"Memoir of a Snail": Im berührendsten Schneckenhaus des Kinos
Ein Zwillingspaar und Geschwisterliebe in dunklen Zeiten: kleine Figuren aus Knetmasse geben dem Kinopublikum große Gefühle.
Am Donnerstag (23. Jänner) wurde sie mit einer Oscar-Nominierung als bester Animationsfilm geadelt, jetzt läuft die Produktion ganz neu bei uns im Kino: "Memoir of a Snail".
Der Australier Adam Elliot, der den Kurzfilm-Oscar 2000 für "Harvie Krumpet" abgestaubt hat, erzählt darin die Geschichte der Zwillinge Grace und Gilbert. Dominiert wird die melancholische Produktion aus Knetmassefiguren zwar von dunklen Tönen, doch sie ist durchaus voller Hoffnung.
Den Bruder stets an der Seite
Grace und Gilbert müssen früh mit dem Tod ihrer Mutter zurechtkommen. So verwundert es nicht, dass sich die kleine Grace gerne in ihr selbst geschaffenes Schneckenhaus zurückzieht. Mit einer Lippenspalte geboren, wird sie von ihren Mitschülern gehänselt. Doch Gilbert steht für sie ein und legt sich dabei mit Fieslingen an. Ihr Vater verliert sich währenddessen trotz heller Momente in Trauer.
- Der Trailer zum Film:
Die rosarote Brille sucht man generell vergeblich, wenn Regisseur Elliot zu seinen Knetmassefiguren greift. Seine entzückenden Stop-Motion-Charaktere werden folglich auch vom Jugendamt getrennt und wachsen in neuen, nicht sehr warmherzigen Familien auf. Die Sehnsucht nacheinander, nach Sicherheit und Geborgenheit scheint nicht erfüllbar. Pinky, eine so faltige wie liebenswert-schrullige Dame, soll sich aber als ihre Rettung entpuppen.
Eine fleckenfreie, quietschbunte Welt à la Disney bietet "Memoir of a Snail" nicht, jedoch schwarzen Humor, bemerkenswertes Handwerk und Momente und Menschen, die es mit Grace und Gilbert immer wieder gut meinen. Ein stabiles Gemüt ist von Vorteil, wenn man sich diesem Film hingibt. Eines ist aber sicher: Der Blick in dieses Schneckenhaus lohnt sich absolut.
- "Memoir of a Snail": AUS 2024, 94 Min., Regie: Adam Elliot, jetzt im Kino
- OÖN Bewertung: