"Damit sich die Hexen nicht unter der Rinde festsetzen"
LINZ. Der Maibaum: Der uralte Brauch wird im ganzen Land gelebt – den ganz speziellen Reiz macht das Stehlen aus, weiß die Landjugend
Heute Abend vor der Pfarrkirche in Taufkirchen an der Pram: Es wird gelacht, gearbeitet, geschwitzt – und auch gefeiert. Dann nämlich, wenn der geschälte und mit Kränzen geschmückte Baum von den 50 Mitgliedern der Landjugend händisch aufgerichtet worden ist und in den Himmel ragt – und damit der jahrhundertealte Brauch des Maibaum-Aufstellens (und in weiterer Folge des Stehlens) weiter gelebt wird.
"Ältere und Jüngere packen mit an – es geht bei dieser Tradition auch um das Gemeinschaftsgefühl", sagt Stefanie Schauer, deren Eltern in Taufkirchen den Baum gespendet haben. Schauer, Geschäftsführerin der Landjugend Oberösterreich, wird natürlich beim Aufstellen mithelfen. Und sie wird auch über die Gemeindegrenzen hinausschauen. Die Landjugend hat nämlich im Internet eine eigene Maibaumlandkarte erstellt, um landesweit einen Überblick über diese Tradition zu haben. "235 Gemeinden sind in dieser Landkarte erfasst. Feuerwehren, Dorfgemeinschaften, Ortsgruppen der Landjugend – viele machen mit", sagt Schauer.
Der Maibaum-Brauch selbst ist uralt und schon im 13. Jahrhundert urkundlich belegt. Man begegnet Maibäumen auch in fast ganz Europa, aber auch außerhalb. Sie stehen für die Vertreibung der bösen Geister, Lob und Rüge für die Mädchen im Dorfe und Ehrenbezeigung für die Honoratioren. "Doch ihre wirkliche Geschichte ist eine politische", schreibt der Historiker Roman Sandgruber. So war der Maibaum einst ein Hexenbaum. Bei den Hexenverfolgern des 17. Jahrhunderts, die besonders in der Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai die Umtriebe der bösen Geister vermuteten, fand der Maibaum besondere Förderung. Der Stamm des Baumes musste sorgfältig abgeschält sein, damit die "Hexen sich nicht unter der Rinde festsetzen" konnten. Solcher Aberglaube war auch der Hauptgrund, dass das Maibaumsetzen von den Aufklärern des 18. Jahrhunderts häufig verboten wurde.
Der Adrenalinschub
Rund um den Maibaum entstanden jedenfalls im Laufe der Zeit weitere liebgewonnene Bräuche wie das Maibaumkraxeln, der Maibaumtanz oder das Maibaumstehlen. Über Letzteres sagt Stefanie Schauer: "Das ist wieder etwas ganz Besonderes. Bei Nacht und Nebel auszurücken, dazu der Adrenalinschub beim Stehlen. Das hat schon seinen speziellen Reiz." Einer, der am Ende meist mit einer zünftigen Jause für alle endet.
Schau aufs Land - machen Sie mit
Ja, was ist denn das? Ein Storch, der in Regau seelenruhig im sattgrünen Gras sitzt und sich an der Blüte des Frühlings erfreut. Gesehen am vergangenen Sonntag. „Vielleicht auf der Durchreise?“, fragt ein Nutzer der Naturkalender-Oberösterreich-App. Nur wenige Kilometer entfernt hat Naturfreund Helmut die Himbeere in ihrer Blattentfaltung entdeckt. „Die wilde Himbeere ist zwar kleiner, aber wesentlich intensiver im Geschmack als die veredelten Geschwister“, schreibt er. Die Nutzer des Naturkalenders sind im ständigen Austausch, entdecken gemeinsam Neues in der Natur Oberösterreichs. Haben auch Sie schon etwas entdeckt?
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