Ein armer reicher Mann
Mit einem charmanten „Schlechtwetter-Gstanzl“ tröstet das Ensemble sein Publikum und sich darüber hinweg, dass am Donnerstag doch nicht der idyllische Schlossgarten zur Premieren-Bühne wurde.
„Der Zerrissene“: Posse mit Gesang von Johann Nepumuk Nestroy, Regie: Ursula Ruhs, (Schloss Traun, 21.7.)
OÖN Bewertung:
Mit einem charmanten „Schlechtwetter-Gstanzl“ tröstet das Ensemble sein Publikum und sich darüber hinweg, dass am Donnerstag doch nicht der idyllische Schlossgarten zur Premieren-Bühne wurde. Ursula Ruhs inszeniert Nestroys Posse über den armen reichen Mann flott und turbulent, mit manch aktuellen Anspielungen, etwa auf Verwaltungsreform oder Fußfessel.
Daniel Pascal ist der übersättigte Kapitalist Herr von Lips und ein spürbar innerlich Zerrissener zwischen Glück im Haben und Unglück im Sein, ebenso wie ein von bangen Gewissensqualen geplagter, vermeintlicher Mörder seines Nebenbuhlers und ein schüchterner Verliebter. Ursula Ruhs ist eine vornehm näselnde Madame Schleyer, deren gekünstelte Noblesse ihre vulgäre Derbheit nur scheinbar verschleiert. Katharina Schraml spielt ihre Kathi, „die Krautkopferte“, herzerfrischend natürlich. Erwin Leder ist, von harter Arbeit gebückt, ein resoluter, mürrischer Pächter Krautkopf.
Heiteres mit Botschaft
Peter-Andreas Landerl spielt seinen Schlosser Gluthammer mit glühender Eifersucht und reichlichem Temperament. Michael Zintl-Reburg und Christian Scharrer sind zwei durchtriebene, opportunistische falsche Freunde: hinterfotzige Schlawiner.
Konstantin Jennys bescheidene, liebevolle Bauernstubn ziert ein Hirschgeweih als Kleiderhaken.
Angela Appenzeller am Akkordeon unterstreicht mit stimmigen Volksweisen das Volkstheater-Flair und trägt das spiel- und singfreudige Ensemble sicher durch die „Posse mit Gesang“, in der auch ein finales revuehaftes Medley aus Allerwelthits nicht fehlt.
Viel Applaus für ein heiteres Sommertheater mit für eine Wohlstandgesellschaft brisanter Botschaft.
Info: Morgen, 27., 28., 31. 7., und 3., 4., 7., 10., 11., 14. 8., 20 Uhr, Schlosspark Traun (bzw. Schönbergsaal), Karten: 07229 / 62 032, www.schloss-traun.at
