Die Schönheit im Charakterfach
Schon bei der Berlinale (Panorama-Bewerb) war ihre Leistung im Film „Die Vaterlosen“ aufgefallen. Bei der Diagonale in Graz wurde sie jüngst zur besten Schauspielerin gekürt. Die OÖNachrichten trafen Marion Mitterhammer zum Interview.
OÖN: Ersten Lorbeer als Schauspielerin haben Sie 1993 mit dem „Salzbaron“ geerntet. Heute, 18 Jahre danach, wirken Sie ausgeglichen und rundum zufrieden?
Mitterhammer: Ja, das hat was für sich. Ich habe einfach das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. In jungen Jahren ist man als Schauspielerin oft nur als „schöner Aufputz“ interessant. Heute jedoch ist plötzlich der Charakter gefragt, und im Charakterfach fühle ich mich sehr wohl.
OÖN: Wie als Anna in „Die Vaterlosen“?
Mitterhammer: Da liegt der ehemalige Chef einer Kommune, gespielt von Johannes Krisch, im Sterben und möchte noch einmal all seine Kinder sehen. Ich bin seine jüngere Lebensgefährtin Anna, die Frau, die bei ihm geblieben ist und ihn pflegt. Für ihn hat sie viele ihrer Träume aufgegeben, er wurde ihr Zentrum.
OÖN: Momentan wirken Sie im Fernsehkrimi „Die Tänzerin“ als Ballettchefin mit?
Mitterhammer: Sie ist eine ehemalige Ballerina, die Schwierigkeiten mit dem Älterwerden hat, häufig einsam ist. Ein Charakter, der seine Auszucker hat, und das darzustellen, ist für eine Schauspielerin immer interessant.
OÖN: War das Älterwerden auch für Sie privat je ein Thema?
Mitterhammer: Es gibt ja keine Alternative. Das Leben ist nun einmal nichts für Feiglinge. Ich bin draufgekommen, dass jeder Abschnitt seine aufregenden Seiten hat. Da gibt es ein paar ganz tolle Vorbilder an Frauen, die diesen Beruf mit Würde, Esprit und hellwach ausüben. Zum Beispiel Helen Mirren. Eine Person, an der man sich durchaus orientieren kann. Da ist das Alter wirklich nur eine Zahl.
OÖN: Was ist Ihnen heutzutage sonst noch wichtig?
Mitterhammer: Position einnehmen. Schauen, wo man steht. Vorlieben erkennen. Selbst mitbestimmen. Ab einem gewissen Punkt muss man sich einfach stellen. Durchschummeln geht nicht.
OÖN: Und Sie haben nach wie vor großen Spaß an Ihrem Beruf?
Mitterhammer: Absolut, und manchmal lache ich, weil ich merke, dass ich ja nichts anderes mache als damals in meiner Kindheit im Wirtshaus der Oma in der Mur-Mürz-Furche. Da hab’ ich auch immer vorgespielt, und wenn der Landeshauptmann kam, war ich die berühmte Aufsagerin.
OÖN: Das viele berufliche Reisen macht Ihnen nichts aus?
Mitterhammer: Ich kann sehr schnell und gut Koffer packen, ohne mir Stress zu machen. Das ist mein Leben. Ich sage nicht: „Um Gottes willen, jetzt muss ich schon wieder weg!“, sondern: „Ach, wie schön!“ Alles ist eben eine Frage des Gesichtspunktes.
Zur Person Marion Mitterhammer
Mitterhammer wurde 1965 in Bruck/Mur geboren. Nach der Ausbildung an der Grazer Uni (Musik/Darstellende Kunst) wurde sie für die TV-Serie „Der Salzbaron“ als beste Nachwuchsschauspielerin 1994 geehrt. Für die „Die Vaterlosen“ gab es 2011 den Diagonale-Schauspielpreis.
Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum Christiane Hörbiger dieselben Huldigungen zukommen, wie ihrer Mutter, „der Wessely“ und ihrem Vater, „dem Attila“.
Wirkliche Schauspielkunst – und keine versnobte Selbstdarstellung – kann ich bei Christiane Hörbiger wohl kaum entdecken.
Gott sei Dank gibt es aber auch ganz andere Kaliber in unserem Land:
• Wenn Marion Mitterhammer eine Rolle spielt, dann hat das unmittelbare Wirkung auf den Zuseher: Gänsehaut, Spannung, gefesselt sein von der Handlung.
Ich freue mich auf den Tag, wo wirklichen Künstlern, wie Marion Mitterhammer, die Lorbeeren der Kunst überreicht werden, und den Selbstdarstellern, wie Christiane Hörbiger, nur mehr die Lugner-Loge beim Opernball übrig bleibt.