn der Modehandel ist eine riskante Branche. Das haben auch die vergangenen Jahre gezeigt.
Nach dem Einbruch während der Pandemie ist die Nachfrage zwar wieder gestiegen, und für 2023 erwarten die Marktbeobachter von Kreutzer Fischer und Partner ein reales Plus von 2,4 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Davon entfällt fast die Hälfte auf Damenmode, ein Viertel auf Herrenmode und der Rest auf Kindermode und Schuhe.
Volle Lager, wenig Liquidität
Aber viele Modehändler kämpften damit, dass sie beim Aufschwung zu viel eingekauft hatten und dann auf einem teuren Lager sitzen blieben. Liquiditätsengpässe und eine Reihe von Insolvenzen waren die Folge. Und das dürfte noch lange nicht ausgestanden sein. In Deutschland musste etwa im Vorjahr die große Kette Peek & Cloppenburg (P&C) Insolvenz anmelden. Die Schwestergesellschaft der P&C in Wien hat das Sanierungsverfahren freilich schon wieder abgeschlossen und ist wieder guter Dinge. In Österreich expandiert P&C sogar. Gestern, Donnerstag, wurde im Gmundner Einkaufspark SEP ein 2300 Quadratmeter großes Geschäft mit 25 Beschäftigten eröffnet. Es ist der 14. Shop der Modekette. Nummer 15 soll heuer noch folgen.
Aber wie kann man im Modehandel erfolgreich sein? P&C-Verkaufschef Neofit Vasilev und die Gmundner Filialleiterin Lisa Spivak vertrauen auf ein Multi-Channel-Konzept, wie sie den OÖNachrichten bei der Eröffnung in Gmunden sagten. Das ist eine Mischung aus stationärem Handel und Online-Einkauf. "Sie können auch in Gmunden alle Produkte probieren und kaufen, die Sie auch im Weltshop auf der Kärntner Straße finden", sagt Vasilev.
P&C vertreibt 70 Prozent Fremd- und 30 Prozent Eigenmarken. Damit kann ein breites Angebot von günstiger Ware bis zum Luxusartikel erstellt werden. P&C ist insgesamt in 16 Ländern mit 160 Geschäften und 16.000 Beschäftigten vertreten. Diese Größe erleichtert den Angebotsausgleich zwischen den Filialen mit unterschiedlicher Nachfrage.
In einer ganz anderen Dimension bewegen sich Mona Lenz und Edi Pesendorfer. "Wir sprechen jene an, die gute Beratung, Know-how, Einkaufserlebnis und Nachhaltigkeit schätzen", sagt Pesendorfer, der jahrelang als Außendienstmitarbeiter und Großhändler in der Branche gearbeitet hat. Seine Partnerin Mona Lenz hat nach einer Tätigkeit bei der Werbeagentur Haslinger.Keck eine Lehre als Modistin (Hutmacherin) absolviert und sich dann mit einem Geschäft selbstständig gemacht. "Damals hat man mir ein halbes Jahr Überlebenszeit zugestanden."
"Es gibt ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, die sich für unsere Ware interessieren könnten. Diese Nische haben wir gefunden und sprechen wir an. Auch weil wir nicht das machen, was andere machen. Manchmal musst du das Gegenteil tun. Wenn alle Mails schicken, muss man Briefe schreiben", sagt Pesendorfer, der vor allem italienische Markenkleidung anbietet.
Ihr Geschäft sei Treffpunkt für Menschen und auch Teil eines Netzwerks. Wer ein Hemd kauft, wird an den befreundeten Bäcker oder Buchhändler verwiesen. "Und mittlerweile kaufen drei Generationen bei uns ein."
schön zu wissen, es gibt nicht viele Geschäfte die sich vom allgemeinen Fetzenhandel abheben😉