Ihm wurde sein Bein ohne Narkose amputiert
PYEONGCHANG. Einst floh er aus Nordkorea, nun jagt er für den südlichen Nachbarn bei den Paralympics dem Puck hinterher: die bewegte Geschite von Kwang-Hyouk Choi.
Kwang-Hyouk Choi zählt zu jenen Menschen, die es schafften, aus Nordkorea zu fliehen. Seine Geschichte unterscheidet sich dennoch etwas von denen anderer Flüchtlinge, da dem mittlerweile 30-Jährigen dies mit nur noch einem Bein gelang.
Doch von Anfang an: Choi war in Nordkorea in der Zeit der Hungersnöte der 80er- und 90er-Jahre aufgewachsen, in schwierigen Familien-Verhältnissen. Nach der Scheidung seiner Eltern war er zu seiner Oma abgeschoben worden, die jedoch wenig später starb.
Choi war auf sich allein gestellt, musste sich mitunter von Abfällen ernähren. Um zu überleben, verkaufte er Eis in Zügen. „Ich war schwach und klein. Aber hundert Eis am Stiel haben an die 15 Kilogramm gewogen“, erinnert sich Choi, der auf dem Trittbrett oder sogar dem Dach mitfuhr.
Als er 13 Jahre alt war, geschah das Unglück: Ein Zug überrollte seinen linken Fuß. Das Bein musste abgenommen werden. „Ohne Narkose, weil es die Medikamente dafür nicht gab“, sagt Choi, für den sein Leben gelaufen schien. Er wusste nicht, wie er fortan mit nur einem Bein überleben sollte.
Als er jedoch wieder Kontakt zu seinem Vater aufnahm, änderte sich seine missliche Lage. Über Kontakte gelang 2001 sogar die Flucht in den Süden. Für Choi der Beginn seines zweiten Lebens. In Südkorea entdeckte er Eishockey für sich. Als er erfuhr, dass er seine neue Heimat bei den Paralympics vertreten dürfe, habe er gezittert vor Freude.
Bereits bei den im Februar stattgefundenen Olympischen Spielen war er in der Arena gewesen, um die vereinte Frauenauswahl Nord- und Südkoreas anzufeuern: „Ich habe die Frauen nach ihrem Aus weinen sehen – gemeinsam. Für mich ein klares Signal: Wir haben die Sorgen nicht nötig: Nur im Frieden sind wir vereint.“