"Tod in Theben": Ein Hoch auf die alten Griechen und Improvisation
Besucher von „Tod in Theben“ konnten am dritten Aufführungstag anlässlich des Young Directors Project (YDP) bei den Salzburger Festspielen vor Beginn der Aufführung wieder gehen und an der Kassa ihr Eintrittsgeld zurückholen.
Besucher von „Tod in Theben“ konnten am dritten Aufführungstag anlässlich des Young Directors Project (YDP) bei den Salzburger Festspielen vor Beginn der Aufführung wieder gehen und an der Kassa ihr Eintrittsgeld zurückholen.
Das teilte Regisseurin Angela Richter vor Beginn am Freitagabend mit. Der Grund: Sie habe die Inszenierung „aus künstlerischer Überzeugung“ ab der zweiten Aufführung verändert. „Tod in Theben“ bleibt trotzdem im Wettbewerb, gab Elisabeth Schwagerle von der Produktionsleitung am Montag bekannt.
Ab der zweiten Aufführung boten die Schauspieler im letzten Drittel statt Jon Fosses Text eine Improvisation von „Tod in Theben“. Sie habe sich mit einem Kompromiss selbst belogen, sagte Richter. Sie könne nicht anders und müsse „aus künstlerischer Überzeugung“ handeln und einen Teil der Aufführung als Performance abliefern, die – wie sich schließlich herausstellt – nichts mit Fosses Text zu tun hat.
Deshalb war Angela Richter vom Schauspielbüro der Festspiele beauftragt, dem Publikum das zu erklären und sich vorab zu entschuldigen. Als empörte Besucher der Aufführung vom Donnerstag von dem Geld-zurück-Angebot am Freitag erfuhren und am Samstag die Rückerstattung des Kartenpreises verlangten, wurden sie jedoch abgewiesen.
Richter erklärte im Publikumsgespräch am Freitagabend, sie habe mit dem Autor Jon Fosse ein „freundliches Telefonat“ geführt. Sie habe ihm erklärt, dass sie nicht den Text, sondern eine „radikal persönliche Interpretation“ spielen lassen werde.
Aus drei mach eins
„Tod in Theben“, bisher im deutschen Sprachraum nicht zu sehen, verknüpft drei antike Dramen zu einem Stück – den Fall von Ödipus, dessen Tod und Kreons Mord an Antigone. Wie immer in der Antike: Es geht um Tabubrüche, Leidenschaft und die Frage nach Freiheit.
Für das Drama haben sich drei Theater in Hamburg, Leipzig und Salzburg zusammengetan und Angela Richter als Regisseurin engagiert. Die bastelte einen Vorspann wie für einen Hollywood-Schinken und hängte Massen von Glühbirnen auf die Bühne. Dazu zwei schwarze Holzkisten zum Sprechen mit dem Volk und archaisch-fratzenhafte Stoffmasken in Weiß. Sonst nichts.
Der Rest ist Sprache. Pathetisch, überspitzt in alle Richtungen und – das hätte sie wohl gern – auch ganz normal. Aber das geht nicht bei so viel Schuld, so viel Blut und so viel Schicksal. Das Herz pocht über Lautsprecher, und eine Gitarre spielt leise und einsam. Am Ende stirbt, wer sterben muss, und wieder einmal will man sich nicht fügen ins Unvermeidliche.