Museums-Macher: Klaus Albrecht Schröder bleibt Albertina-Chef
WIEN/LINZ. Der seit dem Jahr 1999 amtierende Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder bleibt im Amt.
Der gebürtige Linzer ist Österreichs erfolgreichster Museums-Chef, hält geschliffene Reden aus dem Stegreif, pflegt Kontakte auf höchster Ebene und ist ein Macher mit Ehrgeiz, Charisma und Management-Qualitäten. Das sieht auch Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) so, der den Vertrag des langjährigen Albertina-Generaldirektors am heutigen Samstag nun bis Ende 2024 verlängert hat.
Bereits im Vorfeld hatte Schröder, der zuletzt etwa mit der Übernahme der Sammlung Essl für Schlagzeilen gesorgt hat, erklärt, sich wieder bewerben zu wollen. Schließlich wolle er nicht nur die - für Anfang Oktober geplante, doch aufgrund aufwendiger Restaurierungsarbeiten möglicherweise erst später erfolgende - Eröffnung der Albertina-Dependance im Künstlerhaus erleben, sondern auch ihren geordneten Betrieb. Nicht zuletzt dieser Umstand hat wohl dazu geführt, dass insgesamt nur neun Bewerbungen beim Bundeskanzleramt eingegangen waren. Schröder sieht nun mit "der Entscheidung für mein Museumskonzept die Gründung eines zweiten Standorts der Albertina für die Kunst der Moderne und Gegenwart begrüßt und bejaht".
Erst im Vorjahr konnte sich die Albertina über rund eine Million Besucher freuen, großer Publikumsmagnet war die Monet-Ausstellung, die mehr als 490.000 Besucher angelockt hat. Die Zahlen sprechen dabei für sich: 2017 hatte man noch rund 792.000 Besucher verzeichnet, im Jahr davor waren es rund 707.000 Besucher. Die Anzahl der Ausstellungen belief sich in den vergangenen fünf Jahren zwischen zehn und 16 Ausstellungen pro Jahr.
Klaus Albrecht Schröder, der bei Antritt seiner nächsten Amtsperiode 64 Jahre alt sein wird, wurde am 15. September 1955 in Linz geboren und studierte von 1976 bis 1983 Kunstgeschichte und Geschichte in Wien. Er dissertierte über den österreichischen Maler Richard Gerstl. Während seines Studiums war der groß gewachsene Mann mit der wohlklingenden Stimme beim ORF als Nachrichtensprecher tätig. 1983/84 war er Studienassistent am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 1987/88 persönlicher Referent der damaligen Wiener Kulturstadträtin Ursula Pasterk (SPÖ), zwischen 1988 und 1992 auch Herausgeber und Chefredakteur der Kunstzeitschrift "Kunstpresse".
Den entscheidenden beruflichen Sprung machte Schröder aber in der Länderbank, wo er das von ihm 1985 initiierte Kunstforum bis Mitte des Jahres 2000 leitete. Bereits hier bestach er durch zügige bauliche Erweiterungen, hervorragende internationale Kontakte und publikumsträchtige Ausstellungen. Die Sammlung Leopold ("Egon Schiele und seine Zeit" erreichte 1989 200.000 Besucher) präsentierte er dort ebenso wie die Sammlung Batliner (1998). Während er sich mit Rudolf Leopold in seinen drei Jahren als kaufmännischen Direktor der Stiftung Leopold (1996-1999) heftig zerstritt, war die Beziehung zu Herbert Batliner dauerhafter: 2007 wählte Schröder mit "Monet bis Picasso" in der Albertina denselben Ausstellungstitel wie im Kunstforum, konnte die Werke jedoch als Dauerleihgaben übernehmen und damit einen Coup landen.
1996 bis 2000 war Schröder Konsulent des Landes Salzburg für die Neuorganisation der Salzburger Landesmuseen, an dessen Ende der Neubau des Museums der Moderne am Mönchsberg stand. Mit 1. August 1999 wurde Klaus Albrecht Schröder zum Geschäftsführer der Albertina bestellt, deren Direktor er seit 1. Jänner 2000 ist. Als Albertina-Leiter hat er den Bau eines Tiefspeichers, die Errichtung eines Studiensaals, die Rückverlegung des Einganges hinauf auf die Bastei samt prägnantem Flugdach von Hans Hollein und die Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2003 erreicht und gemanaget. Vom 80 Millionen Euro-Baubudget wurden 20 Millionen privat aufgebracht. Seit dem Jahr 2003 verzeichnete man bei rund 180 Ausstellungen insgesamt mehr als 11 Millionen Besucher.
Schröder gründete die Fotosammlung der Albertina, positionierte die ehemalige Grafiksammlung als universales Kunstmuseum neu und steigerte in mehreren Etappen die Ausstellungsfläche von 120 auf mehr als 5.750 Quadratmeter. In Kooperation mit der Haselsteiner Familienstiftung präsentiert er künftig die Sammlung Essl - die zur Hälfte als Schenkung an die Albertina ging - im derzeit im Umbau befindlichen Künstlerhaus am Karlsplatz. Kritik von außen kam dabei vor allem aufgrund der zusätzlich notwendigen Subvention seitens des Bundes auf, die sich etwa 2018 auf 800.000 Euro belief. Auch weitere Mäzene und Sammler wie Mathias Forberg, Donald Kahn oder Carl Djerassi haben dem Albertina-Chef ihre Wertschätzung durch Leihgaben, Schenkungen oder großzügige Finanzmittel zum Ausdruck gebracht.
Karrieretiefs und Krisen wie die "Hasen-Affäre", als im Jahr 2005 Dürer-Preziosen wie der "Feldhase" an den Prado verliehen wurden, ohne einen Ausfuhrbescheid des Bundesdenkmalamts abzuwarten, oder den Wassereinbruch in den Tiefspeicher 2009, bei der die Schätze aus höchster Gefahr gerettet wurden (was Schröder über einen "modernen Gottesbeweis" philosophieren ließ), hat Schröder unbeschadet überstanden.
Schröder ist u.a. Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, des "Ordre des Arts et des lettres" und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien. Klaus Albrecht Schröder hat einen Sohn aus zweiter Ehe und ist seit März in dritter Ehe mit Nina Lerchner, seiner ehemaligen Fitnesstrainerin, verheiratet.
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Er muss ja in Wien bleiben und kann gar nicht nach OÖ zurück, da er ja den hiesigen Dialekt verachtet!
Einen Bessren find'st du nicht.
Und auch Keinen mit breiteren Ellbogen.