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Wohnungen: "Der Neubaumarkt ist mehr als tot"

Von Alexander Zens, 22. Oktober 2024, 11:41 Uhr
Baustelle
Dunkle Wolken über der Immobilienbranche Bild: colourbox.de

WIEN. Um 90 Prozent werde der Bau frei finanzierter Eigentumswohnungen in den nächsten drei Jahren einbrechen, es drohe ein Wohnungsnotstand. Davor warnten am Dienstag die Vertreter der gewerblichen Bauträger, Makler und Hausverwalter in Österreich.

Der rasche Zinsanstieg ab Mitte 2022, die hohe Inflation und die zwei Jahre dauernde Rezession: Das sind wesentliche Gründe, warum die jahrelang sehr gut laufende Immobilienbranche massiv ins Stottern geraten ist.

Schon im Juni hatte Gerald Gollenz, Obmann der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer, gesagt, der Neubaumarkt sei tot. Am Dienstag  wurde er bei einer Pressekonferenz noch drastischer: „Es hat sich nichts geändert, im Gegenteil, der Neubaumarkt ist mehr als tot.“ Es gehe um die Existenz von tausenden Unternehmen und ihren Beschäftigten. Seine Stellvertreter im Fachverband, Michael Pisecky und Johannes Wild, formulierten es ähnlich: „Die Lage ist sehr dramatisch“, und: „Wir fahren gegen die Wand.“

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Weniger als 2000 Einheiten

Die Vertreter der gewerblichen Bauträger, Makler und Hausverwalter untermauerten das mit Zahlen der Marktforschungsfirma Exploreal: Demnach seien heuer österreichweit 17.381 frei finanzierte Eigentumswohnungen in der „Pipeline“ – sie werden vorbereitet, errichtet oder fertiggestellt. Im Jahr 2026 sollen es laut den Prognosen 6406 sein, im Jahr danach 1793, was einen Rückgang von 90 Prozent bedeuten würde. Bei den frei finanzierten Mietwohnungen gehe es von 7343 auf 2102 und 1349 nach unten.

„Die 12.000 Betriebe mit 26.000 Beschäftigten stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Gollenz hinsichtlich seiner Branche. Es werde weitere Insolvenzen geben. Auf die Frage, ob Immobilienfirmen nicht vorgesorgt hätten, sagte Gollenz: „Das haben sie getan, aber das reicht nur eine Zeit lang.“ Dazu komme die deutlich höhere Arbeitslosigkeit bei den ausführenden Baufirmen selbst.

Und es drohe ein Wohnungsnotstand, so Pisecky. Denn Österreichs Bevölkerung wachse, die Haushalte würden kleiner, also steige die Nachfrage nach Wohnraum. „Wenn Wohnungen zur Mangelware werden, ist eines klar: Es wird nicht billiger“, sagte Gollenz: „Wer überlegt, in Immobilien zu investieren, sollte das heute tun.“ Schon jetzt bringe der erzwungene Trend von Eigentum zu Miete einen Aufwärtsdruck bei den Mieten.

Gemeinsam mit den gemeinnützigen Bauträgern und sonstigen Wohnmodellen wurden/werden von 2022 bis 2024 jeweils 40.000 bis 45.000 Wohnungen pro Jahr in Österreich errichtet. Das sinkt den Prognosen von Exploreal zufolge auf 24.800 im Jahr 2027. „Wir haben in den vergangenen Jahren nicht überproduziert, sondern bedarfsgerecht gebaut – zu zwei Dritteln waren es die gewerblichen Bauträger“, sagte Pisecky. Dieses Volumen brauche man weiter. Es gehe auch den gewerblichen Firmen um leistbaren Wohnraum.

Bei den Immobilienpreisen lag Linz im Vorjahr im bundesweiten Durchschnitt
Gerald Gollenz, Obmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Bild: WKO

KIM-Verordnung und Normen

Die Branchenvertreter forderten „politische Maßnahmen“, allen voran solle das Ende Februar von der Bundesregierung angekündigte Wohnbaupaket im Ausmaß von zwei Milliarden Euro in die Tat umgesetzt werden. „Wir haben bisher keinen Cent gesehen“, sagte Gollenz. Die Ankündigung habe sogar dazu geführt, dass Leute, die kaufen wollen, lieber noch abwarten, um auch noch in den Genuss von Förderungen zu kommen. Wie berichtet, wurden im Wohnungsbereich bisher nur die Grundbuchgebühren befristet gestrichen. Das habe eine leichte positive Auswirkung, so Gollenz.

Die KIM-Verordnung (strengere Kreditvergaberegeln) solle ausgesetzt werden, Regularien und Normen, die die Baukosten erhöhten, sollten reduziert werden. Es gebe neun Raumordnungen und neun Baugesetze, „und wir haben 5008 Normen, die wir brauchen, damit wir ein Gebäude errichten“, sagte Gollenz. „Wir brauchen eine Deregulierung, um wieder günstiger bauen zu können“, sagte Pisecky: „Wenn ich heute ein Haus saniere, muss ich es auf Neubau-Standard sanieren. Warum?“ Mit einer „Entstaubung“ der Richtlinien, etwa der Stellplatzverordnung, könnte man um 500 bis 700 Euro pro Quadratmeter billiger bauen. Aufgrund des neuen Bestellerprinzips in der Wohnungsvermietung fehle tausenden Maklern „überlebensnotwendiges Einkommen“. Wie berichtet, muss die Maklerprovision zahlen, wer die Leistung beauftragt hat, in der Regel der Vermieter.

Mehrmals sagten die Funktionäre, dass sie nicht jammern wollten. Die Lage sei aber eben teilweise existenzbedrohend.

 

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Alexander Zens
Redakteur Wirtschaft
Alexander Zens
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22  Kommentare
22  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
schubbi (5.183 Kommentare)
am 29.10.2024 14:13

Die gewerblichen Bauträger warnen vor Wohnungsnot, weil sie ihre satten Gewinne plötzlich dahinschmelzen sehen. Das ist der einzige Grund für ihre Warnungen

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schubbi (5.183 Kommentare)
am 29.10.2024 14:11

Die Wohnungsnot ist selbstgemacht, da viele Anleger ihr Erspartes lieber in Betongold als aufs Sparbuch legen. Tiefzinspolitik sei dank.
Natürlich jammern die Baufirmen und sagen Wohnungsnotstand voraus. Die haben sich eine goldene Nase verdient in den letzten Jahren. Und glauben es geht ewig so weiter.
Leerstand gehört ordentlich besteuert

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hochhausermanfred (237 Kommentare)
am 23.10.2024 06:50

und ja, zurällig wird wieder einmal um die Erhöhung der Grundsteuer und deren Anpassung an den Verkehrswert diskutiert, und wer wird dies wohl bezahlen müssen ? der Vermieter sicherlich nicht, sondern der Nutzer, und so gäbe es sehr viele kleine Faktoren die den Betroffen das Geld aus der Tasche ziehen.

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Damax (658 Kommentare)
am 23.10.2024 09:59

und was hätt das jetzt mit dem erschossenen Neubaumarkt zu tun? ahja, übrigens, der Milchpreis ist auch gestiegen, kein Wunder, dass nimmer gebaut wird. wtf

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spoe (16.154 Kommentare)
am 22.10.2024 15:07

Hohe Standards sind ja gut und reduzieren meist auch die Betriebskosten.

Vergoldete Standards durch überhöhte Bauvorschriften, viele Zertifizierungen und wiederkehrende Begutachtungen und Kontrollen: Wohnen wird bei uns immer mehr zum Luxus. Für viele unbezahlbar.

Wenn indirekt teure Heizungssysteme vorgeschrieben werden, die dann nur 7-15 Jahre lang halten und dann im wesentlichen zu ersetzen sind, wird der damit verbundene Wohlstandsverlust einzelner sichtbar.
Und die Regierungen lassen sich dafür noch als Helden feiern und zahlen Förderungen, welche die Preise weiters anheben und zugleich die Staatsschulden explodieren lassen.

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analysis (3.925 Kommentare)
am 22.10.2024 14:40

Leider wird bei all dieser Darstellung "vergessen", dass ein erhebliche Anteil am "Wohnbau" so hohe Kosten hatte, dass die Errichtung als "Anlage" für die Wertsteigerung gedacht war und nicht dem "leistbaren Wohnungsmarkt" zur Verfügung stand.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.594 Kommentare)
am 22.10.2024 14:29

Es wurde in den letzten Jahren ohnedies zu viel Betongold-Leerstand provoziert.
Zu teuer, dass sich das Mieter noch leisten können, die Blöden sind hier die mit irren Renditeversprechungen geköderten Anleger, die selber (zu) hohe Preise zahlten.

Die Branche soll mal umsatteln, es gäbe genug bei Instandsetzung und (klimaoptimierter) Verbesserung von Bestandsbauten zu tun.
Dort war man noch vor 2 Jahren so hochnäsig, dass man nicht mal Angebote für Reparaturen bekam.

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spoe (16.154 Kommentare)
am 22.10.2024 14:58

Da stimme ich zu. Man kann nicht ständig mit so hohen Neubauraten rechnen.
Und die Sanierung interessiert offenbar kaum jemanden, weil viel zu aufwendig, um halbwegs Umsätze zu machen.

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laskpedro (4.034 Kommentare)
am 22.10.2024 13:14

die baubranche hat in den letzten jahren die kunden ohne ende abgezockt ..

meine baufirma für die errichtung eines gartenhauses teilte mir gerade mit dass sie vor lauter aufträgen übergehen und mein auftrag länger warten muss.. was also nun ???

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Damax (658 Kommentare)
am 23.10.2024 10:02

Gartenhaus != Wohnhaus

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LiBerta1 (4.416 Kommentare)
am 25.10.2024 08:17

Ging mir ähnlich. Ich hab dann gebettelt, es wäre eh nur so ein kleiner Auftrag. Ich wurde reingeschoben. Sowohl das Material als auch die Arbeit waren dann von denkbar schlechter Qualität.
Wird auf hohem Niveau gejammert?

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capsaicin (4.138 Kommentare)
am 22.10.2024 12:42

man sollte auch einmal hinterfragen, warum ohne limit menschen produziert werden ! wieviel sollen unseren begrenzten ressourcen auf dieser welt noch weggenommen werden !?

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Kodiak (1.387 Kommentare)
am 22.10.2024 15:49

Niemand auf dieser Welt, vor allem in einem Wohlstandsland wie Österreich, ist in der moralischen Position jemand anderen das Recht auf Kinder abzusprechen.
Noch dazu ist man selber ja auch mal auf die Welt gekommen und hat bis jetzt fleißig Resourcen konsumiert.
Mal davon abgesehen dass die Fertilität weltweit ohnehin stagniert.

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LiBerta1 (4.416 Kommentare)
am 25.10.2024 08:23

Die Österreicher kriegen eh weniger Kinder als Alte sterben. Eigentlich müsste es genug Wohnraum geben. Weil aber die Politiker glauben, mit unserem Geld Menschen aus der ganzen Welt erhalten zu müssen, bleibt für uns zuwenig Einkommen und zuwenig Wohnraum. Wenn man es wagt, diese Problem anzusprechen, ist man gleich ein Rechtsextremer und Ausländerhasser.

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betterthantherest (38.409 Kommentare)
am 22.10.2024 11:52

Da bei steigender Nachfrage kein neuer Wohnraum in nennenswertem Ausmaß gebaut wird, wird bestehender Wohnraum massiv teurer.

Keine schönen Aussichten für Mieter und Suchende.

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BamBam1987 (4.387 Kommentare)
am 22.10.2024 12:04

...die Nachfrage kann gar nicht mehr so hoch sein... Die alte Generation (75+), die oft 5 und mehr Geschwister hatten, stirbt nach und nach aus, Junge kommen nicht mehr so viel nach (in der Regel 1-3 Kinder)... Das müsste sich lt. Adam Riese dann leicht ausgehen...

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2good4U (20.240 Kommentare)
am 22.10.2024 12:11

Sie haben die Zuwanderung vergessen.

Die Bevölkerung wächst nachweislich.
Die Tatsache, dass es gleichzeitig weniger Kinder pro Haushalt gibt, bedeutet automatisch mehr Haushalte.

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Zonne1 (3.945 Kommentare)
am 22.10.2024 12:54

und Witwen, die mutterseelen allein in 150m Häusern wohnen

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.594 Kommentare)
am 22.10.2024 14:31

Das ist ein Problem, dass es billiger ist, in der bestehenden Riesenwohnung alle Zimmer ungenutzt zu behalten, anstatt eine kleinere (und vielleicht altersgerechter ausgestattete und erreichbare) Wohnung zu beziehen.

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betterthantherest (38.409 Kommentare)
am 22.10.2024 13:01

2good4U

Auch die Anzahl der Haushalte steigt - sehr richtig.
Innerhalb von 10 Jahren ist die Anzahl der Haushalte in Österreich um 400.000 gestiegen.

Davon: die Anzahl der Singlehaushalte ist in dieser Zeit übrigens um ca. 130.000 gestiegen;

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betterthantherest (38.409 Kommentare)
am 22.10.2024 12:54

BamBam1987

Ihre Rechnung geht natürlich nicht auf.
Und das wissen Sie auch - Sie sind ja nicht dumm.

In den letzten Jahrzehnten betrug das Bevölkerungswachstum in Österreich pro Jahrzehnt ca. 5 %.

Dank Zuwanderung.

Warum also verbreiten Sie ständig irgendwelche Halbwahrheiten - wider besseren Wissens?

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Natscho (5.975 Kommentare)
am 22.10.2024 16:38

"Warum also verbreiten Sie ständig irgendwelche Halbwahrheiten - wider besseren Wissens?"

hahahaaha, dass kommt von dir ^^
ist das dein Ernst?

Satire ist tot.

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