Kopulation statt Konfliktbewältigung
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Im Biergarten wird so manchem die Zunge locker, das weiß Wirtin Moni, die seit Jahren die an der Donau gelegene „Felsenschenke“ führt. Hier sind sie vereint, die Versager und Entrechteten, die Gedemütigten und Erniedrigten, denen das Schicksal manchmal auch seine ganz böse Fratze zeigt.
Autor Christoph Nußbaumeder hat das Volksstück „Die Kunst des Fallens“ geschrieben, im Sinne eines Horvath, dem Vorbild inhaltlich aber näher als literarisch. Er zeigt Figuren, die an ihrer Sprachlosigkeit ersticken, in denen die Verletzungen tief drinnen rumoren und deren Seelen zerkratzt sind. Dabei lässt er fast nichts aus, was sich auch in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrieanstalt abspielen könnte, und die Figuren tragen schwer an den vielen Klischees, die Schwermut ist ihr ständiger Begleiter. Regisseurin Bernarda Horres gibt ihnen mit bedächtiger bis langatmiger Inszenierung auch noch eine bleischwere, langsame Zähigkeit in Worten und Taten mit.
„Felsenschenke“ samt Felsen
Das hübsche Bühnenbild von Anja Jungheinrich zeigt mit karierten Tischdecken geschmückte Biertische, im Hintergrund der manchmal in mystisches Licht getauchte Felsen. Die Wege von der Schank hinten bis nach vorne beim immer wiederkehrenden Her- und Wegräumen sind sehr, sehr lange und nervig. Ebenso wie die Dialoge, die manchmal nur aus Ein- oder Zwei-Wort-Sätzen bestehen und denen oft noch ein bedeutungsschwerer Blick und eine Nachdenkpause folgen. Das Stück hat seine Plattheiten, die mit mehr Tempo, mehr Bissigkeit bei der Personenführung überspielt werden könnten. In dieser zelebrierten Langsamkeit aber werden sie zu oft enttarnt.
Wirtin Moni (Verena Koch geerdet und resolut) und ihre Tochter (Angela Smigoc als brave, fleißige Seffi) schaukeln den Laden. Auch Tochter Sigrid ist diese Saison wieder da, woher sie gekommen ist und was sie getan hat, weiß niemand. Sie war immer schon „ein wenig eigen“, eine Träumerin, Spinnerin, und fallweise bekommt sie Wein- und Schüttelkrämpfe, fällt um. Anna Eger gibt der Sigrid eine zerbrechliche, esoterisch angehauchte, entrückte Dimension am Rande des Burnout. Sie ist, warum auch immer, das Objekt der Begierden sämtlicher männlicher Biergarten-Besucher. Und weil sie nicht Nein sagen mag und kann und ihre Ruhe haben will, treibt sie es mit fast jedem: Kopulation statt Konfliktbewältigung.
Es ist ein ständiges Kommen und Gehen: der Frührentner mit seinem imaginären Hund (eine tragikomische Studie von Sven-Christian Habich), der arbeitslose Macho (Rambo-mäßig Manuel Klein), der selbstbewusste Karrierist (Markus Subramaniam), der seine Einsamkeit ersäufende Arzt (Georg Bonn), der schüchterne Künstlertyp (Aurel von Arx). Der wütende Berserker (Sebastian Hufschmidt), der sich vom Felsen in den Tod stürzt – oder war’s doch Mord? –, und weil’s noch nicht genug ist, seine ihn mit Moni betrügende Gattin (Bettina Buchholz). Zwei sehr lange Stunden Aufführungsdauer.
„Die Kunst des Fallens“: Landestheater Linz, öst. Erstaufführung am 28.4.
OÖN Bewertung:
ich war in der zweiten vorstellung und muss sagen, das stück, wie die inszenierung haben mich hellauf begeistert und zu tiefst berührt.
was die rezensentin schreibt, ist eine frechheit. vielleicht müsste sie sich ob ihrer eigenen plattheit überprüfen. das schiene mir wesentlich angebrachter als solche dummheiten zu verzapfen. p. w.
ich war in der zweiten vorstellung und muss sagen, das stück, wie die inszenierung haben mich hellauf begeistert und zu tiefst berührt.
was die rezensentin schreibt, ist eine frechheit. vielleicht müsste sie sich ob ihrer eigenen plattheit überprüfen. das schiene mir wesentlich angebrachter als solche dummheiten zu verzapfen. p. w.