LIVA: Warum das Dienstverhältnis mit dem Geschäftsführer gelöst wurde
Rene Esterbauer wusste von Lugers Chats mit Kerschbaum schon im Juli – weil er darauf falsch reagiert hat, muss er das Brucknerhaus verlassen
Am 16. Oktober ist Rene Esterbauer als kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA und damit des Brucknerhauses freigestellt worden. Nun steht fest, dass der 39-Jährige nicht in das Unternehmen der Stadt Linz zurückkehren wird. Auf Empfehlung der die Stadt vertretenden Rechtsanwälte „LeitnerLaw“ wurde vom geschäftsführenden Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) eine einvernehmliche Auflösung von Esterbauers Dienstverhältnis vereinbart. Prammer: „Rene Esterbauer übernahm die Geschäftsführung der LIVA in einer sehr schwierigen Zeit und führte das Haus allein – ohne künstlerische Leitung – fort. Trotz der herausfordernden Umstände konnten die künstlerischen und sportlichen Highlights dieses Jahres gemeinsam mit dem Team hervorragend umgesetzt werden. Das Dienstverhältnis wird mit 31. Mai 2025 beendet.“ Bis zu diesem Zeitpunkt werde Esterbauer seinen Urlaub verbrauchen und freigestellt sein. Zur Erinnerung: Auch der ehemalige Brucknerhaus-Chefdramaturg Jan David Schmitz baut schon seit Oktober 2023 und noch bis April 2025 seine Überstunden ab.
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Im Gespräch mit den OÖN sagt Esterbauer, es gehe ihm „den Umständen entsprechend gut“. Ob er sich etwas vorzuwerfen habe oder die Entscheidung der Freistellung nachvollziehen könne? „Dazu darf ich mich nicht äußern, weil ich eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben habe – es geht mir jetzt darum, mich beim Team der LIVA zu bedanken, das mich über all die Monate so gut unterstützt hat. Zusammen haben wir es geschafft, die Highlights dieses Jahres, 200 Jahre Anton Bruckner und 50 Jahre Brucknerhaus, gut über die Bühne zu bringen.“ Er wisse noch nicht, wie er sich beruflich orientieren werde, „das lasse ich auf mich zukommen, ich freu mich aber jetzt schon auf neue Herausforderungen“.
Ob der bislang vor allem sportlich orientierte Esterbauer ob seiner Erfahrungen im Brucknerhaus nun für Kultur entflammt sei? „Mir geht’s darum, Emotionen zu kreieren – das hab ich sowohl im Sport als auch in der Kultur tun dürfen, da möchte ich auch weiterhin aktiv sein“, sagt der ehemalige Motorrad-Profi. Persönlich sei es ihm ein Anliegen, dass sich die Situation rund um die LIVA alsbald beruhige und der eigentliche Zweck der LIVA, nämlich Sport- und Kulturerlebnisse zu schaffen, wieder in den Fokus rücke.
Das E-Mail vom 16. Juli
Wie war es zur Trennung von Rene Esterbauer gekommen? Am 11. Oktober erfuhr LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas, dass am 16. Juli ein E-Mail ans Brucknerhaus geschickt worden war, dem jene Chats angehängt waren, die am 20. August von den OÖN exklusiv veröffentlicht wurden und am 23. August zum Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geführt haben, weil dadurch nachgewiesen werden konnte, dass sich Luger und Kerschbaum nicht nur wider alle Behauptungen schon Jahre vor Dietmar Kerschbaums Bewerbung um die künstlerische Leitung des Brucknerhauses gekannt hatten, sondern auch, dass Luger diesem die Fragen vor dem Hearing der Bestellungskommission zugespielt hatte. Die Frage, warum gegen den ehemaligen Bürgermeister noch niemand Anzeige erstattet habe, wurde gestern sowohl von politischen Vertretern der Stadt als auch von Magistratsmitarbeitern oft gestellt.
In all diesen Punkten hatte Klaus Luger sieben Jahre lang gelogen. Wie nun bekannt ist, hat das E-Mail auch Esterbauer erreicht – und es heißt, der Geschäftsführer habe fortan nicht alles in seiner Macht Stehende zum Wohle der LIVA getan. Stattdessen soll Druck auf LIVA-Mitarbeiter ausgeübt worden sein, an der Vertuschung der E-Mail mitzuwirken. Es war die Zeit, in der Klaus Luger nicht nur Bürgermeister war, sondern auch noch Chef des LIVA-Aufsichtsrates und Eigentümervertreter.
Esterbauer, der zuvor bei Red Bull und KTM angeheuert hatte, trat seinen Brucknerhaus-Job am 1. März an. Nach der Freistellung Kerschbaums am 15. März leitete er die LIVA-Geschicke monatelang alleine. Hat er nun auf Lugers Geheiß gehandelt? Diese Frage bleibt vorerst unbeantwortet. Aus dem Brucknerhaus heißt es, Kerschbaum wollte den Chatverlauf aus einem älteren Handy wiederhergestellt haben – möglicherweise um im schwelenden Konflikt mit Luger den Druck zu erhöhen.
Schicksalhafte Irrtümer
Über eine Verkettung schicksalhafter Irrtümer sei der forensisch sichergestellte Chat-Verlauf per E-Mail ans Brucknerhaus geschickt worden. Unter anderem an Kerschbaums Adresse, die trotz seiner Kündigung am 9. Juli noch nicht abgeschaltet worden war, sowie an andere Brucknerhaus-Adressaten.
Dass aus diesen Chats und E-Mails nicht die richtigen Schlüsse gezogen und für das Unternehmen keineswegs die besten Schritte eingeleitet worden seien, begründet nun den Abschied von Esterbauer.
Seit 18. Oktober verantwortet der Linzer Steuerberater Alexander Stefan interimistisch die LIVA-Finanzen, um die Geschäftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, eine neue wirtschaftliche und künstlerische Leitung der LIVA zu installieren. Prammer zu den OÖN: „Es laufen Gespräche, mehr kann ich dazu noch nicht sagen.“
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Vielleicht findet man ja einen Nachfolger mit Ahnung.
8 Monate Arbeit - 7 Monate Urlaub.
Gratulation. Alles richtig gemacht.
In der Privatwirtschaft gibt es eine fristlose Kündigung, wenn ich mir so eine Verfehlung erlaube.
Oba, mia hams ja.
Ich komme zu dem Schluss: Vermeide künftig jede leitende Stelle in einer Institution/Unternehmen in dessen Aufsichtsrat/Beirat Politiker das Sagen haben.
Also gefühlt 95% der Betriebe in Linz. 😉
nicht nur in Linz - auch OÖ ist dafür anfällig.
Gutes Geschäft. 1. März bestellt, Mitte Oktober gefeuert und bis Mai 2025 bezahlt spazieren gehen.
Eh nur Steuergeld.
Nicht gefeuert - Dienstverhältnis einvernehmlich aufgelöst! Ob das ein gutes Geschäft ist, wage ich zu bezweifeln! Reputationsschaden kann teuer werden. Außerdem hat er es nicht darauf angelegt, dass das Dienstverhältnis derart kurz ausfällt!
Da wurde doch nur nach der "Kreisky-Doktoriere" gehandelt - nämlich:
„Macht es unter der Tuchent“
Im Club der Mächtigen werden generell die mitwissenden Verräter entsorgt.