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Peter Paul Wiplinger: Erinnerungen eines ewigen Querdenkers

13. Juli 2011, 00:04 Uhr
Erinnerungen eines ewigen Querdenkers
Peter Paul Wiplinger Bild: privat

Einer ist auf der Straße des Lebens unterwegs und weiß, die längste Wegstrecke hat er zurückgelegt. Doch blickt er nicht nach vorne auf ein Ziel, das in einer nicht abzuschätzenden Ferne liegt, sondern mehr in den Rückspiegel, sieht das Zurückliegende allmählich verschwinden, doch er zoomt sich Etappen, Menschen, Ereignisse immer wieder näher heran.

Der Haslach-gebürtige Peter Paul Wiplinger (Jahrgang 1939) schreibt über seine „Lebenswege“ in einem neuen Buch. Es ist ein persönliches Buch, eine erzählende Biografie, eingeflochten Begegnungen, Ereignisse. Geboren wurde er in eine Großfamilie in einer Gesellschafts-Szenerie, die auch noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg in provinzieller Starre verharrte.

Doch Peter war von Kind weg ein Unangepasster. Ein Querdenker in der Familie, im Ort, das „schwarze Schaf“. Irgendwann brach er aus, die Verlagerung des Lebensraums nach Wien war eher eine Flucht. Dort Studium, einwachsen in künstlerische Kreise, Entwicklung zum anerkannten Literaten. Auch in diesem Lebens-Segment ein Querdenker, verließ er den in Eigenliebe erstarrten österreichischen PEN-Club im Streit.

Jetzt das Erinnerungsbuch. Mit diesem kehrt er nicht nur gelegentlich buchstäblich, sondern auch emotional wieder heim. Rückblenden auf die Familie, Geschwister, Internate samt Missbrauchs-Skandalen, tief empfundene Religiosität, doch Abwendung von der Amtskirche mit ihrem heuchlerischen Handeln. Freundschaften. Einige spezielle, für ihn emotionell herausragende Begegnungen mit Literaten-Freunden, auch einer bemerkenswerten Frau.

Intensive Aufarbeitung

Man hat das Gefühl, wenn man Wiplingers aktuelles Buch-Schaffen beobachtet: Als wolle er in immer schnellerem Tempo intensiv sein Leben aufarbeiten, den Schreibtisch seiner Erinnerungen schlichten, umschlichten, ordnen: „Ich war und bin rückwärtsgewandt. Die Erinnerung stand und steht mir auch heute noch beim Leben in der Gegenwart im Weg … Ich war und bin vergangenheitsbezogen und rückwärtsgewandt.“

Der Text ist getönt von der Bewusstseins-Melancholie des Alterns, der Prozess hat auch schon einige Elemente der Körper-Struktur angekratzt. Es ist das Selbstbildnis eines Mannes mit Schreibmaschine, der mehr in sich hineinblickt als nach vorne. Auf seine besondere Art doch auch eine lesenswerte „Geschichte der Heimat“. (reta)

 

Das Buch: Peter Paul Wiplinger: „Lebenswege – Geschichten aus der Erinnerung“. Edition Geschichte der Heimat. 285 Seiten. 24,50 Euro.

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