Norbert Trawöger
Ich lebe im "Schwimmbecken der Musik"
Die musischen Wurzeln der Familie Trawöger reichen ins 19. Jahrhundert zurück: 1825 erwarb ein Kaufmann Traweger in Gmunden einen Flügel für sein Haus in der Badgasse, damit Franz Schubert während seines sechswöchigen Aufenthaltes im Salzkammergut musizieren konnte.
Helmut Trawöger leitete jahrelang die Musikschule Grieskirchen und unterrichtet nun Flöte an der Bruckneruniversität Linz. Sohn Norbert ist längst aus dem Schatten des Vaters getreten. Hieß es früher: "Sind Sie der Sohn von Helmut Tragwöger?", wird nun gefragt: "Ist das Ihr Vater?"
Der begeisterte Musiker machte Karriere über Umwege. Jahrelang wollte er bei Wolfgang Schulz, dem Soloflötisten der Philharmoniker, lernen. Mehrmals scheiterte er an der Aufnahmsprüfung zur Wiener Musikhochschule. Als er mit 23 am Ziel war, "ging ich durch die Hölle".
Werden nie guter Flötist
Denn Trawöger sagt, was er sich denkt und eckt naturgemäß an. Nach zwei Jahren war die Ausbildung vorzeitig zu Ende - mit dem Hinweis, "Sie werden nie ein guter Flötist". Nach Privatunterricht, einem Jahr in Göteborg, in dem er wieder Selbstvertrauen tankte, und dem Studienabschluss in Graz traf er auf Schulz: Sie musizierten Seite an Seite an der Staatsoper. Den Gesichtsausdruck des großen Meisters kann man sich leicht ausmalen, als er seinen "unfähigen Schüler" neben sich sitzen sah.
Nun unterrichtet Trawöger mit halber Lehrverpflichtung an der Musikschule Wels: "Ich begeistere Kinder für Musik durch Begeisterung - anders geht es nicht", sagt das Multitalent.
Auch als Musikkritiker machte er sich einen Namen. Ab 2007 obliegt ihm die künstlerische Leitung der "Akademie Schloss Tillysburg". Und in der Stadtpfarre Wels lädt er Sonntag zum fünften Mal zu einem Konzert der Reihe "Verboten, verfolgt...". Wer ihn als Musiker und Moderator erleben will, darf den Abend "Wenn die Zeit flöten geht" (8. Mai, Schloss Parz) nicht versäumen. (müf)
Vielseitig
Querflötist, Musikschullehrer, künstlerischer Leiter "Akademie Schloss Tillysburg", Querdenker: Das ist der gebürtige Schallerbacher Norbert Trawöger (34). Er unterrichtet an der Welser Musikschule Querflöte, organisiert die Konzertreihe "Verboten, verfolgt" (7. Mai, 11.30 Uhr, Stadtpfarre Wels) und ist Solist bei der Landlwoche: "Wenn die Zeit flöten geht": 8. Mai (19.30 Uhr, Schloss Parz).
In Wels fühle ich mich wohl, weil ich im Minoritenkloster wohne und nicht weit in mein Stammcafé habe.
Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich Kultur viel hemmungsloser unterstützen
An Frauen fasziniert mich: vieles
Mein Lebensmotto: Begeisterung
Mozart oder Rolling Stones: beides
Als Querflötist muss man: verspielt sein
Schöner als Musik ist für mich: leben
Kultur in Wels: Sehr vielfältig, viel Qualität
Cross over: Der Versuch, Schubladen zu überwinden, um dann doch wieder schubladisiert zu werden
Kraft tanken: Begegnungen, Ausdruck, Stille
Luxus: Das Leben relativ frei einteilen können
Freundschaft: ungeheuer wichtig,einfach zurücklehnen
Gesundheit: Ein Geschenk, ich bin dankbar dafür
Ich ärgere mich über: Intoleranz, Ignoranz,Kurzsichtigkeit
Ich freue mich über: Offenheit
Ich lese gerade: Wie immer - fünf Sachen gleichzeitig